CEV 510 sporadischer Kanalausfall

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serge
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CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#1 Beitrag von serge » 06.11.2014, 10:23

Hallo Zusammen,
ich habe vor kurzem einen 510 geerbt(Das Gerät find ich schon seit meiner Kindheit sehr schön)
Leider hat es ein ppar kleine Macken:

1. Unterschiedlich starkes Rauschen im linken, ganz schwaches Rauschen im Rechten Kanal.
Hierzu wollte ich mich an die Hier mehrfach bemerkte Seite von Semih Tütenek (http://www.makarateyp.com/MG/Braun/BraunTech1.htm) halten und T501/502/503 tauschen.
Da ich gerade erst anfange mich mit Elektronik auseinaderzusetzen (war bisher eher der Schreiner/Automechanikertyp) eine kleine Verständnissfrage dazu:
Wenn keine Buchstaben am Ende angeben sind (zB BC557) dann spielt der Buchstabe auch keine Rolle? also könnte ein BC557B oder BC557C verwendet werden?


2. Aber nun zum eigentlichen Problem.
Das führt leider dazu das der Wife-Acceptance Factor asymptotisch Null wird (obwohl das Design sehr gefällt)
Es fällt regelmäßig der linke Kanal aus und wird extrem leise.
Wenn man daraufhin auf ein andere Inputsignal umschaltet oder die benutzte Inputtaste soweit reindrückt, das der Kontakt wieder unterbrochen wird, kommt der Kanal wieder zurück und läuft auch wieder für einige Zeit. Es ist auch kein Regelmäßiges Verhalten. Es gibt Abende, an denen MehrereSTunden gehört werden kann ohne das etwas Ausfällt (auch lautere Musik), Dann wieder fällt der Kanal nach 10 Minuten aus, oder 5 Minuten nachdem man die Lautstärke aufgedreht hat ode reinfahc auch alle 2 MInuten wie jetzt gerade.
Hat vielleicht jemand eine Idee was das sein könnte?

Ich würde das sehr gern beheben, so ein schöne Stück macht doch mehr freude als ein moderner (Billig)Plastikverstärker, und auch gern etwas mehr über die Fehlersuche dabei lernen.

mit besten Grüßen aus Leipzig
Serge

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henry2
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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#2 Beitrag von henry2 » 06.11.2014, 15:28

Hallo Serge,

fangen wir mal mit der einfacheren Frage an, nämlich mit Punkt 1: Die Buchstaben hinter der Typenbezeichnungen solcher Transistoren geben den Stromverstärkungsfaktor an. Wenn kein Buchstabe hinter den Ziffern steht, ist dieser in der Regel am niedrigsten (meist <100). Buchstabe A steht für einen höheren Faktor (~ 100...150), Buchstabe B ~ ≥200 und Buchstabe C in der Regel ≥300. Grob und vereinfacht gesagt gibt dieser Faktor an, um das wievielfache im Betrieb der Basisstrom kleiner ist als der Kollektorstrom. Dieser Faktor ist jedoch nicht konstant, sondern sinkt mit steigendem Kollektorstrom. Für unsere Betrachtung genügt jedoch diese vereinfachte Definition. Je nach Schaltungsauslegung werden Transistoren mit höheren oder geringeren Stromverstärkungsfaktoren benötigt, wobei z.B. ein B-Typ stets einen A-Typen ersetzen kann, jedoch nicht immer umgekehrt. Du kannst also problemlos einen BC557 durch einen BC557A, -B oder -C Typ ersetzen.

Einen ähnlichen Fehler, den Du unter Punkt 2 beschreibst, hatte ich auch mal. Ursache war ein BC157, also wie der BC557 ein PNP-Transistor. Er stellte auch nach einiger Betriebszeit völlig sporadisch seinen Dienst ein, um dann schon bei einem kleinen Signalimpuls wieder zu funktionieren. Hört sich zwar erst mal fies an, aber ich konnte den Verursacher doch recht schnell ausfindig machen, indem ich jeweils die Basis der infrage kommenden Transistoren mit einem sehr kleinen Schraubenzieher (Finger an der Klinge) berührte. Am gesuchten (defekten) Transistor war dann der Ton durch den kleinen Signalimpuls bei der Berührung plötzlich wieder da. (Natürlich muss zu Beginn dieser Tests der betroffene Kanal gerade mal ausgefallen sein.) Reihenfolge der Tests: Im Signalweg von hinten nach vorne.

