Regie 525 - gemischte Eindrücke

Sämtliche Steuergeräte (Receiver) Braun regie
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henry2
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Regie 525 - gemischte Eindrücke

#1 Beitrag von henry2 » 15.04.2013, 13:20

Hallo Regie-Freunde und -Interessenten,

vor einigen Tagen hatte ich das Glück, ein gut erhaltenes Regie 525 geschenkt zu bekommen. Für mich war es das neueste und "modernste" Braun-Gerät, das ich bisher auf dem Tisch hatte. Es bewegt sich eigentlich schon außerhalb meines Interessensbereichs, mithin auch meines Beuteschemas. Bei mir hört's beim Regie 520 auf.

Aber wie sagt man so schön: Einem geschenkten Gaul...

Nach gründlicher äußerer und innerer Rundumsäuberung des Geräts und Ersetzen eines Elkos mit offensichtlich rissigem Kunststoffgehäuse war ich schon neugierig, was nach dem Anschließen der Funktionstest ergeben mochte. Was soll ich sagen: Alle Funktionen waren auf Anhieb in Ordnung. Halt, ein einziger, leider nur sporadisch auftretender Fehler tauchte doch noch auf: AM setzt hin und wieder aus. Ein erster Check brachte bisher noch kein Ergebnis. Da muss ich doch etwas tiefer einsteigen (außer Hobbypflege hat man ja ansonsten nichts zu tun).

Doch nun zu meinen persönlichen Eindrücken zu diesem Gerät:

Ich habe ja Verständnis dafür, wenn ein Hersteller aufgrund des Kostendrucks, der im wesentlichen durch die Produkte aus Fernost mehr und mehr aufgebaut wurde, Mittel zu Einsparungen ergreifen muss.

Zunächst dachte ich, das Regie 525 sei der Bezeichnung zu folge der Nachfolger des Regie 520, aber ein Blick ins Geräteinnere und auf den Schaltplan belehrte mich eher dahingehend, dass es sich um eine preiswertere, mit entsprechenden Einschränkungen behaftete Alternative zum Regie 550 handeln musste.

Ein Vergleich mit dem Regie 520 zeigte zunächst folgende augenfällige (Einsparungs-)Unterschiede:

Mechanisch
- Die Frontplatte wurde nicht aus lackiertem Stahlblech, sondern aus Plastik gefertigt.
Bild
- Der untere Gehäusedeckel besteht nur noch aus dünnem Aluminiumblech.
- Die Chassisteile sind nicht mehr gegenseitig verschraubt sondern lediglich noch mittels umgebogenen Laschen miteinander verbunden, die durch einen eingestanzten Schlitz im anderen Teil geführt sind.

Elektrisch
- Kleinerer Netztrafo / kleineres Netzteil
- Kleinere Endstufe
- Ziemlich einfacher Tuner (FM-HF-Baustein)
- Einfacherer ZF-Verstärker

Das waren im wesentlichen die wohl notwendigen Haupteinsparungsmaßnahmen. Mit solchen "Spargeräten" hätte sich die Braun AG in den vorangegangenen Jahren jedoch nicht den Namen gemacht, den sie damals hatte.

Was mich aber vor ein völliges Rätsel stellt, ist die Anordnung der einzelnen Baugruppen im Gerät.
Bild
Da werden die externen Eingänge (Phono, Band, usw.) wie auch die NF und verschiedene andere Funktionen von der FM-ZF-Platine auf dem längstmöglichen Leitungsweg quer durch das ganze Gerät geschleift, weil man die Platine mit dem AM-Empfänger und den NF-Vorstufen links vorne im Chassis plazieren musste. Musste? Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies eine Vorgabe von Dieter Rams war.

Auf der Frontseite des Regie 510/520 waren doch auch links unten die Stellknöpfe der diversen Potentiometer angeordnet und rechts unten die Tasten für die Auswahl der Wellenbereiche und der externen Tonquellen. Diese Positionierung folgt dort auch weitgehend dem inneren und von der technischen Seite her richtigen Aufbau des Geräts.

