CSV 1000/1 , NetzTrafo defekt

Receiver und (Vor-)Verstärker außerhalb atelier/regie/slim line
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Marena
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CSV 1000/1 , NetzTrafo defekt

#1 Beitrag von Marena » 08.12.2010, 01:54

Oh man, jezt wollte ich den Verstärker endlich mal in Betrieb nehmen und er ging nicht mehr an. Also habe ich ihn zu einem Fachmann meines Vertrauens gebracht und dieser stellte fest, das der Netztrafo kaputt ist.
Er sagte mir auch gleich das er so etwas nicht bestellen kann, da man da nur schwieirg ran kommt.
Wisst ihr wo ich da füündig werden könnte, und vorallem was so ein Trafo wohl kostet?????

Vielen dank für die antworten ;-)

Lg

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Wilhelm
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#2 Beitrag von Wilhelm » 08.12.2010, 02:56

Hallo Marena,
der Netztrafo kaputt? Das kann ich kaum glauben, da wuerde ich lieber mal einen weiteren Fachmann fragen. Nicht jeder "Spezialist" kennt sich mit diesen Geraeten aus!!!

Gruss
Wilhelm

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v/d/b
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#3 Beitrag von v/d/b » 08.12.2010, 07:58

Hallo Marena,
da kann ich mich Wilhelm nur anschließen. Einen defekten Netztrafo halte ich für eher unwahrscheinlich.

Falls sich die Diagnose doch als richtig herausstellen sollte, wird es ein passendes Ersatzteil von der Stange wahrscheinlich wirklich nicht geben.
Wobei ich keinen Schaltplan des CSV1000 hier habe. Die Konstruktion des Netzteils und damit vermutlich auch die Sekundärspannungen des Trafos sind aber eher ungewöhnlich.
Dann hilft nur ein Neubewickeln des vorhandenen Kerns oder ein komplett neu hergestellter Trafo.

Vorab würde ich aber auf jeden Fall Wilhelms Rat befolgen und einen weiteren Spezialisten konsultieren.

Viele Grüße
Thomas

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henry2
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#4 Beitrag von henry2 » 08.12.2010, 16:59

Hallo Marena,

ich möchte mich Wilhelms Meinung ebenfalls anschließen und glaube erst mal nicht daran, dass der Netztrafo defekt ist. Wenn Du mir vertraust und ein wenig (Abwesenheits-)Zeit Deines Verstärkers mitzubringen bereit bist, kannst Du ihn mir gerne (sorgfältig verpackt) zuschicken; ich besitze selbst einen CSV 1000/1, den ich von Grund auf instandgesetzt habe.

Ob der Netztrafo defekt ist, kann schnell erkannt werden. Ich könnte dann, falls er's nicht ist, sicherlich auch feststellen woran der Patient eventuell noch krankt. Was meine Kenntnisse anbetrifft, so darfst Du beruhigt sein - ich bin vom Fach.

Da mir das ganze Spaß machen würde, kämen außer eventuellen Materialkosten (die wir natürlich im Voraus absprechen würden) und Porto selbstverständlich keine weiteren Kosten auf Dich zu.

Falls Du Dich mit dieser Aktion anfreunden könntest, schreib' mir einfach eine "interne" Mail mit Deinen Kontaktdaten; ich werde Dir dann antworten.

Gruß henry2

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#5 Beitrag von henry2 » 02.01.2011, 14:16

Hallo Marena,

Dein Verstärker ist zwischenzeitlich wohlbehalten bei mir angekommen. Wie versprochen zunächst meine ersten Eindrücke und Resultate, nachdem ich zum ersten Mal richtig „hingeguckt“ habe.

Der CSV 1000/1 ist äußerlich in einem passablen Zustand; außer den Blessuren an der Frontblende links oben sind keine weiteren ernsthaften Beschädigungen zu sehen. Nach dem Öffnen des Gehäuses macht das Gerät einen ziemlich eingestaubten Eindruck, d.h. die einst vorgenommenen „Reparaturen“ sind schon eine Weile her (oder der „Reparateur“ hat seinen Arbeitsplatz nicht wieder sauber verlassen).

