Abgleich Fragen zu SK 22

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othello
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Abgleich Fragen zu SK 22

#1 Beitrag von othello » 18.11.2012, 22:48

Da ich nun schon so tief in die Innereien des SK 22 wate, würde es mich mal interessieren ob hier schon jemand eine technische Restaurierung des kleinen Gerätes vorgenommen hat, gefunden habe ich noch nichts entsprechendes...

Gruss Othello

othello
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#2 Beitrag von othello » 26.11.2012, 18:10

Ich hoffe ja immer noch dass irgend jemand hier sich auch der elektronischen Reparatur eines SK 2/2 verschrieben hat, denn ich habe jetzt ein Problem.

Beim Abgleich nach der mir überlassenen Abgleichanweisung rauchte auf einmal der W9 und das Radio spielte nicht mehr. Es stellt sich heraus, dass der Oscillator nicht mehr schwingt. Ob die beiden Dinge zusammenhängen wage ich zu bezweifeln, aber sie passierten eben fast zusammen.

Ich würde gerne den Mixer vom Rest des Radios trennen und erst einmal sehen, dass ich den Oscillator wieder zum Schwingen bekomme.

Hat hier jemand Erfahrung damit?

Danke für jede Hilfe

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henry2
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#3 Beitrag von henry2 » 28.11.2012, 14:38

Hallo Othello,

Ich gehe davon aus, Deine Schilderungen betreffen den AM-Betrieb. Das Abrauchen von W9 steht weder im Zusammenhang mit dem Abgleichvorgang noch wird davon der Oszillator tangiert.

Wenn Du gerne den "Mixer" vom Rest des Radios trennen möchtest, ziehe einfach Rö2. Wie hast Du festgestellt, dass der Oszillator nicht schwingt? Hattest Du hinter C17 (also am Bremsgitteranschluss von Rö2) mal ein Oszilloskop angeschlossen? Dort sollte das AM-Oszillatorsignal anstehen (und sich bei Verstellen des Drehkos natürlich auch in seiner Frequenz ändern).

Zunächst würde ich mich aber erst mal auf die Suche nach der Ursache des Abrauchens von W9 machen. Erneuere erst mal den W9 und messe dann bei herausgezogender Rö2 die Anoden- und Schirmgitterspannung nach. Sie müssten beide identisch sein und jeweils gut 150V betragen. Messe dann mal mit dem Ohmmeter am Anoden-Pin der (gezogenen) Röhre gegen alle anderen Pins den Widerstand. Er muss immer ∞ sein. Falls nicht: Röhre defekt.

Wenn Du das alles erledigt hast, berichte doch wieder über Deine Ergebnisse. Bitte aber möglichst etwas präziser als zuvor; dann fällt die Diagnose leichter :wink:.

Viele Grüße

Heinrich

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#4 Beitrag von othello » 07.12.2012, 00:40

Also:

ein Test der gezogenen Röhre zeigt die ist ok.

Ich habe w9 ersetzt und dann bei gezogener Röhre die Anoden-und die Schirmgitter-spannung dieser Röhre gemessen, sie waren beide ähnlich fielen aber auch schnell, 60, 50 40V usw.
Sie blieben bei 25V als ich das Gerät abschaltete weil der W9 wieder sehr dunkel und warm wurde.

Habe dann am direkt Gleichrichter gemessen, waren so um 130V.
Der heisse Widerstand scheint aber auf einen hohen Verbrauch hinzuweisen und nicht auf einen fehlerhaften Gleichrichter.

Der Verdacht fällt dann ja wohl auf einen der Kondensatoren, die direkt vom Netzteil gen Erde gehen, also zum Beispiel C11, oder?

othello
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#5 Beitrag von othello » 10.12.2012, 18:25

Hier einen Zusatz zu meinen letzten Experimenten.

Habe den Verstärker bei meinem SK 2 isoliert und getrennt geprüft. Ist zwar nicht HiFi aber funktioniert ok. Spannung am Gleichrichter etwa 180V.

