Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

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Otto01
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Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#1 Beitrag von Otto01 » 10.11.2013, 15:39

Hallo,
hier sozusagen als "Einstand" ein Endstufen-Reparaturbericht für einen Regie CEV 550, Seriennummer 21011:

Nachdem der Netzschalter vor einiger Zeit bereits mit stärkerer Funkenbildung defekt wurde, hatte ich ihn überbrückt, und das Gerät über einen Schnur-Zwischenstecker geschaltet. Dazwischen ist noch ein Entstörfilter mit 2 Schmelzsicherungen (à 3,15 A träge in L und N) eingeschleift.

Eines Tages schaltete ich das Gerät wie gewohnt ein, bemerkte aber sofort, daß die Skalenlämpchen dunkel blieben. Jetzt beging ich den größten Fehler, indem ich den Netzstecker in eine andere Steckdose steckte, die nicht wie das Entstörfilter extra abgesichert ist.
Es gab einen Knall, und Funken stoben aus dem Gehäuse, eigenartigerweise flackerten die Skalenbirnchen nur kurz, um dann wie gewohnt normal hell zu leuchten.
Nach Schrecksekunde und reflexartigem Netzsteckerziehen war mein erster Gedanke, daß das Gerät nun endgültig seinen Geist aufgegeben hätte.

Trotzdem packte mich die Neugier, und ich sah nach Entfernen des Gehäusedeckels die "schöne Bescherung": Eine Einschwärzung der Platine im Bereiche des völlig verkohlten 100-Ohm-Widerstandes R723, was darauf schließen ließ, daß beide Transistoren T710 (BD237) und T711 (BD238) einmal gleichzeitig voll aufgesteuert hatten und somit einen Kurzschluß der beiden Betriebsspannungen von + 35 Volt und - 35 Volt verursachten. Dabei waren auch zwei der 0,68- Ohm-(5 Watt)-Widerstände durchgebrannt.
Nach Ablöten aller gefährdeten Halbleiter (T706 (BC548B), T708 (BC548B), T709 (BC558B), T710 (BD237), T711 (BD238), T712 (BD609), T714 (BD609), T713 (BD610), T715 (BD610) wurde mit 100-Watt-Glühlampe als Vorwiderstand in der Netzzuleitung das Gerät kurzzeitig in Betrieb genommen. Dabei fiel mir auf, daß die eingebaute Gerätesicherung auf der Primärseite des Netztrafos zwar dem Herstellerwert von 2 A träge entsprach, auch nicht etwa bastlermässig überbrückt war, trotzdem nicht ausgelöst hatte, dafür war aber eine Schmelzsicherung des vorgeschalteten Entstörfilters mit den 3,15 AT durchgebrannt.

Testweise schloß ich auch an den nunmehr der Treiber- und Endtransistoren beraubten Kanal einen Lautsprecher an. Hier kam tatsächlich ein sehr stark verzerrter und leiser, aber mit dem Lautstärkesteller veränderbarer Ton durch. Das gab mir den endgültigen Anstoß, es mit der Reparatur aufzunehmen, da ja UKW-Teil etc. offensichtlich unbeschadet davongekommen waren.

Bei der Beschaffung der BD600-er Transistor-Serie gab es allerdings Probleme, es wurden ersatzweise die angeblich "besseren" Transistoren der BD800-er-Serie gewählt. (Wobei die Montage mit anderen Isolierröllchen vonnöten ist.)

Ferner wurden vorsorglich alle NPN-Kleinsignaltransistoren durch Type BC337-25, alle PNP-Typen durch BC328-40 ausgetauscht, mit Ausnahme der Transistoren im Differenzverstärker T701 (BC558B), T702 (BC557B) sowie der Transistoren in den Konstantstromquellen (T704 (BC557A), T705 (BD140), T703 (BC547B), T707 (BD139)), die sich durch spätere ohmsche Prüfung als intakt erwiesen hatten. Eine Erwärmung des T705 (BD140) und des T707 (BD139) ist ohne Kühlkörper wohl normal.
Alle anderen Bauteile blieben "eiskalt" beim nachfolgenden ersten Testlauf.
Es gibt nur noch eine Besonderheit:
Der Ruhestrom ist etwa fünfmal höher als in den Serviceunterlagen angegeben, mit dem Potentiometer R713 (250 Ohm), das zur Sicherheit noch von Korrosionseinflüssen gereinigt wurde, ließ sich das nicht mehr nachziehen.