Eine fehlerhafte Kontaktgabe der Drucktastenschalter für die Tonquellenauswahl kann ich mir weniger vorstellen, da wie Du schreibst, der Fehler auch bei unterschiedlichen Schalterstellungen auftritt.

Probier's einfach mal aus und berichte wieder, was sich getan (oder auch nicht getan) hat.

Noch ein Hinweis, falls Du zum ersten Mal so ein Gerät öffnest: Vorsicht Netzspannung an manchen Stellen! Siehe auch hierzu http://www.makarateyp.com/MG/Braun/BraunTech1.htm

Viele Grüße

Heinrich

serge
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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#3 Beitrag von serge » 07.11.2014, 16:48

Hallo Heinrich,
vielen dank für die ausführlichen Infos.
Offen hatte ich das Gerät schon zum reinigen, aber nie mit angeschlossenem Netzstecker. Habe ich mich bisher tatsächlich nicht getraut, aber irgendwann muss man ja mal ins kalte Wasser.
Ich muss zugeben bisher noch keinen umfangreichen Stromlaufplan (welch schönes Wort) gelesen zu haben, aber die Transitoren darin zu erkennen sollte gehen.
Signalweg von hinten nach vorne würde dann bedeuten vom LS -Ausgang zum Eingangsanschluss (phono/reserve..)
Wäre auf dem Schaltplan dann Kondensator 710,709,708...701, dann 508,507 und so weiter? Oder bin ich da genau verkehrt herum? (Ausgang hinten, Eingang vorne war meine Idee)

Die naive idee das es mit dem Taster zusammenhängt habe ich auch schon aufgeben müssen :)

Nun, da es hier um Pfennigsartikel geht und ich eh Kleinteile kaufen muss, werde ich mir wohl einen kleinen Transistorvorrat bei der Conradapotheke, und mein langersehntes Lötbasisequipment einfacher Natur zulegen
(vorerst nur 40w Bleistiftkolben, Halter schwamm und pumpe, den rest wenn ich das nötige Kleingeld habe und auch genau weis was für qualität ich wirklich brauche),
und mich am Wochenende mal hinsetzen und versuchen deinem Rat zu folgen, vielleicht komme ich ja weiter.
Würde es sich denn empfehlen die von Herrn Tütenek angegeben Transitoren zu tauschen auch wenn deine Vorschläge keine Wirkung zeigen?

beste Grüße
Serge

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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#4 Beitrag von serge » 10.11.2014, 11:40

Hallo Heinrich,
vielen vielen Dank nochmals für die Tips. Ich habe den Übeltäter (zumindest für das Problem ) unschädlich machen können.
Es war T508, der etwas semiprofessionel schon mal ausgetauscht wurde (siehe angehängtes Bild und T507 wurde durch einen anderen Typ ersetzt was mir auch nicht sympathisch erscheint).
Er reagierte exakt so wie beschrieben, hier der durchgeführte Ablauf:
1. System aufmachen,
2. Boxen anschliessen
3. auf den Rücken stellen
4. Quelle anschliessen (in dem Fall Bluetooth Audio Box)
5. System an Strom anschliessen
6. Musik wiedergeben und kaffe trinken
7. Als linke kanal ausgefallen die (im Plan benannten) BC 157 vorsichtig mit Schraubenzieher an der Basis berühren, bei 508 war ein mittel lauter Pop zu höhren und der Kanal war wieder da.
8. Ausmachen, auslöten und durch Universalersatz BC556 ersetzen
9. Abkühlen lassen, wieder anschalten
10. 15 Sekunden leises poppen in dem Kanal, kein Output
dann völlig klarer Sound auf beiden Kanälen, ganz leises Rauschen bei voll aufgedrehter Lautstärke aber das halte ich für normal?