Bild

Die Klebestelle der linken Befestigungslasche an der Frontblende hat sich gelöst und muss erneuert werden.

Bei den der stabilisierten Stromversorgung vorgeschalteten Parallelwiderständen (6 x 43 Ohm) war ein Widerstand abgebrochen, ein anderer hatte sich an einer Seite von der (tatsächlich kalten) Lötstelle* gelöst. (*so etwas gab’s selbst bei Braun; ich hätt's kaum für möglich gehalten). :)

Bild

Der nächste Eindruck: Erschrecken, denn die beiden Endstufen-Treibertransistoren 40328 des linken Kanals wurden von irgend einem Spezialisten durch zwei BD 106 ersetzt. Man muss sich vorstellen, dass diese Transistoren (zwar gleichstrommäßig in Reihe geschaltet) an 70 V betrieben werden. Laut Datenblatt ist der BD 106 für Betriebsspannungen (Uceo 32 V) geeignet, max. Verlustleistung 10 W. Bei einer etwas höheren Aussteuerung würden sich die beiden, die momentan schon jenseits ihrer Grenzdaten betrieben werden, sicherlich schnell ins Nirwana verabschieden.

Bild


Ein 40328 ist hingegen für eine Uce von 300 V (muss natürlich auch nicht unbedingt sein) und eine max. Verlustleistung von 35 W gut. Da der 40328 nicht mehr erhältlich ist, sollte man im Bedarfsfall auf den noch verfügbaren, aber nicht ganz billigen 2N3585 (ca. 12,-- €/St.) zurückgreifen, der fast identische Daten aufweist.

Nun wollte ich mich aber zunächst einmal um den vermeintlich defekten Netztrafo kümmern, der aber wie vermutet völlig in Ordnung war. - Die ersten Messungen zeigten jedoch tatsächlich keinerlei Sekundärspannungen an, die zweiten aber auch keinerlei Primärspannungen :wink:

Die Netz-Feinsicherung im Zentrum des Netzspannungs-Wahlschalters war in Ordnung und richtig dimensioniert. Der Bajonettverschluss zum Wechseln der Sicherung ließ sich jedoch auffallend leichtgängig öffnen und wieder schließen. Ebenso ließ sich der Spannungswahlschalter ohne einzurasten von 250 V auf 220 V verstellen, blockierte dann aber. Bei näherem Hinsehen zeigte sich, dass dieser Wahlschalter gebrochen ist. Nachdem ich ihn zerlegt hatte, konnte ich ihn wieder so zusammenbauen, dass er nun sicheren Kontakt gibt und fest auf 250 V eingestellt ist. Mir ist schleierhaft, auf welche Weise man den Schalter derart kaputt kriegen konnte.

Bild

Hier gleich eine Frage an die Forums-Mitglieder: Hat jemand 'ne Idee, wo ich Ersatz für diesen Spannungswahlschalter bekommen könnte? Ist es evtl. der gleiche wie im CSV 500 (den ich nicht kenne)?

Nun dachte ich, am ersten Etappenziel angelangt zu sein. Die stabilisierte Gleichspannung von 70 V stand an und ich frohlockte. Zu früh! Kein Birnchen leuchtete an der Frontseite, kein Relais wurde angesteuert, wenn man eine Eingangs-Wahltaste betätigte. Wieder messen. Ergebnis: Keine Betriebsspannung (10 V) auf der Relais-Platine; ebensowenig auf der Steuerteil-Leiterplatte, wo diese Spannung erzeugt wird. Die Wechselspannung am Netztrafo stand an (es gibt für diese Versorgungsspannung eine separate Sekundärwicklung). Also musste der Fehler in der Gleichrichter- bzw. Siebkette liegen. D.h. Steuerteil-Leiterplatte ausbauen und zerlegen. Der Serienwiderstand (22 Ohm) zwischen den beiden Siebelkos sah nicht mehr sehr frisch aus (leicht angebräunt). Die Widerstandsmessung bestätigte eine vollständige Unterbrechung. Beim Auslöten des Widerstands brach er von selbst in zwei Teile auseinander. Also Widerstand ersetzt, alles wieder zusammengebaut, eingeschaltet, ...nichts tat sich. Die Spannung fehlte immer noch. Steuerteil-Leiterplatte wieder zerlegt, Gleichrichter (Diode) ausgebaut, Widerstandsmessungen ergaben nichts Auffälliges, dennoch neue Diode eingelötet, alles wieder zusammengebaut, getestet, ...geht! Lämpchen leuchten, Relais schalten, nun konnte es an die weiteren Tests gehen.

