Braun PDS 550 überprüfen

Alle Braun HiFi-Plattenspieler ab dem PCS 5
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Bebi
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Braun PDS 550 überprüfen

#1 Beitrag von Bebi » 03.12.2011, 00:34

Hallo,
nun möchte ich auch einmal wieder etwas zum Besten geben, was vielleicht auch für andere Sammler nützlich sein könnte. Ich hatte beim Stöbern im Forum mehrere Anfragen zum PDS 550 entdeckt die nicht zufriedenstellend beantwortet wurden.

Da jeder meiner 3! PDS 550 unterschiedliche Qualitäten in Bezug auf die Automatik mit den Besonderheiten des Aufsetzens am richtigen Punkt bei beiden Geschwindigkeiten, das saubere Abspielen und die ordentliche Rückführung des Tonarms ohne Berührung der Platte durch lautes Krätschen, aufwies.
Ich wusste, dass das Problem nicht mit der Steuerungselektronik, dem System und einer evtl. schlechten Nadel zusammenhängen konnte.

Nur einer von meinen Dreien lief trotz guter alter Nadeln problemlos.

Ich erinnerte mich, dass ich einmal ein Gerät in Österreich ersteigert hatte, das fast als Schrott ankam, da weder das Gegengewicht abgenommen noch der Arm gesichert wurde.
Ich konnte sofort sehen, dass der Arm wie ein Lämmerschanz hin- und herwackelte, und nach genauerer Untersuchung, die Lagerung an beiden Seiten zerbrochen war. Genauer gesagt, waren die beiden zylindrischen Buchsen, in der jeweils ein Miniaturlager steckt, ausgebrochen.

Dieser Verdacht kam plötzlich wieder in meine Erinnerung zurück. Aber wie prüfen?
Erfolg stellte sich ein, nachdem ich den Arm am Feststellklipp festgesetzt hatte und den Arm direkt an den beiden Nadellagern horizontal in beide Richtungen zu bewegen versuchte. Es war ein großes Spiel in beide Richtungen feststellbar. Nach der Demontage war mir alles klar. Bei zwei der drei Geräte waren die zylindrischen Aufnahmebuchsen aus Kunststoff für die Aufnahme der Nadellager ausgebrochen.
Das scheint ein wichtiges Manko bei diesen Geräten zu sein.
Was tun?
Die Anfrage auf ein Angebot im Forum blieb unbeantwortet, also war wieder einmal Selbsthilfe angesagt. Und das ging so:

Arm durch Ausbau der Konter- und Madenschruben vorsichtig ausbauen. Die Ausbruchstelle (meistens eine an beiden Seiten) und den Innenraum des Restzylinders z.B. mit UHU-Plus (2K-Material) bestreichen und das Nadellager vorsichtig ohne Druck einsetzen. Anschließend einen Kupferdraht um den Zylinder legen und durch Drehen leicht anpressen, bis der Kleber heraustritt. Anschließend den überschüssigen Kleber abnehmen und das Lager waagerecht ausrichten. Über Nacht aushärten lassen und anschließend die Lager mit etwas Spiel (ca. 90 Grad nach Festschrauben zurückdrehen und absichern) an der Konterschraube fixieren. Der Arm muss vertikal frei schwingen! Dann ist die Einstellung geschafft!
Und der Dreher läuft wieder ohne Probleme, setzt richtig auf und schert sich auch nicht um Unkenrufe wegen eventueller "Fehlkonstruktion" der Tonarmgeometrie.

Viel Spaß bei der Reparatur und Freude an diesen technisch einwandfrei funktionierenden Geräten. Für Nachfragen stehe ich gern zur Verfügung.