Leider ist damit ein anderes Problem zu Tage getreten das ich bisher nicht als eigenständiges bemerkt habe:
Sobald ich Phono wähle habe ich ein Rauschen und kratzen auf beiden Kanälen das kling als würde meine Nadel über den Teller kratzen und nur durch Staub gedämpft werden.
Verändert sich leicht duch anschalten der Nadel/Rumpelfilter, kann mit dem Pegelregler leise gedreht werden, und sobal ich die Band-Taste drücke ist es verschwunden.
Klingt nach Noch weiteren defekten Transitoren. Laut der TransistorProblem seite würde es ja auf 401/2/3 bzw 501/2/3 zeigen, aber es Tritt tatsächlich nur bei Phono auf, nicht bei UKW daher bin ich etwas unsicher, möchte eigentlich nur sowenig tauschen wie nötig und auch nicht auf völlig unbedarften Verdacht hin. Und laut dem Blockschaltbild herrscht ja kein Unterschied zwischen Reserve und Phono ausser ein paar Widerständen?

beste Grüße
Serge
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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#5 Beitrag von henry2 » 10.11.2014, 15:13

Hallo Serge,

Glückwunsch zu Deiner 1. erfolgreichen Fehlersuche und -beseitigung. Es wundert mich nur, dass der Ton erst 15s(?) nach dem Einschalten wieder da war.

Beim 2. Fehler wundere ich mich ebenfalls darüber (in der Elektronik gibt es eben immer wieder Wunder :D ), dass das Rauschen und Kratzen im Phonobetrieb bei beiden Kanälen zugleich auftritt. Das Gerät ist doch nicht auf Mono geschaltet? Wenn diese Geräusche nur auf einem Kanal auftreten würden, würde ich als Erstes auf T502 bzw. T402 tippen. Bei PNP-Transistoren treten diese Fehler in der Regel viel häufiger auf als bei den NPN-Typen, obwohl es bei denen hin und wieder auch vorkommen kann.

Deine Vermutung, der einzige Unterschied zwischen dem Phono- und dem Reserveeingang bestünde nur aus ein paar Widerständen (plus ein paar Kondensatoren), ist zwar richtig, aber durch die Umschaltung im Gegenkopplungszweig (bei Phono frequenzabhängig) ist die Verstärkung (bei 1KHz) im Phonobetrieb um das ca. 100-fache höher als bei der Schalterstellung "Reserve" oder "Radio".

Es ist deshalb durchaus möglich, dass bei der geringen Verstärkung im Reserve- bzw. Radiobetrieb (ich schätze sie kaum höher ein als Faktor 1) das Geräusch, das von T502 bzw. T402 verursacht sein könnte, nicht störend auftritt - wohl aber bei der hohen Verstärkung im Phonobetrieb. Verwunderlich wäre allerdings, wenn beide Transistoren gleichzeitig diesen Defekt aufwiesen. Dann dürften diese Geräusche aber nicht in jedem Kanal identisch sein, d.h. Du müsstest sie "in Stereo" hören - die einzelnen Prasselpeaks also unterschiedlich in Intensität und Phasenlage.

Solltest Du T502/T402 ersetzen müssen, achte bitte darauf, hierfür rauscharme Typen zu verwenden, z.B. BC559. Falls doch der seltenere Fall eines Defekts von T501/T401 aufgetreten sein sollte, wäre der richtige Ersatz z.B. ein BC549.

Du könntest den Fehler mit hoher Wahrscheinlichkeit eingrenzen, indem Du mit einem kleinen Elko (1...2,2µF/40V) die Basis von T501 bzw. T401 nach Masse überbrückst. Wenn dann das Prasseln im Lautsprecher weg ist, war das der Übeltäter. Falls nicht, das gleiche mit T502/T402 wiederholen. Wenn dann das Prasseln verschwunden ist, waren's die.