Dann Rest des Radios wieder angeschlossen, dabei ging die Spannung am Gleichrichter um knapp 10V zurück.
Auf FM Oszillator mit Scope überprüft, funktioniert im mittleren Drekobereich, Spannung wird aber an den extremen Enden des Drehko bereichs sehr gering, 40 mV ptp.
Aber UKW funktioniert, wenn auch schwache Ausgangsleistung, manchmal zu leise.

Dann bemerkte ich, das Bewegen der R2 die Oszillatorschwingung abreissen liess und die Gleichrichterspannung in diesen Momenten auf etwa 130 V abfiel. Kein Radioempfang!
Der Oszillator schwächelt also, warum verstehe ich nicht.
Ist es, weil eventuell ein Kontakt zur Röhre unterbrochen wird?
Ist es, dass durch Bewegen der Röhre die Schwingung abreisst?

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#6 Beitrag von henry2 » 10.12.2012, 20:57

Hallo Othello,

sprechen wir über einen SK 22 oder einen SK 2/2? Wenn Du einen SK 2/2 hast, lassen Deine Beschreibungen darauf schließen, dass C21 (5 nF) einen Kurzschluss hat. Nur dann kann sich W9 bei gezogener Rö2 erwärmen.

Beim SK 22 wäre das kaum möglich, da bei diesem noch ein Widerstand mit 100 KOhm und parallelgeschalteten Kondensator C45 (5 nF) zwischengeschaltet ist. Dass C21 und C45 einen Kurzschluss aufweisen, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Da Du in Deinem Thread den SK 22 und den SK 2/2 erwähntest, stelle ich mal beide Schaltpläne ein.

Bild (SK 22) Bild (SK 2/2)

Bevor wir mit der Diagnose fortfahren, müssen wir erst mal wissen, welcher der beiden auf Dein Gerät zutrifft.

Gruß Heinrich

othello
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#7 Beitrag von othello » 11.12.2012, 18:48

Hallo Heinrich,

Welches Modell ich habe war mir selbst nicht so ganz klar, die Rückwand sagt SK 2/2 und der beiliegende Schaltplan sagt SK 22.

Ich habe nachgeschaut und jetzt steht fest, ich habe den SK 22, denn es existieren sowohl C45 mit parallel geschaltetem Widerstand sowie auch C21.


Was mit dem Gerät los ist ist mir im Moment überhaupt nicht klar.
FM funktioniert meistens, AM nie oder fast nie.

Fest scheint nur zu stehen, das der Oszillator manchmal aufhört zu schwingen und damit einher geht ein Absacken der Spannung am Gleichrichter auf etwa 130 V.
Wackeln an der Rö 2 hilft, aber ich glaube nicht, dass es am Röhrensockel liegt, berühren eines der umliegenden Komponenten mit der Scope probe hat oft denselben Effekt, der Oszillator hört auf zu schwingen.
Auch kann ich die Oszillatorfrequenz mit dem Scope nicht feststellen, berühren von Bremsgitteranschluss von Rö2 hat den Zusammenbruch der Schwingung zur Folge, der Oszillator schwächelt wohl, das scheint mir nicht normal zu sein.

Gruss Othello

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#8 Beitrag von wickerge » 12.12.2012, 09:23

Hallo zusammen,
jetzt muß ich doch mal blöd fragen: was ist SK 22 für eine Version des SK-Radios? In der Tax-Liste gibt es nur SK2 (in 2 Versionen), SK 2/2, SK 2-US und SK 25. Dann gibt es noch SK 2b (ungelabeltes SK 3?), aber von einem SK 22 habe ich bisher noch nie gehört.

Herzliche Grüße
Gerhard

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#9 Beitrag von henry2 » 15.12.2012, 22:41

Hallo Othello,

die Oszillatorschwingung dürfte nicht abreißen, wenn Du mit dem Tastkopf Deines Oszilloskops das Bremsgitter von Rö2 berührst. Probiere es mal mit einem 100 pF-Kondensator, den Du der Meßspitze vorschaltest. Damit sollte eine ausreichende Entkopplung gewährleistet sein, um das Oszillatorsignal nicht abbrechen zu lassen.