Ferner neigt der reparierte Kanal, wird er stark und impulsartig mit NF-beaufschlagt, zu 1-kHz-Schwingungen.

Es fiel mir noch auf, daß beim Prüfen (Messen) des Ruhestroms (ohne NF-Signal) dieser sich veränderte, sobald ich mit dem Finger an das Gehäuse fasste (=Schwingneigung?).
Ich nehme an, hier sind wahrscheinlichste Ursache die unabgeschirmten Meßschnüre und die Tatsache, daß der eine Ladeelko abmontiert, mit längeren provisorischen Zuleitungen versehen werden mußte, um überhaupt den Schraubenzieher in das Poti stecken zu können.
Der DC-Offset (über R707 (1,5 k-Ohm)) ist dagegen unheimlich präzise einstellbar gewesen, bzw. bedurfte überhaupt keiner Korrektur.

Kurzum, das Gerät läuft nun schon wieder ein ganzes Jahr ohne Ausfall.

Ich rätsle immer noch ein wenig, was die eigentliche Ursache für diesen "satten" Kurzschluß der Gleichspannungen gewesen sein könnte.
Ich habe die Isolierröllchen der BD609, BD610 schwer in Verdacht, die sind im Gegensatz zu den anderen Isolierstücken kürzer, so daß sich im Laufe der Zeit die Befestigungsschrauben verkantet und den Massekontakt mit dem Kühlkörper hergestellt haben könnten.
Oder der kleine mit Schelle am Kühlkörper befestigte T708 (BC548B) war "taub" geworden. (Hernach meßtechnisch kein Widerstand zwischen Emitter und Kollektor.)

Trotzdem habe ich mir einen kleinen nützlichen Trick ausgedacht, der wohl derartigen unliebsamen Strom-Durchknallern vorbeugen hilft, den ich hier auch nicht vorenthalten möchte:

Es sind jetzt (in Ermangelung von 100-Watt-Glühlampen) zwei parallelgeschaltete 60-Watt-Glühlampen in die Netzzufuhr, per Schnurschalter überbrückbar, geschaltet.
Diese leuchten beim ersten Einschalten der Netzspannung kurz auf und fangen erst dann an zu glimmen oder zu leuchten, wenn ich die Lautstärke erhöhe und die Bässe voll reindrehe.
Dann kann es sein, daß die Spannungen am Verstärker zusammenbrechen, so daß es wie ein "Overload" fungiert. Wird der Lautstärkesteller sofort zurückgedreht, verlöschen die Lampen wieder.
Wird nur e i n e 60-Watt-Glühlampe in Reihe geschaltet, glimmt diese ständig schwach auch bei leisen Lautstärken, und es ist ein deutlicher Brummton im Lautsprecher vernehmbar.
Meistens lasse ich den Braun nun bei vorgeschalteten Glühlampen laufen, ohne daß es ihm bis jetzt geschadet hätte, möchte ich mal etwas lautere Musik hören, betätige ich halt den Überbrückungsschalter, der parallel zu den Glühlampen liegt. Darf nur nicht vergessen, nach dem Abschalten diesen wieder umzulegen.

Es ist natürlich noch zu bemerken, daß der grüne Netzschalterknopf, der mir das Lautsprecherrelais steuert, am Gerät auch sinngemäß betätigt wird: Also immer erst Stellung aus, dann Netz über externe Beschaltung ein, dann Knopf drücken.
Beim Ausschalten in umgekehrter Reihenfolge. Die Lautsprecher danken es einem.

In den Bildern sieht man die ausgetauschen Bauteile, und im Video die "Softstart"-Schaltung Marke Eigenbau.

http://www.netca.de/RE550_Endv_defekte_Bauteile.jpg

http://www.netca.de/Softstart4.mpg

Beste Grüße

Otto01

Otto01
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Re: Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#2 Beitrag von Otto01 » 16.11.2015, 21:10

Auch hier gilt, sorry, wegen Providerwechsel stimmen die Links nicht mehr. Werde alsbald nach einer "neuen Lösung suchen", ohne eine neue HP aufzumachen.
Gruss Otto01

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Re: Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#3 Beitrag von Uli » 30.01.2016, 11:22

Moin Otto!