Bin gespannt auf Deinen nächsten "Zustandsbericht".

Viele Grüße

Heinrich


Edit: Habe erst jetzt Dein Foto bemerkt. Da hat ja einer schon zuvor ganz schön herumgepfuscht; ich würde das auf jeden Fall "anständig" wieder herstellen. Welcher Transistortyp wurde denn als T507 eingesetzt?

serge
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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#6 Beitrag von serge » 10.11.2014, 19:49

Hi,
ja vielen dank, fühlt sich gut an wenn sowas wieder funktioniert :) Frau ist auch schon wieder etwas glücklicher mit dem Gerät.
Das mit dem Ton nach 15 sek hat mich auch ziemlich erschreckt, aber es kann recht viele Ursachen gehabt haben, ich war ziemlich aufgeregt, weis der Henker was da loswar, es ist jedenfalls nicht wieder aufgetreten.

und beim 2ten Fehler hast du mich wohl erwischt ... die Mono Taste ist mit ziemlicher Sicherheit noch gedrückt gewesen, da ich ja noch die obere Platine aufgeklappt hatte.
Ich werde mich dannw ohl wieder auf zum gelben C machen und mir einen Satz Kondensatoren und ein paar bc559 kaufen (habe nur 556 und 546 beim letzen mal gekauft).

Zu der seltsamen Bastelei bei 507:
Ich habe keine Ahnung, auf der Blechummantelung des Transistors ist nichts mehr zu erkennen, ausser das dort mal ein schlecht lesbarer Aufdruck drauf war.
Laut Plan gehört ein BC414 da rein. Laut Norbert ist der durch BC 550 ersetzbar. Würde ich dann in einem Zuge mitersetzten, wenn nichts dagegenspricht.
(Ist auch nur auf einer seite getauscht worden, 407 ist noch original)

beste Grüße
Serge

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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#7 Beitrag von serge » 18.11.2014, 19:00

Hi,
wieder mal Zeit für ein Update.
Nach eine r leichten C*nrad Odysse (irgendwer hatte mir die letzten BC559 vor der Nase weggekauft...)
Habe ich mich am Samtag Abend hingesetzt und mich weiterversucht:

Als allererstes: Tatsächlich hast du mich erwischt, der Mono Knopf war eingedrückt und das Rauschen existiert tatsächlich nur auf dem linken Kanal...

Nun zu meinen Erlebnissen :)
Zuerst den eigenwilligen (unbeschrifteten mit Messing ? ummantelten ) Transistor entfernt und durch einen BC550 ersetzt -> abkühlen lassen, getestet-> keine Merkliche Veränderung am Klang/Schadbild.

System ausgeschaltet, Kondesator an Klingeldraht gelötet , Draht an Masse angeschlossen,
System eingeschaltet, Schadbild Provoziert (Phono Eingang aktivieren, Laustärke auf- und abdrehen, Umschalten, Phono Knopf zu langsam drücken etc) -> neues Schadbild:
Wenn UKW aktiviert, Rauschfilter und Mono eingedrückt, dann auf Reserve (und nur Reserve) schalten und auf "nur Stero" drücken, fällt der linke kanal wieder aus(reproduzierbar).
Kurz aufregen, wieder abregen, zurück zu altem Versuch: Skalpell genommen und basis von 501 Berührt -> lauter knack -> Kanal zurück

Transistor für Austausch vorgemerkt, weiter versucht Phono Rauschen zu erzeugen, gefunden, 501 mit Kondensator zu Masse überrückt -> mehr knacken-> Rauschen fort

501 austausch:
Bim auslöten auf Kondensator(?) C505 gestoßen, fehlte auf der Oberseite der Platine, etwas verwundert.
Auf der Rückseite war er dann zwischen Basis und Emitter gelötet (siehe Photo) und nun das verwunderliche:
Laut Schaltplan ist das korrekt, laut Teileliste exitiert er nicht und auf den von mir gefunden Platinenfotos ist er immer auf der oberseite eingbaut (dort wo er auf der Platine aufgemalt ist ist)