Hätte man beim Regie 525 die Anordnung der Platine mit dem AM-Empfänger / NF-Vorstufen (mit etwas geänderten Abmessungen) und die der Poti-Platine untereinander getauscht, so wäre der Kabelwust auf ein Minimum reduziert worden. Diese unsäglich langen Kabelverbindungen bringen nicht nur Nachteile in elektrischer Hinsicht, sondern sie sind unschön, ja fast schon dilettantisch und darüber hinaus auch unnötig teuer. Die Gestaltung der Frontansicht hätte in diesem Fall nicht weniger gelungen ausfallen können. Wo blieb daher das Veto der Entwicklungsleitung?

So bleibt für mich abschließend doch ein gewisses Maß an Enttäuschung über den gegenüber früheren Geräten so unprofessionellen Aufbau des 525er.

Aber was soll die herbe Kritik überhaupt? So weit ich unterrichtet bin, wird das Regie 525 ohnehin nicht mehr gefertigt. Oder?

Gruß Heinrich

bernie
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#2 Beitrag von bernie » 16.04.2013, 16:39

Nicht verbürgt, nur aus meiner Erinnerung: In den 1970ern erfand man die Modularisierung beim Bau von elektronischen Geräten. Eine Alternative der Umsetzung dieses Prinzips kann man bei den Regie-Verstärkern 450, 525, 526, 528 und 530 nachvollziehen. Etwa zur selben Zeit kam das unseelige Wire-Wrap auf, mit dem einzelne Modulplatinen "unlösbar" verdrahtet wurden. Wega hat damit viel Reklame gemacht.

Braun hatte das mit der Modularisierung wohl nicht richtig verstanden. Z.B. im Regie 450 sind nach meiner Erinnerung fünf Hauptplatinen und zwei Hilfsplatinen verbaut. Aber wenn ich sehe, dass die fünf Hauptplatinen alle einzeln mit mindestens vier Schrauben und Abstandshaltern montiert sind, frage ich mich, was die Montage gekostet haben muss. Das haben die mit der von dir erwähnten konstruktiven Einsparungen sicher nicht wettmachen können. Dazu kommt, wie du schon bemerktest, der aufwendige Kabelbaum, dessen Zusammenstellung und Montage ja schon einen halben Tag gekostet haben muss. Für die genannten Geräte wäre eine variabel bestückbare Großplatine (bei Technics habe ich damals etwas in der Richtung gesehen) sicherlich viel preiswerter gewesen.
mfg berni

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Rainer Hebermehl
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#3 Beitrag von Rainer Hebermehl » 16.04.2013, 18:20

Die 450er Geräte waren als preisgünstige Einsteigertypen gedacht. Darin finden sich Teile des Audio 308 mehr oder weniger variiert wieder. ( Abgeschrägte Tastenleiterplatte ) Die Abarten 525, 526, 528 waren als Kaufhaus- und GRoßhandels - Vertriebstypen gedacht. Und der regie530, na ja, Fortschritt in Minischritten. Treibende Kraft hinter den Variationen war die Vertriebsleitung die sich nebenbei auch eine Verkaufssteigerung für Lautsprecher ausrechnete. Dies gipfelte dann in den IC - Typen, aber dies ist ein anderes weitgefächertes Thema.

Gruß
Heb
Aus dem Radio steigt der Rauch - Soll er auch.

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#4 Beitrag von bernie » 17.04.2013, 10:06

Ich trage noch nach, dass der Regie 450S (der 450 hat eine etwas andere Endstufe) von innen wirklich genau so aussieht wie der Regie 525 auf dem Foto von Heinrich. Nur bei den Lautsprecheranschlüssen für das Pseudoquadro bin ich mir jetzt nicht sicher.

Zur Ehrenrettung des Gerätes, und das gilt auch für den 525, ist aus meiner Sicht zu sagen, dass die Kunststoff-Frontplatte sehr alltagstauglich ist. Sie verschmutzt und verkratzt längst nicht so schnell wie die schwarz lackierten aus Metall der großen Regieverstärker 510/520/550. Gebrauchte kleine Regie-Geräte sehen deshalb meistens besser aus als die großen.