Bild

Bild

Bild

Bild

1. Signaleinspeisung mit dem Tongenerator an den Eingängen der Endstufen-Leiterplatine ergab, dass beide Kanäle funktionieren, aber mit unterschiedlichen Ausgangspegeln an den LS-Anschlüssen. Mit dieser Platine muss man sich ohnehin nochmals beschäftigen, wenn man die BD 106 wieder 'rausschmeißt, sämtliche Elkos ersetzt und abschließend alle Trimmpoties neu einstellt.

2. Signaleinspeisung an den Eingängen der Steuerverstärker-Leiterplatte ergab noch größere Pegelunterschiede zwischen rechts und links, gleichzeitig ein erhebliches Übersprechen zwischen beiden Kanälen. Der „Reparateur“ (ich weiß nicht, ob sich an diesem armen Gerät nur einer oder mehrere Spezialisten versucht haben) hatte auf dieser Platine auch schon einige Elkos ausgetauscht, leider mit nicht immer schönen Lötstellen.

Resümee bisher: Es gibt noch sehr viel zu tun und neben viel Zeit auch noch den einen oder anderen Euro zu investieren, wenn man die Kiste wieder in Ordnung bringen möchte (was natürlich in jedem Fall angesagt ist!).

Für heute möchte ich's genug sein lassen (Fortsetzung folgt). Ich wünsche Dir und allen Mitgliedern im Forum alles Gute im Neuen Jahr 2011.

Viele Grüße,
henry2

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#6 Beitrag von tomjorg » 02.01.2011, 15:03

Hallo Henry, Frohes Neues nachträglich!

Der Spannungswahlschalter beim CSV 500 sieht ganz anders aus, sie die Schnellschüsse:


Bild



Bild

Außer Braunberni habe ich allerdings keinen Tip!

Schöne Grüße

Thomas

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#7 Beitrag von Wilhelm » 02.01.2011, 19:15

Hallo Henry2,
beim lesen Deines Berichtes bin ich auch noch einmal auf Deinen Beitrag zur "Totalsaniering CSV1000" zurueckgegangen. Nun habe ich erst jetzt bemerkt, dass Du mir hier die Frage stelltest was an der Netzteilstabilisierung kritisch sein sollte. Mit "kritisch" (das Wort war wohl nicht richtig gewaehlt, aber mein Deutsch ist nicht mehr das Beste) habe ich genau das gemeint was an diesem CSV1000 passiert ist, gebrochene Widerstaende, kalte Loetstellen usw.
Mal sehen mit welchen Problemen Marena's CSV1000 noch aufwartet.

Happy New Year
Wilhelm

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#8 Beitrag von raimund54 » 02.01.2011, 21:29

Hallo Wilhelm,auch Dir eine Happy New Year!

Also Dein Deutsch ist doch immer noch hervorragend, da können sich viele hier eine Scheibe abschneiden.

Das Netzteil im CSV 1000 ist schon etwas ungewöhnlich und nicht so ganz ohne (=kritisch in diesem Fall). Aber durch diese Schaltung wird gewährleistet, dass die Endstufe bei 8 Ohm Lautsprechern mehr Leistung abgibt als bei 4 Ohm Lautsprechern!

@Henry2,

sehr schöne Beschreibung der gefundenen Fehler und Vorgehensweise zur Behebung dieser.

Grüße,

Raimund

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#9 Beitrag von Norbert » 03.01.2011, 19:49

Hallo Henry2,

ich schließe mich Raimund an, eine Super-Beschreibung. Das Lesen macht richtig Spaß :)

Von mir auch ein "Happy New Year" über den großen Teich zu Wilhelm.

