Reparatur CE 1000

Reine Empfänger-Bausteine außerhalb atelier/slim line
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henry2
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Reparatur CE 1000

#1 Beitrag von henry2 » 17.04.2012, 00:07

Hallo, liebe Schuhkarton-Fraktion,

ich freue mich, wieder mal über ein schönes Gerät berichten zu können. Es handelt sich um ein sehr schönes Exemplar eines CE1000 mit nur sehr geringen Gebrauchsspuren in völlig unverbasteltem Originalzustand (Serien-Nr. 10073).

Von einem netten Mitglied unseres Forums habe ich diesen Patienten anvertraut bekommen, bei dem einige Dinge wieder in Ordnung zu bringen waren.

1. Stereoempfang nicht möglich, daher auch Stereolämpchen außer Funktion.
2. AFC-Automatik funktioniert nicht. In Schalterstellung AFC-Aut. "Ein" wird die AFC bei Berühren des Senderwahlknopfs nicht deaktiviert.
3. Sämtliche AM-Wellenbereiche komplett ohne Funktion.

Fehler Nr. 1 verwunderte zunächst ein wenig, da der UKW-Empfang überhaupt nicht unempfindlich erschien. Mit einem Stück Draht als Antenne kamen eine Menge Sender störungsfrei herein. Dennoch schlug die Feldstärkeanzeige nur maximal zur Hälfte aus. Nach gründlicherem Betrachten des Schaltplans und Nachdenken war die Ursache dann aber schnell gefunden. Der Kontakt des Schleifers von R272 zu seiner Kohlelaufbahn war sehr hochohmig geworden, ja fast unterbrochen.

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Ein Säubern der Laufbahn mit einem Q-Tip und das Poti neu eingestellt, brachte schon den gewünschten Erfolg.

Fehler Nr. 2 führte zu einer anderen Ecke im Tunerinneren, nämlich zum "Netzbrummverstärker". Auf welche Ideen die Leute damals kamen, um dem gut betuchten Benutzer zu ersparen, die AFC von Hand ein- und ausschalten zu müssen...

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Sei's drum; die Signalverfolgung mit dem Oszilloskop ergab, dass für den armen Brumm nach T1002 Schluss war und es danach kein Weiterkommen mehr für ihn gab. Es war nun nicht mehr schwer, den Elko C1004 als Schuldigen auszumachen, der eine fast vollständige Unterbrechung aufwies. Austauschen, das Trimmpoti R1011 wieder eingestellt, das war's.

Fehler Nr. 3 war dagegen schon ein bisschen gemein. Auf die Idee, dass die Demodulator-Diode D203 defekt sein könnte, kam ich wirklich zuletzt; den kurzen Gedanken daran verwarf ich anfangs gleich wieder, da mir eine defekte Demodulator-Diode bisher noch nicht untergekommen ist. Viel eher hatte ich C264, C267 oder R258 im Verdacht, musste sie dann aber ausschließen.

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Nachdem ich D203 dann ausgelötet hatte, zeigte sich ein Glasbruch an der Kathodenseite, der von oben aber nicht erkennbar war. Das Nachmessen ergab eine vollständige Unterbrechung der Diode. Eine neue trat danach ihre Dienste an; alle AM-Bereiche funktionieren nun wieder bestens. Die Diode wurde schon damals in der Fertigung mit diesem Glasbruch eingebaut - eine Schlamperei des/der Bestücker(s)/in. Die Qualitätskontrolle konnte dies nicht erkennen, da die Schadstelle verdeckt war und die Diode elektrisch noch funktionierte; es war wohl erst im Laufe der Jahre langsam Luft eingedrungen und hatte Korrosion verursacht.

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Tut mir leid, dass das Foto so unscharf wurde. Lag's vielleicht am Fotografen - oder doch eher am Fotoapparat? Wir lassen's mal dahingestellt sein...

Zum Schluss noch ein bisschen Feinschliff. Der Sekundärkreis des Ratiofilters CE80-844 musste noch ein wenig nachgestimmt werden; der Nullpunkt wich etwas von der Sollfrequenz ab, wogegen der Primärkreis noch exakt stimmte.

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Bei der Einstellung der automatischen Rauschunterdrückung (zwischen den Sendern), die mit dem Trimmpoti R368 vorgenommen wird, muss man wohl auch ein bisschen Kompromisse eingehen (R368 liegt innerhalb des Abschirmbechers der FM-Demodulatorstufe, ist aber von außen zugänglich). Entweder man legt Wert auf eine wirksame Rauschunterdrückung, dann muss man aber auch die teilweise Unterdrückung bzw. verzerrte Wiedergabe schwacher Sender in Kauf nehmen, oder man möchte den Empfang schwacher (aber durchaus empfangswürdiger Sender) ermöglichen und erntet im Gegenzug eine schlechte Rauschunterdrückung. Außerdem ist die Einstellung von R368 auch abhängig von der des R272. Man muss hier einfach das Optimum suchen.
Diese sogenannte "Mutingfunktion" war damals offenbar noch nicht besonders ausgereift (funktioniert dann aber wunderbar beim CEV 510).

Abschließend lässt sich aber wieder mal feststellen, dass der CE1000 ein wirklich bemerkenswerter Tuner mit ganz besonderen "Features" und sehr guten Empfangseigenschaften ist, und der außerdem noch erstaunlich gut klingt.

Viele Grüße

Heinrich

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Norbert
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#2 Beitrag von Norbert » 17.04.2012, 22:18

Hallo Heinrich,

danke für Deinen schönen Reparaturbericht. Ich habe den CE 1000 noch nie komplett von innen gesehen. Deutlich erkennbar ist das seltene Kugelseil vorne.

In der Tat ein fieser Fehler ist der "eingebaute" Glasbruch an der AM-Demodulatordiode.

Diese brummgesteuerte AFC-Einstellung meine ich an einem ELAC-Receiver mal gesehen zu haben. Nur war dieser neuer als der CE 1000.

Gruß, Norbert
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Browni666

#3 Beitrag von Browni666 » 25.08.2012, 14:41

Danke für den Bericht

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