Kondensator vorsichtig ausgelötet, Transitor getauscht, und in der ganzen Aufregung vergessen den Kondensator zurückzubauen.
System eingeschaltet, vorerst kein Rauschen zu provozieren.
Gut, dachte ich, hören wir mal etwas Musik.
Ca 15Minuten -> lautes Knacken/Rauschen

Kurz aufregen, wieder abregen, erneuter Versuch : 502 Basis mit Kondensator an Masse -> lautes Knacken -> Rauschen weg.
Austauschversuch 502:
Ähnliches Kondensatorspiel : C513 (in Teileiste nicht vorhanden, laut schlatplan korrekt platziert, aber auf Platine keinerlei Lötstellen vorgesehen)
Verwundert, dennoch ausgebaut, Transitor getauscht, Kondensator absichtlich weggelassen.
Angeschaltet -> mittleres Rauschen und ab und zu Knacken bei hoher Lautstärke.
Wieder Aus, C513 wieder auf basis und emitter gelötet wieder an.
Nur noch ganz leises Rauschen bei extrem hoher Lautstärke (normal soweit ich das kenne?)

Wieder aus, C505 auf korrekte Stelle laut Platinenbezeichnung gelötet wieder an -> keine Veränderung.
Als gut befunden, System wieder zusammengebaut und an seinen PLatz gestellt.
Alle glücklich und zufrieden
Frau, Hund und meine Wenigkeit

Somit nochmal ein ganz herzliches Dankeschön für die unbezahlbaren Tips
damit habe ich mit einer Investition von ca 50 Cent ein derart schönes Gerät wieder zum leben erwecken können. :thumb:

Aus reiner Neugierde dann Dennoch:
Wozu sind die beiden Kondesatoren denn eigentlich gut? (Ein Ausbau hat ja keine merklichen Unterschiede gebracht)
Sollte ich den 505 wieder an seine alte stelle packen?

Er wurde mir auch etwas heis beim Einlöten, gut möglich das er hinüber ist,
laut Plan sollten es
22 µF 33V (40V) in C505
und
91 µF 5V (100µF bei 6,3V) in C513 sein.
Sehe ich das richtig?


Beste Grüße

Serge



vergessenen C505 gefunden, auf korrekte Stelle der Platine gelötet
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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#8 Beitrag von henry2 » 19.11.2014, 15:31

Hallo Serge,

Glückwunsch zu Deiner erfolgreichen Reparatur. Zu Deinen Fragen:

Der CEV510 hat im Zuge der Modellpflege u.a. auch eine Änderung im Entzerrer-Vorverstärker erfahren. Bei den früheren Modellen (ich vermute, Du besitzt so eines) war C505 (22pF!) zwischen Basis und Kollektor von T501 geschaltet. Er wirkt als Gegenkopplung für hohe Frequenzen und dient damit der Unterdrückung der Schwingneigung des Vorverstärkers. Du findest diese kleinen Keramik-Kondensatoren auch in den anderen Verstärkerstufen, wie z.B. C522, C533, C704, aber auch im Netzteil in der Stabilisierungsschaltung als C810, wo sie den selben Zweck erfüllen. (Ich spreche hier nur nur vom linken Kanal der Verstärkerstufen; für den rechten Kanal gelten jeweils die 4xx-Nummern.)

Zur Verbesserung der Ankopplung der MM-Tonabnehmersysteme (Abschlussimpedanz) an den VV im Phonobetrieb wurde C513 (91pF!) eingeführt, der zwischen Basis und Emitter von T501 geschaltet ist. Deshalb musste C505 um eine Stufe nach hinten verlegt und dort zwischen Basis und Kollektor von T502 geschaltet werden, wo er ebenso einer Schwingneigung des VV entgegenwirkt.

Bild

Beide Kondensatoren erfüllen also an den im (neueren) Schaltplan angegebenen Stellen ihren Zweck und sollten nicht weggelassen werden, besonders nicht der C505.