Gruß, Norbert
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#10 Beitrag von henry2 » 06.01.2011, 17:57

Hallo Thomas, Wilhelm, Raimund und Norbert,

vielen Dank für Eure positiven Antworten auf meinen Bericht zu Marinas Verstärker. Es hat mich gefreut, dass er bei Euch auf Interesse gestoßen ist. Raimunds Bemerkung zu der ungewöhnlich konzipierten Stromversorgung im CSV 1000 hat mich dazu veranlasst, mich ein wenig näher mit dieser Schaltung zu beschäftigen.

Es ist richtig, dass durch dieses Konzept (entgegen des Üblichen) die Ausgangsleistung bei 4 Ohm-Lasten geringer ist, als bei einer Last an 8 Ohm.

Vater des Gedankens war vermutlich die Tatsache, dass in den 60ern noch eine größere Anzahl hochwertiger Lautsprecher mit einer Impedanz von 16 Ohm auf dem Markt war, der damals noch bedient werden sollte. Ich denke dabei an Boxen von Tannoy oder auch an die hauseigene L 80, die mit 15 Ohm und natürlich die L 1000, die mit 8 … 16 Ohm angegeben war. Außerdem wurde noch zeitgleich mit dem CSV 1000 der CSV 60 angeboten, der ebenfalls einen 16 Ohm-Ausgang hatte und mit einer (angegebenen) Sinusleistung von 30 W aufwartete.

Wollte man an 16 Ohm eine solche Ausgangsleistung (und sogar noch ein bisschen mehr) mit einer „eisenlosen“ Transistor-Endstufe realisieren, so war eine für damalige (Transistorverstärker-)Verhältnisse sehr hohe Versorgungsspannung erforderlich. Man legte sich auf 70 V fest, was nach Abzug von ca. 6 V Spannungsabfall an den annähernd durchgesteuerten 2N3055 und den beiden in Serie zu diesen Transistoren geschalteten Leistungsdioden eine Ausgangsspannung von ca. 64 V Spitze-Spitze ergibt. Daraus resultiert eine Effektivspannung von 22,63 V und damit eine Leistung von 32 W an 16 Ohm.

Rechnet man dies unter Vernachlässigung des Innenwiderstands der Endstufe und der Stromlieferfähigkeit des Netzteils auf 8 Ohm- und 4 Ohm-Lasten um, so würde man Sinusleistungen von 64 W an 8 Ohm und 128 W an 4 Ohm je Kanal erzielen. Dies gibt jedoch selbst mit den Abstrichen der zuvor vernachlässigten Faktoren weder das Netzteil noch die Endstufe her.

Also musste man „abdrosseln“, d.h. die Versorgungsspannung und damit den Strom begrenzen. Die Begrenzung setzt schon bei einem Versorgungsstrom von > 3 A (für beide Kanäle) ein. Das Regelverhalten des Netzteils sollte die Versorgungsspannung bei einer Ausgangsleistung von 2 x 55 W an 8 Ohm von 70 V auf ca. 65 V reduzieren. Leider trifft das nur bei Vollast von nur einem Kanal zu.

Noch viel gravierender verhält es sich bei einer Last von 4 Ohm. Hier sollte die Versorgungsspannung auf weniger als 42 V herabgesetzt werden, um die maximale Stromlieferfähigkeit von 6 A (darüber sprechen auch die Sicherungen an) nicht zu überschreiten. Schade ist nur, dass ein großer Teil der Spannungsdifferenz, nämlich fast 43 V an den 6 Lastwiderständen abfällt und damit dort ca. 258 W verbraten werden. Lange Zeit halten das die Widerstände nicht aus. Sie sind für eine Dauerleistung von 54 W ausgelegt. Ich sehe hierin das hauptsächlich „kritische“ an diesem Netzteil. Die Spannung nach dem Gleichrichter beträgt hierbei nur noch ca. 77 V, sodass die beiden Längsregler (2N3055) voll aufgesteuert werden müssen, um die verbleibende Spannung von ca. 34 V möglichst ganz zur Verfügung stellen zu können. Die zwei haben (verglichen mit den 6 Parallelwiderständen) ohnehin keinen besonders harten Job zu erledigen.

