audio 308S Endstufe 1 Kanal defekt

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wernerhuss
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audio 308S Endstufe 1 Kanal defekt

#1 Beitrag von wernerhuss » 12.01.2013, 21:53

Hallo,

nachdem meine audio 308S die letzten 20 Jahre im trockenen Keller gestanden hat, wollte ich sie jetzt nach meinem Umzug im Arbeitszimmer wieder in Betrieb setzen. Das hat leider nicht so ohne weiteres funktioniert:
Nach dem Einschalten roch es "warm elektrisch", aus den Lüftungsschlitzen an der Hinterkante stieg ein kleines Rauchwölkchen auf. Natürlich habe ich das Gerät sofort ausgeschaltet und vom Netzt getrennt.
Gestern habe ich dann das Gehäuseoberteil abgenommen, die Kiste gründlich gereinigt und das bewegliche Blechteil mit den Schalt- und Reglerplatinen hochgeklappt. Auf der Platine darunter, auf der die Spannungsversorgung und die Endstufen sind, fielen mir als einzige Stellen, die Hitzeschäden hatten, die Widerstände R606 und R618 auf, die ich im Schaltplan rot markiert habe.

Bild

Beim R606 ist der Lack schwarz verfärbt, beim R618 ist der Lack so weit verbrannt, dass man ihn als Asche abwischen kann.

Ich habe das Gerät dann noch einmal eingeschaltet, es gab weder neue Geruchsentwicklung noch irgendwelche Rauchwölkchen. Das Radio spielt, Tonbandanschluss funktioniert auch, allerdingskommt die Musik nur aus dem linken Kanal. Die defekte rechte Endstufe passt ja auch zu den verbrannten R606 und R618.
Bei diesen Platinen traue ich mir - im Gegensatzt zu den Platinen eines R4 oder CC4 - den Austausch von Bauteilen durchaus zu, allerdings habe ich von der Elektronik wenig Ahnung. Ein Austausch der Widerstände ohne Ursachenforschung, warum sie heiß geworden sind, dürfte wenig sinnvoll sein.

Nun meine Frage: Gibt es beim audio 308 auch ein Elko-Problem wie bei den atelier-Geräten? Sollte man da vorsorglich welche austauschen? Und das wichtigste: Lässt sich aus dem Schaltplan eine Vermutung für die Fehlerursache herleiten, z.B. ein Bauteil, was hier der "übliche Verdächtige" ist?

Falls eine solche Ferndiagnose nicht möglich ist: Könnte man diese Platine ausbauen und einzeln zur Reparatur schicken, oder geht eine Reparatur nur mit dem ganzen Gerät? Ich frage, weil ein Versand dieser sperrigen Kiste ja nicht ganz einfach ist.

Nächste Frage: Was kann man gegen ein am Betätigungsknopf durchrutschendes Skalenseil machen? Den Drehko habe ich schon ausgebaut und gängig gemacht, daran sollte es nicht liegen. Allerdings ist das Seil teilweise mit Fett verschmiert, weil irgendein Künstler den Skalenzeiger übermäßig gefettet hat und dieses Fett auch an das Seil geschmiert hat. Kann man das Seil nach Ausbau mit Benzin oder Spiritus auswaschen, und könnte das Erfolg versprechen? Oder gibt es irgendwo noch neue Seile?

Ich bin für alle Tipps dankbar,
viele Grüße aus dem Norden
Werner
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#2 Beitrag von braunfreund » 13.01.2013, 18:18

Hallo Werner,

wahrscheinlich haben die beiden 100uF- Elkos, die an die rotmarkierten Widerstände angrenzen, einen Kurzschluss oder zumindest niederohmigen Widerstand. Das kommt bei diesen Endstufen häufiger vor, oftmals ist auf der Plusseite der Elkos auch Flüssigkeit ausgelaufen. Warum diese Elkos kaputtgehen, konnte ich nie feststellen, es ist aber immer nur ein Kanal betroffen, nich immer derselbe. Wegen der Zuverlässigkeit empfehle ich, diese Elkos bei der andren Endstufe auch auszutauschen. Ich verwende als Ersatz 100uF/ 63V- Typen.
Die Widerstände müssen natürlich auch ausgetauscht werden, zumindest der verkohlte.

Das Skalenseil kann entfettet werden, indem es durch ein zusammengefaltetes Löschblatt (oder Kaffeefilter) gezogen wird, das mit Isopropanol, Brennspiritus oder einem anderen fettlösenden Mittel getränkt ist. Farbverdüner könnte das Kunststoffmaterial auflösen, ist nicht zu empfehlen.

Mit freundlichem Gruß

Lutz

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#3 Beitrag von wernerhuss » 13.01.2013, 19:29

Hallo Lutz,
da haben wir ja schon zwei Verdächtige. Die habe ich ausgebaut. Ein Messgerät für Kapazitätsmessung habe ich zwar nicht, aber eine Widerstandsmessung mit dem Ergebnis 13 Ohm dürfte ja auch reichen. Bei Gleichspannung sollte der Widerstand ja - nach Aufladung des Elko - unendlich sein. Oder liege ich mit meinen rudimentären Kenntnissen da falsch? Ausgelaufen ist nichts, die Elkos sind optisch unauffällig.
Ich werde also jetzt Ersatzteile bestellen und die Teile dann austauschen. Wenn ich gerade dabei bin, fliegen die 4 Elkos mit 2200µF auch gleich mit raus.
Ich werde berichten...

Vielen Dank

Werner
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#4 Beitrag von wernerhuss » 23.01.2013, 01:37

Nachdem ich die Ersatzteile bekommen habe, habe ich heute alle Elkos im Netzteil und die zwei verkohlten Widerstände ausgewechselt.
Den Drehkondensator musste ich noch einmal ausbauen, es war noch immer altes Fett vorhanden, welches wieder ausgehärtet war. Nach gründlicher Wäsche mit Alkohol habe ich die Lager neu gefettet, jetzt rutscht auch das Skalenseil nicht mehr durch.
Da vor 30 Jahren in einer Werkstatt 4 Preomatköpfe gekillt und laienhaft wieder angeklebt wurden, musste ich da auch noch ran. Die Reste der Stift rausprökeln war langwierig, das Reinstecken der neuen Knöpfe (vielen Dank Herr Hebermehl) eine Kleinigkeit. Jetzt ist auch hier wieder alles schön.
Die Schieberegler habe ich mit WD40 behandelt, auch wenn sich die Reparaturprofis da mit Grausen abwenden mögen. Jetzt kratzt und kracht da nichts mehr, mal sehen, wie lange der Erfolg anhält.
Dann musste noch die Skalenbeleuchtung repariert werden. Die Konstruktion mit 3 in Reihe geschalteten Glühlampen mag ja irgend einen Grund haben, erschwert aber die Suche nach der kaputten Birne,da bei einer durchgebrannten Birne die gesamte Beleuchtung ausfällt. Servicefreundlich ist das nicht.
Oberteil und Plattenspieler montieren und schon funktioniert mein erstes BRAUN-Gerät, welches ich mir im Jahr 1976 neu gekauft habe, wieder.
Ein Problem existiert noch:
Beim Umschalten auf KW, MW oder LW kracht es heftig, manchmal funktionieren diese 3 Frequenzbereiche auch nicht. Ich habe da die Schalter in Verdacht. Wenn ich mal ganz viel Zeit habe, werde ich versuchen, die zu öffnen und zu reinigen - oder gibt es da noch andere Tipps?

Vielen Dank für Eure Hilfe,
viele Grüße aus dem Norden

Werner
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