Gruß Bebi

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Rainer Hebermehl
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#2 Beitrag von Rainer Hebermehl » 04.12.2011, 18:21

Hallo Bebi,

als ob ich es geahnt hätte.
Ansgar habe ich am 1.12. zu seiner Anfrage : PS550S Headshell lösen, unter Anderem geschrieben, daß ich vor Jahren bereits die Tonarmlager instandsetzte und davon ausgegangen bin, daß die Tonarm-Abrechergeneration ausgestorben wäre. Gut, bei blöd verpacktem Versand kommt es dann doch vor.

Leider hatte ich deinen entsrechenden Hilferuf nicht mitbekommen. Im Prinzip ist deine Lösung schon richtig, aber etwas aufwendig. Ich verwende eine federnde Hülse. Dies erspart das wickeln und spannen.

Es kann durchaus sein, daß mancher es gar nicht merkt, daß die KUnststoffkörper um die kleinen Kugellager gesprungen oder ausgebrochen sind.

Grüße
Heb
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Bebi
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#3 Beitrag von Bebi » 04.12.2011, 22:54

Hallo Rainer,

vielen Dank für den Hinweis auf deine Reparaturlösung.
Gestern habe ich nun endlich die Serviceanleitung für diesen Dreher bekommen. Und ich habe seitdem richtigen "Respekt" vor den Entwicklern dieses mechanisch- elektrischen-Wunderwerks bekommen. Allein die möglichen Serviceeinstellungen im elektischen und mechanischen Bereich fordern doch eine Menge Kenntnisse und Ausrüstungsequipment (Oszilloscop, Nf-Generator usw.). Mit einem Vielfachmessinstrument und viel Mut kommt man da nicht sehr weit.

Das meiste, was man elektrotechnisch und mechanisch benötigt ist vorhanden und viel Mut habe ich auch.
Daher machte ich mich, treu dem Motto, "für einen Ingeniör ist nichts zu schwör", mutig ans Werk und habe das Ding auch wieder zum Laufen bekommen. Leider ist mir beim Nadeleinschub die Nadel hinter dem Diamanten, wo sie sich immer verabschiedet, abgebrochen, und ich musste zum Prüfen einen erneuten Wechsel vornehmen.
Da es bei der schrittweisen Vorgehensweise (Tonarmreparatur/Magnetsystem Aus- und Einbau) im mechanischen Bereich einiges zu beachten gibt, habe ich einige Fotos in einer erfolgversprechenden Reihenfolge aufgenommen, die ich bei Bedarf gern zur Verfügung stelle.

Gruß Bebi

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#4 Beitrag von Rainer Hebermehl » 05.12.2011, 09:18

Hallo Bebi,

nach dem Motto: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, wäre es schön, wenn du deine Bilder hier der Gemeinde zur lehrreichen Ansicht zur Verfügung stellen würdest.

Grüße
Heb
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#5 Beitrag von Bebi » 05.12.2011, 15:32

Hallo Rainer,

gern stelle ich die Bilder zur Verfügung.

Bild 1: zeigt den ausgebauten und um 180 Grad gedrehten Tonarm. Das System sollte als erstes eingeklipst und die Anschlussdrähtchen mit einer Pinzette o.ä. aufgesteckt werden.
Bild 2: zeigt das reparierte Nadellager und die geklebte und mit Kupferdraht umschlossene Kunststoffbuchse. Nach Aushärtung wird der Kupferdraht entfernt.
Bild 3: hier ist die kleine Auflagekraft-Feder zu sehen, die nach Einbau und Justierung des Tonarms beim Wiedereinhängen wohl am meisten Schwierigkeiten bereitet.
Bild 4: dazu habe ich einen Draht in eine sog. Hautklemme eingespannt, mit der ich die Feder wieder in den Schlitz unter dem Tonarm einfädeln kann.
Bild 5: um das Einfädeln zu erleichtern habe ich zur besseren Orientierung einen Spiegel darunter gelegt.
Bild 6: soll zeigen, dass die Hautschere besonders bei vielen filigranen Arbeiten prima als dritte Hand einzusetzen ist.

Gruß Bebi
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