Ich wünsche Dir noch viel Freude mit Deinem CEV510.

Schöne Grüße

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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#9 Beitrag von raimund54 » 19.11.2014, 21:34

henry2 hat geschrieben: Zur Verbesserung der Ankopplung der MM-Tonabnehmersysteme (Abschlussimpedanz) an den VV im Phonobetrieb wurde C513 (91pF!) eingeführt, der zwischen Basis und Emitter von T501 geschaltet ist. Deshalb musste C505 um eine Stufe nach hinten verlegt und dort zwischen Basis und Kollektor von T502 geschaltet werden, wo er ebenso einer Schwingneigung des VV entgegenwirkt.
Beide Kondensatoren erfüllen also an den im (neueren) Schaltplan angegebenen Stellen ihren Zweck und sollten nicht weggelassen werden, besonders nicht der C505.
Hallo Henry,

der C513 dient zur Reduzierung von HF-Einstreuungen und deren Demodulation durch T 501 indem er die HF-Frequenzen von Basis nach Emitter quasi kurzschließt. C513 dient somit nicht zur Impedanzanpassung an den Tonabnehmer des Plattenspielers. C513 hat bei 20 kHz einen Widerstand von ca. 87,5 kOhm, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Nur zur Vollständigkeit: Der Abschlußwiderstand (=Eingangswiderstand des Vorverstärkers) für einen MM Tonabnehmer sollte 47 kOhm sein.

Die Aussage bzgl. C 505 ist korrekt.

Gruß,

Raimund

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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#10 Beitrag von henry2 » 07.12.2014, 00:03

Hallo Raimund,

tut mir leid, wenn ich mich erst jetzt wieder melde. Ich hatte in der letzten Zeit eine Menge Dinge zu tun, von denen der größte Teil nun glücklicherweise erledigt ist.

Deine Erklärung zur Funktion von C513 ist bestimmt richtig. Die Unterdrückung eingestreuter HF und deren Demodulation über die Basis-Emitterdiode von T501 mag damals vielleicht sogar der einzige Grund für den Einsatz von C513 gewesen sein. Weshalb aber gerade nur bei den Regies 510/520?

Der Kondensator dient in dieser Form tatsächlich nicht zur Impedanzanpassung der Eingangsstufe, aber ich dachte, durch eine gewisse Dämpfungswirkung (auch bei hohen Tonfrequenzen) könne er zudem den durchaus wünschenswerten Effekt bewirken, den Frequenzgang des MM-Tonabnehmersystems im Hochtonbereich zu linearisieren.

Um uns beiden diesen Effekt auch nachweisen zu können :wink:, habe ich mal nachgemessen. Natürlich hast Du damit recht, dass C513 mit seinen 87,5 KΩ bei 20 KHz bezüglich seines Einflusses auf den NF-Frequenzgang keine große Wirkung zeigen sollte. Ich wollte es dennoch genauer wissen, öffnete meinen CEV520 (in diesem Bereich ist er mit dem CEV510 späterer Baureihen identisch) und führte ein paar Pegelmessungen durch, um den Einfluss von C513 auf den Frequenzgang zu untersuchen.

Zu den Messungen
NF-Einspeisepunkt: vor C501
Messung der NF-Ausgangsspannung: nach C509
Weiteres Kriterium: Der Ausgangspegel an C509 wurde - bei abgelötetem C513 - bei jeder Frequenz auf 200 mV konstant gehalten.

Verwendete Messgeräte
Funktionsgenerator: HAMEG HM8030-4
dsgl. zur Kontrolle: Tektronix FG5010 (mit den gleichen Ergebnissen)
Oszilloskop: HAMEG HM303-6
Als NF-Millivoltmeter diente ein Metrix VX213A

Um am Einspeisepunkt eine möglichst realitätsnahe Quellenimpedanz nachzubilden, schaltete ich dem Funktionsgenerator eine der beiden TA-Spulen eines Shure M75EM nach, welches in den damaligen Braun-Plattenspielern häufig zum Einsatz kam. Danach wurde das Tonsignal über eine 1,5 m lange abgeschirmte NF-Leitung an C501 eingespeist.