(Anmerkung hierzu: Ich mache mir 'mal über eine gerechtere Verteilung noch einige Gedanken, z.B. über eine wohlbedachte Reduzierung des Gesamtwiderstandes des Sixpacks und über deren eventuelle, sich neben dem gewünschten Ergebnis ergebende, womöglich schädliche Nebenwirkungen. Natürlich würde dadurch auch die erzielbare Nutzleistung höher. Über Stellungnahmen aller „Mitüberleger“ zu diesem Thema würde ich mich freuen.)

So die Theorie bei Vernachlässigung der beeinflussenden Impedanzen. Die Praxis zeigt, dass sich die Trafo-/Gleichrichterkombination recht „weich“ verhält und die Ausgangsspannung bei einer (max.) Stromentnahme von 6 A um 43 V auf 77 V zusammenbricht, was auf einen Ri von 7,16 Ohm schließen lässt. Erstaunlicherweise ist dies genau der gleiche Widerstandswert, den die die 6 parallelgeschalteten Widerstände à 43 Ohm aufweisen. Trafo/Gleichrichter und Widerstands-Sixpack teilen sich also hälftig den Spannungs-Vernichtungsjob, wobei der Sixpack gegenüber dem entsprechend „weich“ konzipierten Trafo thermisch eindeutig den Kürzeren zieht. Ab einer Stromentnahme von > 3 A kann also von einer stabilisierten Spannungsversorgung keine Rede mehr sein.

Die Reduzierung der Versorgungsspannung bei Stromentnahmen > 3 A ist tatsächlich auch stimmig (und gewollt). Allerdings kann bei LS-Impedanzen von 8 Ohm und darunter die maximal erzielbare Dauerleistung nur auf einem Kanal, nicht jedoch auf beiden Kanälen gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden; die Versorgungsspannung bricht hierfür zu stark ein.

Bild

Ich habe sie in mehreren (natürlich immer kurz bemessenen) Schritten nachgemessen und dabei eine bedenkliche Überhitzung der 6 Parallelwiderstände festgestellt. Es sollte bei dieser Betrachtung auch nicht unerwähnt bleiben, dass alle genannten Verlustleistungswerte in der Stromversorgung ohne Berücksichtigung des eigentlich noch hinzukommenden Leistungsbedarfs der Vorstufen und der Verlustleistung der Endstufe genannt wurden. Die im Betrieb vom Netzteil zu verbratende Verlustleistung ist also in Wirklichkeit noch höher.

Mich wundert es daher nicht mehr, wenn Wilhelm von einer „kritischen“ Stromversorgung spricht, denn sie ist offenbar nur für eine sehr, sehr kurze Betriebszeit bei Vollast an beiden Kanälen bei 8 Ohm-Belastung (oder darunter) ausgelegt. Die beiden „abgekogelten“ Lastwiderstände in Marenas Verstärker fanden sich nämlich in gleicher Weise auch in meinem CSV 1000/1, als ich ihn vor gut 2 Jahren in defektem Zustand erhielt. Jetzt habe ich auch eine Erklärung dafür.

Nun ist es im Praxisbetrieb beim normalen Musikhören zwar nicht so, dass auf beiden Kanälen gleichzeitig die maximal erzielbare Leistung als Sinus-Dauerleistung abverlangt wird. Dieser Umstand rettete natürlich auch den Verstärker vor Dauerreklamationen und ständigen Aufenthalten in den Reparaturwerkstätten. Dennoch war es mutig gewesen, mit diesen Leistungsangaben (insbesondere bei 8 Ohm-Lasten und darunter) hausieren zu gehen, ohne diesbezügliche Einschränkungen zu erwähnen oder zumindest Hinweise zum Gebrauch zu geben.

Tut mir leid, wenn mein Beitrag ein bisschen lang geworden ist, aber ich glaube es war dem Thema geschuldet; ist doch das Netzteil für einige wesentliche Eckdaten des Verstärkers mitbestimmend. Kann hierzu noch jemand etwas Ergänzendes oder vielleicht auch Korrigierendes beitragen? Vielleicht lassen sich ja unsere CSV 1000 noch ein wenig ertüchtigen (an meinem versuch' ich das auf jeden Fall 'mal).