Jetzt erst habe ich Deinen schönen Bericht gefunden!
Ich würde mir einen intakten 550 holen um die Originalität nicht mit dem 60w Birnen zu verunstallten, so ist gewährleistet das es originale ET's sind! Geräte gibt es meist zum Groschenpreis!

Hast Du eine Lösung für die Bilder gefunden? Du kannst sie auch (kostenlos) hier hochladen!

Gruß... Uli

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Re: Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#4 Beitrag von bernie » 30.01.2016, 16:49

Otto01 hat geschrieben: Trotzdem habe ich mir einen kleinen nützlichen Trick ausgedacht, der wohl derartigen unliebsamen Strom-Durchknallern vorbeugen hilft, den ich hier auch nicht vorenthalten möchte:
Otto01
Den "Trick" hättest du uns aber besser vorenthalten. Und dann noch dieser Schalter zu Überbrücken! War das der vorgezogene Aprilscherz? Vom Wetter passt es ja.

Um die Lautsärke zu regeln, gibt es an dem Regie 550 einen Lautstärkeregler. Ja, wirklich! Da muss man keine Glühlampen als Vorwiderstände zur Leistungsdämpfung in die häusliche Stromversorgung einbauen.

Den Trafo des Gerätes stört das nicht - wohlbemerkt, solange es ohmsche Widerstände wie Glühlampen sind. Mit Energiesparlampen oder LED-Leuchten wird das natürlich nichts. Aber sekundärseitig bekommt das NT hinter dem Gleichrichter dadurch zu wenig Spannung und ist nur am Herumwürgen. Ein linear geregeltes NT kann da im Gegensatz zu einem SNT gar nichts ausgleichen. Du hast deshalb die allerbesten Chancen, dass Vorverstärker und Tuner mit Unterspannung laufen. Je mehr Unterspannung, desto mehr Verzerrungen sowie Störsignale hast du. Auch wenn die Endstufe einigermaßen tolerant ist (ist ja im Prinzip auch ein NT), mit HiFi dürfte das, was derzeit aus deinen LS kommt, nicht mehr viel zu tun haben.

Der "Trick" mit den Glühlampen ist ausschließlich dazu da, ein Gerät, das lange herumgestanden hat, wieder schonend zu aktivieren - wenn man zudem auch noch keinen Regeltransformator und keinen für Induktivitäten zugelassenen Dimmer hat. Weil sich die Oxydschicht in Elkos bei langer Stomlosigkeit abbaut, ist es besser, so ein Gerät erst mal mit Unterspannung "langsam anzufahren". Die Elkos werden "formiert", d.h. die Oxydschicht regeneriert sich (idealerweise bis zum Zustand vor dem letzten Abschalten). Für den Normalbetrieb des Verstärkers kommen Vorwiderstände in der Netzzuleitung grundätzlich nicht in Frage. Ganz nebenbei lieferst du mit einer solchen Installation deiner Brand- und Haftpflichtversicherung einen handfesten Leistungsverweigerungsgrund.
mfg berni

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Re: Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#5 Beitrag von v/d/b » 30.01.2016, 17:59

Moin zusammen,
euch ist aber schon aufgefallen, dass der Beitrag von Otto aus dem November 2013 stammt?

Viele Grüße
Thomas

Otto01
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Re: Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#6 Beitrag von Otto01 » 02.05.2020, 15:34

Hi,
als Brandursache käme eher der 150 Ohm Widerstand in Frage. Wurde auch baldigst durch Hochlastwiderstände mit Kühlkörper ersetzt.
Übrigens als Fernsehton-Verstärker tut das Ding jetzt schon mehrere Jahre seinen Dienst mit zugeschalteten Glühlampen. Denn wir haben ja mittlerweile auch statt 220V die 230V.
Der verstärker nimmt nichts so schnell übel. Will ich full Power, dann werden die Glühlampen eben per Schalter überbrückt. Brauch ich aber nicht. Bei normaler Zimmerlautstärke ist die Stromaufnahme richtig energiesparend.

mfg
Otto01


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Re: Reparaturbericht_Endstufe_Regie_CEV550

#7 Beitrag von Otto01 » 02.05.2020, 15:43

Und nach der Rasur:
Voilà
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