Die Messungen ließen sich anfangs ohne etwas notieren zu müssen schnell erledigen, denn zwischen 5 und 12 KHz blieb der Ausgangspegel mit und ohne C513 absolut gleich. Erst ab 15 kHz zeigte sich erstmals ein kaum wahrnehmbarer Pegeabfall, der sich bei 20 KHz und eingelötetem C513 bis auf -1,2 dB erhöhte. Zugegeben: Ich hätte mehr erwartet. Selbst wenn man den RBE des T501 unberücksichtigt lässt, errechnet sich der Eingangswiderstand der Schaltung nicht auf den theoretisch gewünschten (und im Kdm auch angegebenen) Wert von 47 KΩ, sondern auf ca. 68 KΩ. Rechnet man RBE hinzu, so steigt der tatsächliche Eingangswiderstand auf noch höhere Werte an. Mit bis zu -3 dB Pegelabfall hätte ich deshalb an dieser Stelle schon gerechnet, aber Dein Standpunkt zur Funktion von C513 hat sich durch die Messungen doch weitgehend bestätigt :thumb:.

Noch etwas zum Thema MM-Phonovorverstärker: Ich sage Dir ja bestimmt nichts Neues damit, dass MM-Systeme aufgrund ihrer hohen Induktivität je nach Fabrikat und Typ eine mehr oder weniger starke Anhebung des Frequenzgangs ab ca. 10-12 KHz nach oben hin aufweisen, was zu einer Überhöhung des Hochtonbereichs bis sogar hin zur Lästigkeit führen kann. Zwar weisen die verwendeten Standardzuleitungen vom Plattenspieler zum Verstärker bereits eine Kapazität von durchschnittlich ~100-150 pF auf, aber das genügt meistens nicht für eine hinlängliche Linearisierung des Frequenzgangs im Hochtonbereich.

Einige hochwertige MM-Vorverstärker gestatten deshalb auch eine Anpassung ihrer Eingangskapazität, veränderbar von 50-500 pF, um der Pegelanhebung der unterschiedlichen, jeweils verwendeten MM-Tonabnehmer oberhalb von 10 KHz entgegenzuwirken. Diese Kapazitäten liegen dann allerdings parallel zum Verstärkereingang.

Diesem Umstand wurde ja auch bei den späteren Receivern der Fa. Braun (z.B. Regie 528, 450, 550) in Form eines Kondensators von 75 pF (das sind sogar etwas über 106 KΩ bei 20 KHz) zwischen der Basis des 1. Transistors des Phonovorverstärkers und Masse Rechnung getragen. Dabei handelt es sich tatsächlich um eine Korrektur der Eingangsimpedanz. Auch stimmt hier der Eingangswiderstand der Schaltung mit dem Sollwert von 47 KΩ in etwa überein.

So, genug für heute zu diesem Thema. Ich befürchte, dass es für viele Leser dieses Beitrags nicht einmal von großem Interesse war, was mir natürlich ein wenig leid tut. Raimund wird mich dagegen sicherlich verstehen, und wenn er möchte, wird er vielleicht noch etwas dazu entgegnen, hinzufügen oder vielleicht auch schreiben, wie ernsthaft man sich bei Firma Braun mit diesem Thema über das Notwendigste hinaus beschäftigt hat (oder auch nicht).

Viele Grüße

Heinrich

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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#11 Beitrag von raimund54 » 07.12.2014, 14:37

Hallo Heinrich,

toll, dass Du Dir die Arbeit mit dem Nachmessen gemacht hast. Du hast das Szenario sehr realitätsbezogen aufgebaut, sodass die Werte auch aussagekräftig sind. Insgesamt bestätigt das meine Erfahrungen und Überlegungen. (Ähnliche Messungen - mit vergleichbaren Ergebnissen - habe ich früher mal mit den Tonabnehmern von einem Jazz Bass und Mikrofonen gemacht.)