Viele Grüße
henry2

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#11 Beitrag von Wilhelm » 06.01.2011, 20:03

Hallo Henry2,
vielen Dank fuer Deine Ausfuehrungen ueber die Funktion und Grenzen des Netzteiles im CSV1000. Auf der einen Seite waere es schon der Ueberlegung wert wie man es solider auslegen koennte, auf der anderen Seite sind wohl Besitzer des fast 50 Jahre alten und seltenen Verstaerkers mehr an der Erhaltung im Originalzustand interessiert, zumindest zaehle ich zu den letzteren. Des weiteren wuerde ich, alleine schon aus Gruenden der Ersatzteilbesorgung, ihn nicht bis an die Grenzdaten belasten.

Gruss
Wilhelm

Falls es jemanden interessiert, der damalige Leiter der Gruppe "Verstaerker" war Herr Runge.

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#12 Beitrag von henry2 » 06.01.2011, 21:13

Hallo Wilhelm,

Deine Argumente sind nicht zu widerlegen. Die Beibehaltung des Originalzustandes ist natürlich ein hohes Gut und darüber zu entscheiden sei jedem selbst anheim gestellt. Was ich mit "ertüchtigen" meinte, war eher in Richtung "verbesserte Zuverlässigkeit" gedacht und nicht in Richtung "Leistungssteigerung".

Meines Erachtens könnte man dies durch eine Entlastung der 6 Parallelwiderstände zu Lasten der beiden Längstransistoren (die noch Reserven haben) erreichen. Dass dies automatisch mit einer Leistungssteigerung der Endstufe bei 8- und 4-Ohm Lasten einherginge, ist lediglich ein Nebeneffekt. Die Endtransistoren der Endstufe sind ohnehin zusätzlich durch Thermokontakte geschützt, die eigentlich bei sichergestellter ausreichender Luftzirkulation sogar entfallen könnten.

Viele Grüße nach Kanada
henry2

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#13 Beitrag von raimund54 » 06.01.2011, 22:38

Hallo Henry,

vielen Dank für Deine umfassenden Ausführungen und Messungen zum CSV 1000 Netzteil und Endstufe. Ich hatte meine Angaben nur anhand des Schaltplans gemacht und zur Bestätigung der Braunangaben gedacht, da es ja für Transistorverstärker ohne Ausgangstrafos ungewöhnlich war, bei 8 Ohm mehr Leistung abzugeben als bei 4 Ohm.

Bzgl. der Strom- und Leistungsbegrenzung muß man noch sagen, dass die Sinusdauerleistung selten einem Verstärker über längere Zeit abverlangt wird.

Normale Musik hat einen gewissen Durchschnittspegel und Leistungsspitzen, die dem Verstärker dann die max. mögliche Leistung für Bruchteile von Sekunden abverlangen. Dadurch ist die Netzteilschaltung des CSV 1000 selten länger mit der max. Verlustleistung belastet.

Bei der Betrachtung der Netzteilverlustleistung an den Widerständen und den beiden Pferden (=2N3055) muß man noch beachten, dass auf Grund des kleinen 800 µF Elkos im Netzteil bei höheren Strömen = hoher Verstärkerleistung die Brummspannung sehr hoch wird, d.h. es steht nicht die volle Gleichspannung dauernd an, sondern eine sehr wellige Spannung. Die von Dir mit einem Multimeter gemessenen Werte zeigen einen gewissen arithmetischen Mittelwert, der nicht ganz der Wahrheit entspricht (Es gibt Formeln, mit denen man das berechnen kann). Schau Dir mal die Gleichspannung am 800 µF Elko unter Last mit einem Oszi an. Die ganze Schaltung bestehend aus Trafo, Gleichrichter und Elkos ergeben ein gewolltes "weiches" Netzteil, da hast du ganz recht.

Grüße,

Raimund

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#14 Beitrag von Wilhelm » 06.01.2011, 23:02

Hallo raimund54,
wenn ich mich nicht taeusche, so wurde damals die Sinusdauerleistung (nach DIN 45500) ueber eine Zeitspanne von 10 Minuten gemessen.