Was mich stutzig macht, ist die Überlastung von W9, wenn Du an Rö2 wackelst. Das könnte auf einen "wackelabhängigen" Kurzschluss zwischen Anode und Schirm (Sockelanschluss Nr. 6 bzw. 7) oder aber (intern) zwischen Anode und Bremsgitter hindeuten. Durch W9 würde dann ein unzulässig hoher Strom fließen, wodurch nicht nur der Widerstand "gebraten" wird, sondern auch die Anodenspannungsversorgung am Gleichrichter bzw. Siebelko spürbar einbricht.

Hast Du's schon mal mit einer anderen EF89 versucht? Falls Du keinen Ersatz zur Hand haben solltest, tut's probehalber auch eine EF85, notfalls sogar eine EF80. Alle drei Typen haben die gleiche Sockelbeschaltung, die beiden letzteren wurden aber für höhere Betriebsspannungen konstruiert, ziehen einen etwas höheren Heizstrom und weisen ein unterschiedliches Regelverhalten auf. Für eine grundsätzliche Funktionsprüfung würde das aber keine Rolle spielen.

Falls Du überhaupt keine Ersatzröhre besitzen solltest, probiere einmal, die beiden EF89 (Rö2 und Rö3) gegeneinander auszutauschen. Falls die "ursprüngliche" Rö2 tatsächlich einen internen Schuss haben sollte, musst Du darauf achten, dass Dir nicht auch noch W11 abraucht; der würde dann allerdings "nur" mit ca. 2,25 Watt belastet.

Prüfe aber bitte noch einmal nach, ob sich im Sockelbereich von Rö2 wirklich keine Bauteile, keine Anschlüsse und keine Lötstellen befinden, bei denen sich durch gegenseitiges Berühren ein Kurzschluss ergeben könnte.

@Gerhard: Hallo Gerhard, zu meinem Bedauern kenne die SKs (seit kurzem) nur von den Schaltplänen her und (schon seit längerem) von Abbildungen. Leider habe ich noch nie eines dieser schönen Gerätchen besessen. Ich vermute aber, dass die Bezeichnung SK22 eher interner Natur war, mit der kleine schaltungstechnische Modifikationen der späten SK2/2-Serie dokumentiert wurden.

Viele Grüße

Heinrich

othello
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#10 Beitrag von othello » 21.12.2012, 11:29

Hallo Heinrich,

Erstmal vielen Dank für Deine Hilfe.

Und gleich einige Korrekturen.

Der W9 ist spontan abgeraucht, nachdem ich an der ZF gedreht hatte. Ein neu eingelöteter Widerstand wurde zwar zuerst sehr warm, aber er lebt immer noch.

Das Abreissen der Oszillation ist intermittent, gestern lief der Oszillator die ganze Zeit, allerdings über den Frequenzbereich verteilt mit deutlich unterschiedlichen Spannungen. Wenn der Drehko ganz raus it etwa 250 mV, wenn der Drehko ganz drin ist nur noch 10% davon.

Ich habe die EF 89 gegen ihren "Nachbarn" ausgetauscht, das Abreissen der Oszillation beim Wackeln an der Röhre bleibt, ich vermute ein Problem mit der Fassung, kann aber mit dieser Macke leben, da ich die Röhre ja normalerweise in Ruhe lasse.

Was mir klar wird ist, dass ich erstmal mein theoretisches Wissen bezüglich der Funktion dieses kleinen Radios erweitern muss. Ich würde gerne die funktionalen Gruppen der Schaltung besser verstehen. Also z.B.

schwingt dieser Oszillator immer im selben Bereich, d.h. er wird für MW und UKW nicht auf eine andere Frequenz umgeschaltet? Ich messe keinen Unterschied in der Oszillatorfrequenz wenn ich von MW auf UKW umschalte. Und wie gesagt, UKW funktioniert leidlich, MW nicht.

Und was sind die frequenzbestimmenden Elemente dieses Oszillators?