Bei der Berechnung des Eingangswiderstands des Phonoeingangs muß dir ein kleiner Fehler unterlaufen sein, denn nach der Buchse kommt ein 470 Ohm Serienwiderstand und dann direkt ein 56 kOhm Widerstand nach Masse. Parallel dazu muß man den Widerstand zur Basis des 1. Tranistors (470 kOhm + ...) und den Eingangswiderstand des 1. Transistor rechnen, sodaß man auf einen Wert in der Nähe von 47 kOhm kommt.

Zur Kapazität von MM-System + Kabel + Eingangskapazität des Phonovorverstärkers muß man sagen, das die Summe laut Norm irgendwo zwischen 250 bis 450 pF liegen sollte, was für viele MM-Systeme zu viel ist. Denn dann rutscht die Resonanzfrequenz des Schwingkreises bestehend aus der MM-Spule und den oben erwähnten Kapazitäen soweit in den hörbaren Bereich, sodass es eine sehr hohe Frequenzüberhöhung im Bereich der Resonanzfrequenz mit anschließendem starken Abfall (12 dB/Oktave) zu den hohen Frequenzen hin gibt. Das ist die von Dir erwähnte Lästigkeit. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Resonanzüberhöhung im Frequenzgang umso stärker ausfällt, desto tiefer sie frequenzmäßig liegt.

Idealerweise sollte die Resonanzfrequenz deutlich über 20 kHz liegen, damit der Frequenzbereich bis 20 kHz möglichst wenig beeinflußt wird (bei CD 4 tauglichen Systeme möglichst über 45 kHz). Dazu braucht man bei den meisten MM-Systeme Gesamtkapazitäten (System + Kabel + Eingangskapazität) von ca. 150 - 250 pF meiner Erfahrung nach (bei CD 4 <150 pF).

Dieser ganze Resonanzkram führte, auch in Verbindung mit dem möglichen leichteren Nadelträger, zur Entwicklung der MC-Systeme, weil da diese Probleme aufgrund der niedrigen Impedanzwerte nicht auftreten bzw. weit nach höheren Frequenzen hin verschoben sind. Dafür handelt man sich andere Probleme wie stärkeres Rauschen etc. ein. Die Krönung sind dann aber wieder so unsinnge Eingangsschaltungen mit Eingangsübertrager für MC-Systeme, sodass diese dann pegelmäßig in etwa am normalen MM-Eingang funktionieren (z.B. im AC 701!, nicht jedoch im deutlich jüngeren R4, der hat einen speziellen Vorvorverstärker). Da hat man dann wieder ähnliche Probleme wie bei normalen MM-Systemen, nur die Beeinflussung durch die Kabelkapazität ist etwas geringer.

Gruß,

Raimund

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Re: CEV 510 sporadischer Kanalausfall

#12 Beitrag von henry2 » 07.12.2014, 17:43

Hallo Raimund,

vielen Dank für Deine ausführlichen Worte rund um das Thema und für Deine Überlegungen zu den Resonanzüberhöhungen, die bei dem Gesamtgebilde Induktivität des MM-Systems, Leitungs- und parallelgeschaltete Zusatzkapazitäten in diesem Serienschwingkreis entstehen. Es lässt sich daraus ableiten, dass man eigentlich zum Erzielen des bestmöglichen Ergebnisses je nach verwendetem MM-System und vorhandener Phonoleitung die Eingangsbeschaltung des Phonovorverstärkers entsprechend anpassen sollte.

Du hast völlig Recht damit, dass ich bei meiner Berechnung des Eingangswiderstandes die beiden an der Phonobuchse liegenden R501 und R576 völlig übersehen hatte. Jetzt darf man in der Gesamtberechnung auch wieder den RBE von T501 hinzurechnen, der aufgrund seines sehr niedrigen Basisstroms einen ziemlich hohen Wert haben dürfte. Dann wird’s mit dem Eingangswiderstand von 47 KΩ auch sicherlich wieder soweit hinkommen.

Noch einen schönen Sonntagabend wünscht Dir

Heinrich

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