Gruss
Wilhelm

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#15 Beitrag von v/d/b » 07.01.2011, 11:10

Hallo zusammen,
das Forum ist ja wirklich immer lesenswert, aber diesen Thraed hebt sich noch mal deutlich ab :D
Herzlichen Dank an henry2 (und die Anderen) für die vielen, sehr interessanten Informationen.

So richtig glücklich mit der Netzteilkonstruktion des CSV1000 waren damals wohl auch bei Braun nicht alle Beteiligten.
Als ich seinerzeit plante, mir einen größeren CSV zuzulegen, schlug mein Vater jedenfalls erst mal die Hände über dem Kopf zusammen und riet mir dringend von einem 1000er ab.
Das Netzteil sei Zitat: "Ein Stück aus dem Irrenhaus" :shock:
Genauer haben wir das nicht besprochen (Ich habe mich dann auch für einen 500er entschieden.), aber ich gehe davon aus, dass man in der Qualitätssicherung wenig Freude an den Geräten hatte :cry:

@Wilhelm:
DIN 45500 sah in der Tat 10 Minuten Nennleistung bei 1% Klirrfaktor vor.

Viele Grüße
Thomas

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#16 Beitrag von raimund54 » 07.01.2011, 12:34

Hallo Thomas,

für die damals noch recht junge Transistortechnik war der CSV 1000 schon ein guter Wurf, auch das Netzteil. Für jemand, der nur Standardnetzteile kannte, war es aber abenteuerlich.

Heute würde man das Leistungsniveau für die unterschiedlichen Boxenimpedanzen mit Sicherheit anders regeln, siehe z.B. AP 701 oder R 4, bei denen unterschiedliche Trafowicklungen mit verschiedenen Spannungen auf die Endstufenstromversorgung geschaltet werden. Das spart Energie und ist betriebssicherer.

Beim Vergleich CVS 1000 und CSV 500 spricht meines Erachtens der bessere Klang für den CSV 1000 (außerdem hatte der schon eine Lautstärkefernbedienung, hat die jemand schon mal gesehen?).

Grüße,

Raimund

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#17 Beitrag von v/d/b » 07.01.2011, 13:47

Hallo Raimund,
zu den Klangunterschieden vom 500er zum 1000er kann ich mangels 1000er leider nichts sagen :wink:
Wobei sich in meinen Ohren auch der 300er besser anhört, als der 500er.
Aber ich schweife ab.

Was das Zitat meines Vaters angeht, lag es vermutlich weniger an der ungewöhnlichen Schaltungsauslegung (solchen konnte er nämlich durchaus etwas abgewinnen) als eher daran, dass er sich mit der Zuverlässigkeit dieser Schaltung auseinadersetzen musste :roll:

Viele Grüße
Thomas

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#18 Beitrag von Rainer Hebermehl » 07.01.2011, 19:43

Hallo raimund,
die Fernbedienung war nur ein kleines Kunststoffkästchen , innen mit Poti und außen mit Kunststoffknopf. Es soll aber auch Fernbedienungen im Alukästchen gegeben haben. ( Die Braun-Mitarbeiter waren da nicht sehr originalbedacht im FB-Bau für ihre eigenen CSVs )
Aus dem Radio steigt der Rauch - Soll er auch.

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#19 Beitrag von raimund54 » 07.01.2011, 20:35

Hallo Rainer,

Du hast nicht zufälligerweise mal ein Bild von einer originalen Fernbedienung des CSV 1000?



@Thomas,

ja, der CSV 300 klingt auch besser als der CSV 500. Ich habe mal vor vielen Jahren den CSV 300 mit dem CSV 500 (oder 510?) an einem Paar L 710 verglichen. Besonders bei höheren Lautstärken hat der CSV 300 das wesentlich bessere (durchsichtiger, klarer, unverzerrter) Klangbild gehabt, obwohl er eigentlich weniger Leistung hat. Der 300er konnte die Musik auch insgesamt lauter wiedergeben als die 500er.