Außerdem kann ich mir für mein privates Arbeits-/Bastelzimmer kein besseres Gerät vorstellen. Ich höre dort viel Rundfunk über Antenne und manchmal eine CD. Da sind die Stationstasten sehr willkommen, zumal sie den einmal eingestellten Sender auch exakt festhalten. Da ich in dem Raum immer nur nebenbei Musik höre, niemals über Zimmerlautstärke, gibt es gar kein Klangerlebnis, das diesen Namen verdient, und muss deshalb auch nicht perfekt sein. Ein 540E/550 wäre da overkill.
mfg berni

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#5 Beitrag von henry2 » 17.04.2013, 10:44

Hallo Berni und Rainer,

vielen Dank für Eure ergänzenden Stellungnahmen und Erläuterungen. Sie bestätigen mir doch meine Annahme, dass es sich hierbei um ein "Sparmodell" bzw. wie Rainer schreibt, um einen Einsteigertyp handelt. Berni setzt es z.B. als Zweit- (oder Dritt-?)Gerät im Arbeitszimmer ein. Da braucht man ja nun wirklich keinen Turbo-Receiver.

Gegen solche Modelle wie den 525-528er gibt es natürlich grundsätzlich überhaupt nichts einzuwenden. Nur, die Gerätearchitektur... (ich meine damit den Aufbau bzw. die Anordnung der einzelnen Komponenten im Geräteinneren und die Ergebnisse daraus) ...oh, oh :shock:.

Schöne Grüße

Heinrich

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#6 Beitrag von henry2 » 17.04.2013, 16:55

AM läuft wieder zuverlässig. Übeltäter war der T201 (BF 450) in der Vor-/Mischstufe.

Gruß Heinrich

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#7 Beitrag von Fiasko » 17.04.2013, 17:05

Hört sich gut an :wink:

Jochen
Es war gut und reichlich - es hätte besser und mehr sein können!
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#8 Beitrag von Wolfgang R » 05.07.2013, 11:20

Entschuldigt die späte Rückmeldung und das Wiederauflebenlassen dieses Threads, aber ich habe ja durch die Reparatur meines Regie 450S nun einige Erfahrungen auch mit den technischen Innereien :lol:

Es scheint, als ob es sich bei diesem Gerät um ein "Update-Modell" des 450S handelt.

Die inneren Bauteile sind - so wie ich das sehe - 1:1 identisch. Ob nun Endstufe, Netzteil oder die Tunerplatine.

Lediglich die "Differenz-Quadrophonie" fehlt, aber das ist beim 450S nun wirklich extrem einfachst gelöst und könnte hier sogar mit den entsprechenden Bauteilen nachgerüstet werden - wers braucht :roll:


Die Plastik-Frontblende gleicht auch sehr dem 450S.

Man wollte wohl lediglich vom Aussehen her von der analogen Skala weg und hat daher auf moderne wirkende LED gesetzt. Der ganze Seilzug, die Festspeicher - genau gleich umgesetzt wie beim 450S.

Wir haben bei uns in der Familie zwei 450S, beide Erstbesitz innerhalb der Familie und für nicht kleines Geld im Fachhandel gekauft.

Bei beiden Geräten war während der ganzen Zeit (bei meinem nun diese Woche) immer nur der selbe Defekt aufgetreten: Die 2200µF-Elkos.

Sonst sie sie wirklich unzerstörbar.

Klar sind die teureren Braun-Receiver sicherlich noch besser, aber wir sind mit den Geräten nach wie vor sehr zufrieden.

Sie schlagen mit ihrem angenehmen, warmen klang alles andere, ein Technics-Receiver aus den spätern 80ern klingt dagegen kalt und gefühlslos.

So schlecht sind die kleinen/günstigen Braun in meinen Augen nicht. Die robuste Plastik-Frontblende gefällt mir persönlich besser als eine zerkratzte, lackierte.

In Kombination mit einem PS450 sieht das ganze auch recht schön aus und bringt ein schönes, passendes Bild in mein Wohnzimmer.

Gruß,

Wolfgang

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#9 Beitrag von Fiasko » 05.07.2013, 12:13

Bild

Ohne Worte :wink:

Jochen
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