Was bestimmen die Spulensätze im abgeschirmten Tunerteil, die in der Abgleichanweisung nicht erwähnt werden?

Wenn es irgendwo eine breite, verständliche, technische Erklärung dieser Schaltung gibt, so wäre ich für ein Link sehr dankbar.

Othello

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#11 Beitrag von henry2 » 26.12.2012, 18:44

Hallo Othello,

ich hoffe, Du hattest trotz Deines Sorgenkindes SK 2/2 (oder 22?) ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest gehabt.

Gerne möchte ich versuchen, so gut ich kann ein wenig Licht in die Funktionsweise dieses kleinen Radios für Dich zu bekommen.

Zunächst zum AM-Empfang:

In den Nachkriegsjahren und bis weit in die 50er Jahre hinein, war man sehr erfinderisch, durch Schaltungskniffe die Anzahl der teuren Röhren nach Möglichkeit zu minimieren, was natürlich insbesondere für die kleinen, preiswerten Exemplare der Gattung "Rundfunkempfänger" galt.

So kam man auf die Idee, die für den FM-Empfang erforderliche Rö1 (ECC85) zumindest teilweise auch für den AM-Empfang mit zu verwenden und kreierte durch eine trickreiche Schaltung aus der ersten Hälfte dieser Röhre den AM-Oszillator. Dies in der für Oszillatoren in Rundfunkempfängern selten angewandten ECO-Schaltung. Mit dem (unterhalb von C4 dargestellten) Umschalter "U/M" wird in der Stellung "M" der abstimmbare Oszillator-Schwingkreis über C2 in die Oszillatorschaltung eingebunden.

Über C17 wird die Oszillatorfrequenz in das als zweites Steuergitter missbrauchte Bremsgitter von Rö2 eingespeist, so dass die EF89 als Mischröhre für multiplikative Mischung dient. Auf diese Weise wurde die zeitgemäße, aber teurere Verbundröhre ECH81 eingespart, bei der normalerweise das Triodensystem als Oszillator und das (für diesen Zweck auch konstruierte) Heptodensystem als Mischröhre fungieren würde.

Rö2 dient also einerseits zur Verstärkung der durch den HF-Vorkreis vorselektierten Hochfrequenz, die über den zweiten "U/M"-Umschalter ihrem Steuergitter und zugeleitet wird und andererseits, wie bereits erwähnt als Mischröhre. An deren Anode wird dann u.a. das ZF-Signal ausgekoppelt und mittels des Bandfilters (mit den Kondensatoren C41 und C42) selektiert. - Die Spulen haben leider alle keine Bezeichnung.

Rö3 ist alleine für die ZF-Verstärkung zuständig. Durch das folgende Bandfilter (mit den Kondensatoren C43 und C44) wird die Selektivität nochmals erhöht. Am sekundären Schwingkreis des Bandfilters folgt dann die Demodulation des ZF-Signals durch ein Diodensystem der EABC80 (Rö4, Pin 6+7). Die NF steht am "kalten Ende" des Schwingkreises an und wird in der Stellung "M" des vierten "U/M"-Umschalters über C33 ausgekoppelt und dem Steuergitter des Triodensystems von Rö4 zugeleitet, nachdem sie noch den dazwischen liegenden Lautstärkeregler W15 passiert hat.

Durch die Gleichrichtung des AM-ZF-Signals entsteht am Fußpunkt dieses Sekundärschwingkreieses neben der NF auch eine signalstärkeabhängige - und gegen Masse bezogen - negative Gleichspannung. Diese wird zum Zweck einer automatischen Verstärkungsregelung über W20, W19, W10 und den Spulen der dazwischen liegenden Schwingkreisen den Steuergittern von Rö2 und Rö3 zugeleitet. So wird mit wachsender Signalspannung die Verstärkung dieser beiden Röhren zurückgefahren.

Nun zum FM-Empfang:

Der AM-Ozillatorschwingkreis wird in der Stellung "U" des ersten "U/M"-Umschalters kurzgeschlossen.