Gruß,

Raimund

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#20 Beitrag von Norbert » 07.01.2011, 20:51

Hallo zusammen,

ich hatte ja noch nie einen CSV 1000 in meinen Händen, meinen besten Dank an Henry für seine große Mühe der Netzteil-Funktionsbeschreibung!

Zugegeben, die ganze Konstruktion wirkt auf mich auch unkonventionell und abenteuerlich, gleichzeitig recht aufwändig. Man mußte immerhin eine Impedanz-Bandbreite von 4-16 Ohm abdecken, wobei die höheren Impedanzen damals eher dominierten, was wohl schaltungstechnisch nicht anders zu lösen war. Transistor-Verstärker dieser Leistungsklasse mit HiFi-Daten steckten ja noch in den Kinderschuhen.

Endstufen-Netzteile neuerer Bauart haben lediglich einen kräftigen, "harten" Netztransformator, dessen Spannung auch bei Dauer-Nennleistung kaum in die Knie geht. Dahinter einen dementsprechend dimensionierten Gleichrichter und große Ladeelkos.

Gruß, Norbert
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#21 Beitrag von henry2 » 07.01.2011, 22:04

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Antwort. Es freut mich besonders, dass gerade Braun-Insider bzw. ehemalige Mitarbeiter, die selbst mit der Materie befasst waren, zu einer vergleichbaren Beurteilung kamen wie ich.

Die Reaktion Deines Vaters und sein Kommentar zum Netzteil haben mich sehr amüsiert, sprach er mir doch ganz aus dem Herzen. Allerdings hätte ich es mir selbst nicht erlaubt, genauso diese treffenden Worte zu wählen; das bleibt einem tatsächlichen Insider vorbehalten.

@Raimund: Deinen Hinweis zur Brummspannung am Ladeelko habe ich beherzigt. Du hast völlig recht damit, dass der Einfluss der Brummspannung zu einem Messfehler führt. Ich habe mir die Brummspannung mit dem Oszi angeschaut und sie als Effektivspannung auch mit der überschlägigen Formel

U(brumm eff.) = 2,3 x I[mA] / C[µF]

errechnet. Für eine Zweiweg-Gleichrichtung, Netzfrequenz 50 Hz und unter Vernachlässigung einer genauen Berechnung der Trafo- und Gleichrichterimpedanzen gilt sie näherungsweise als praxisgerechte Faustformel.

Bei einer Belastung des Netzteils mit 3 A wird also eine Brummspannung von ca. 8,5 Veff erreicht. Dies sind < 10% der gemessenen Gleichspannung. Der Messfehler bewegt sich innerhalb dieser Grenze, ist aber auch nur ein Teil hiervon. Er steigt aber auch überproportional mit steigender Brummspannung.

Viele Grüße an Euch alle,
henry2

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#22 Beitrag von henry2 » 14.02.2011, 22:13

Hallo zusammen,

leider muss ich Euch mitteilen, dass dieser thread von meiner Seite hiermit beendet ist. Ich schrieb Marena, dass ich für die komplette Reparatur des CSV 1000/1 berufsbedingt noch eine längere, momentan noch nicht bestimmbare Zeit benötigen würde.

Er antwortete mir, dass er einen Interessenten an der Hand hätte, der ihm für den Verstärker in unrepariertem Zustand 450,-- € bezahlen würde, wenn ich noch den Netzspannungswahlschalter und die beiden Treibertransistoren (40328) besorgen könne, welche er natürlich bezahlen würde.

Den Kaufpreis, den dieser Interessent bot, mochte ich nicht überbieten und so sandte ich ihm den Verstärker Ende vergangener Woche zusammen mit den Ersatzteilen wieder zurück (wie beschrieben nur zum kleinen Teil repariert). Den Netzspannungswahlschalter steuerte Georgio für einen fairen Obulus bei und die Treibertransistoren konnte ich selbst besorgen.

Danke für Eure interessierte Teilnahme an den Beiträgen. Ein wenig tut's mir schon leid, dass diese Geschichte nun Geschichte wurde; dennoch hat mir das Ganze viel Spaß gemacht.

Viele Grüße

henry2

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