Im FM-Betrieb dient die erste Hälfte von Rö1 der reinen Verstärkung des FM-HF-Signals. Breitbandig zwischen Kathode und Steuergitter eingekoppelt, steht dann an der Anode das verstärkte HF-Signal an. Die Induktivitäten der Drahtwiderstände W2 und W6 stellen für UKW einen so hohen Widerstand dar, dass das HF-Signal keine ungewollte Abschwächung durch die Widerstände erfährt. Die HF-Selektion erfolgt über den abstimmbaren Schwingkreis im Anodenkreis der ersten Hälfte von Rö1.

Die zweite Hälfte von Rö1 dient einerseits als FM-Oszillator und andererseits gleichzeitig als FM-Mischstufe; man nennt das daher auch "selbstschwingende Mischstufe". Das Oszillatorsignal wird am Osz.-Schwingkreis induktiv ausgekoppelt und zusammen mit dem HF-Signal ins Steuergitter eingespeist. Da hier sowohl das HF-Signal als auch das Oszillatorsignal einer einzigen Elektrode zugeführt werden, handelt es sich um eine additive Mischung.

Die FM-ZF wird an der Anode der zweiten Hälfte von Rö1 ausgekoppelt. Durch das 1. ZF-Filter (mit den Kondensatoren C16 und C19) erfolgt die erste ZF-Selektion, wonach es über den zweiten "U/M"-Umschalter in der Stellung "U" ins Steuergitter von Rö2 eingespeist wird. Die ZF-Verstärkung von Rö2 und Rö3 sowie die Selektion durch die nachgeschalteten Bandfilter erfolgt auf die gleiche Weise wie bei AM. Doch halt, nach Rö3 folgt kein normales Bandfilter, sondern ein Ratiofilter, das zusammen mit den beiden restlichen Diodensystemen der EABC80 (Pin 1+7 und 2+3) den FM-Demodulator in Form eines Ratiodetektors bildet.

Eine automatische Verstärkungsregelung ist bei FM nicht erforderlich, da man trotz der gewünschten, möglichst wirksamen AM-Unterdrückung bei größtmöglicher ZF-Verstärkung auf die gute Begrenzerwirkung des Ratiodetektors zählen kann.

Die Auskopplung der NF erfolgt dann über W13 (der zusammen mit C29 die De-Emphasis bildet) und den dieses Mal auf "U" stehenden vierten "U/M"-Umschalter in Richtung Steuergitter der Triode von Rö4, dessen Vorspannung statisch über den hohen Ableitwiderstand W18 erzeugt wird.

Mit der NF geht’s nach der Vorverstärkung hurtig weiter über C36 in Richtung Endstufe mit Rö5, wobei es noch gilt, am Höhenregler W16/C34 vorbeizukommen, mit dem man die hohen Tonfrequenzen mehr oder weniger abschwächen kann. W22 verhindert eine hochfrequente Schwingneigung der EL84 in dieser Schaltung.

Was mir auffiel und den unbedingten Sparzwang bei diesem Gerätchen auch bestätigte, ist die Verwendung eines Einweg-Gleichrichters in der Anodenspannungsversorgung. Hier mussten - wie auch an anderen Stellen - diesbezüglich doch einige Kompromisse eingegangen werden.

Ich hoffe, dass ich bei meiner Beschreibung so einigermaßen ein Mittelmaß zwischen notwendigen und nicht so wichtigen Erläuterungen eingehalten habe. Sollten aber noch Fragen offen geblieben sein, so werde ich gerne versuchen, sie zu beantworten.

Viele Grüße

Heinrich

andreas schnadt
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#12 Beitrag von andreas schnadt » 26.12.2012, 22:14

Einfach Spitzenklasse, wie Du die Technik erklären kannst, Hut ab!
Gruß Andreas :lob:
Viel Freude beim Hören !

othello
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#13 Beitrag von othello » 05.01.2013, 00:54

Hallo Heinrich,

Das Weihnachtsfest war ok, die nachfolgende Grippe eher nicht so...

Auch ich muss mich dem letzten Poster anschliessen und Dir für die Erklärungen über die Schaltung des kleinen Radios sehr danken, das war wirklich wunderbar geschrieben.

Ich werde jetzt versuchen, anhand Deiner Erklärungen an den verschiedenen Punkten die entsprechenden Signale auf dem Oszillographen darzustellen.

Leider kann ich das AM Oszillatorsignal, welches ich bei C17 erwarte, nicht darstellen. An dem Punkt erhalte ich nur eine Oszillatorfrequenz von etwas über 100 Mhz, also die FM Oszillator Frequenz, veränderlich mit C9.
Umschalten auf AM macht keinen Unterschied, obwohl ich nun doch etwa 1 bis 2 Mhz als AM Oszillatorfrequenz erwarte. Das wird wohl der Grund sein für den nicht funktionierenden AM Teil. Oder?

An der Kathode (pin 3) der ECC85 messe ich 0 Volt anstatt der angegebenen 0.9Volt.
W6 und W2 scheinen in Ordnung.

Was ist da los?

Othello

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henry2
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#14 Beitrag von henry2 » 08.01.2013, 20:42

Hallo Othello,

Dein letzter Satz war der wichtigste; wenn Du an der Kathode der ersten Hälfte von Rö1 (Pin 3) keine Spannung misst, heißt das, dass die Röhre keinen Anodenstrom zieht (Soll: 4,5 mA). Das liegt entweder an der Röhre selbst oder am Widerstand W3.

Miss doch mal die Anodenspannung an Pin 1. Wenn dort eine Spannung von ca. 150 V anliegt und W6 intakt ist, ist die Röhre taub und muss ersetzt werden. Wenn Du dort keine Spannung oder eine erheblich zu niedrige misst, ist W3 unterbrochen oder sehr hochohmig geworden.

An einer Unterbrechung des Kathodenwiderstandes W6 kann's theoretisch zwar auch liegen, ist aber bei so einem stabilen Drahtwiderstand eher unwahrscheinlich.

Du musst an diesen Stellen einfach nochmal Dein Messinstrument bemühen, dann sollte der Fehler schnell eingekreist sein.

Gruß Heinrich

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#15 Beitrag von othello » 12.01.2013, 14:03

Bingo.

Vielen Dank Heinrich.
W3 hatte nicht 2 K sondern war unterbrochen.
Jetzt schwingt der MW Oszillator und man hört was auf der Mittelwelle.

Ich habe meinen Wobbelsender auf 460 KHZ +- 50 KHZ eingestellt, das Signal auf den Antenneneingang gegeben und das Resultat an der Anode von Rö 3 angeschaut.
Dann die 4 ZF Filterkerne auf eine optimale Filterkurve bei 460 KHZ eingestellt.
Sehr befriedigend.

Jetzt hört man deutlich mehr auf MW, allerdings mehr an einem Skalenende als am anderen. Diese Ungleichmässigkeit lässt sich durch die MW Eingangsspule sowie auch durch den ZF Saugkreis beeinflussen (wenig durch den MW Eingangstrimmer), allerdings scheint das Optimum am einen Skalenende immer zu Lasten des anderen Skalenendes zu gehen. Es braucht also wohl eine bessere Abgleichstrategie als die meinige.

Aber bis hierher schon mal ein grosser Erfolg

Othello

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#16 Beitrag von henry2 » 12.01.2013, 22:10

Hallo Othello,

Glückwunsch! Freut mich, dass der Fehler nun gefunden und behoben ist. Damit müsste jetzt auch der FM-Empfang erheblich an Empfindlichkeit gewonnen haben.

Was die AM-ZF angeht, so weiß ich nicht, ob sie bei diesem Gerät auf 455 oder 460 KHz ausgelegt wurde. Von Hersteller zu Hersteller oft unterschiedlich, wurde die eine oder die andere Frequenz verwendet.

Bei den Empfängern der Firma Braun, von denen ich die AM-ZF-Frequenz kenne, wurde sie auf 455 KHz abgestimmt. Ich nehme daher an, dass dies auch für die SK-Serie gilt.

Was meinst Du übrigens mit dem "ZF-Saugkreis"? Es existiert kein solcher - wozu auch? Was den Abgleich des Vorkreises angeht, so solltest Du den 20pF-Trimmer des Eingangskreises am kurzwelligen Ende der Frequenzskala, also bei ca. 1.630 KHz auf Maximum abstimmen, den Spulenkern des Eingangskreises am langwelligen Ende der Frequenzskala, also bei ca. 510 KHz. Wegen gegenseitiger Beeinflussung muss dieser Vorgang mehrmals wiederholt werden.

Normalerweise werden die beiden Frequenzen vom Hersteller zum Erreichen eines bestmöglichen Gleichlaufs in der Abgleichanweisung genau angegeben. In Ermangelung einer solchen funktioniert die Vorgehensweise nach obiger Beschreibung in der Regel aber auch ganz gut.

Viel Freude mit Deinem SK22 wünscht Dir

Heinrich

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#17 Beitrag von henry2 » 14.01.2013, 20:45

Hallo Othello,

vorhin habe ich in einem früheren Beitrag von Dir entdeckt, dass Rainer Hebermehl Dir (und natürlich auch uns allen) mit seiner Antwort die kompletten Serviceunterlagen (d.h. auch die Abgleichanweisung) für den SK22 zukommen ließ.

Daraus gehen die in meinem vorigen Beitrag erwähnten Eckfrequenzen zur Einstellung des Gleichlaufs hervor. Sie weichen von meiner Empfehlung ab und betragen demnach 575 und 1.439 KHz (nach Einstellung der Oszillatorfrequenz am langwelligen Skalenende bei 515 KHz). Siehe hierzu Abschnitt D) der Abgleichanweisung.

Ein ZF-Saugkreis, bestehend aus C18 und der in Serie geschalteten abstimmbaren Spule existiert tatsächlich. Er liegt parallel zum Vorkreis und ist an dieser Stelle auch sinnvoll. Aufgrund der eher bescheidenen HF-Selektivität, die ausschließlich vom Vorkreis bestimmt wird (für einen Zwischenkreis gab es wohl kein Budget), verhindert der Saugkreis eine störende Rückkoplung der ZF auf den Eingang.

Wenn Du die Abgleichanweisungen des Herstellers genau einhältst, erzielst Du sicherlich optimale Ergebnisse.

Viele Grüße

Heinrich

woosterbaan
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Re: Abgleich Fragen zu SK 22

#18 Beitrag von woosterbaan » 10.09.2015, 11:31

Hallo SK-Freunde!
Bite Verzeihung für meine schlechte Deutsch, bin aus Holland. Ich habe ein schöne Braun SK2 bekommen, und habe probiert die Abgleich an zu fassen, denn am UKW-bereich ist der Klang zerstört, ratio-Elco habe ich bereits ausgewechselt.
Glücklich habe ich diesem Forum entdeckt, mit sehr viele deutliche Tips und Erklärung. Habe schon sehr viel gelernt!
Und habe in diesem Forum irgendwo eine Zeichnung gesehen, in einem Beitrag von herr Hebermehl, mit der Abgleichanweisung. Aber die Zeichnung ist sehr low-res. Anklicken wirkt nicht. Gibt es auch eine high-res Zeichnung?

Danke sehr,

Warna Oosterbaan
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Re: Abgleich Fragen zu SK 22

#19 Beitrag von Paparierer » 10.09.2015, 17:11

Willkommen im Forum Warna!
Es gibt ein paar Forumsmitglieder, die auch Niederländisch sprechen, die können Dir ev. noch mehr helfen.
Ich poste jetzt hier noch einmal die von Rainer veröffentlichen Seiten und hoffe, Du kannst sie durch daraufklicken öffnen.
Falls nicht, liegt es wohl an Deinem PC/Software/Einstellungen.

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Gruß, Gereon
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meistens ist es was mechanisches...
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The price of anything is the amount of life you exchange for it.
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