Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

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edison2005
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Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#1 Beitrag von edison2005 » 06.12.2018, 16:25

Zu diesem Thema gibt es ja schon einige Beiträge, allerdings habe ich noch keinen gelesen, der eine Reparatur des Netzschalters beschreibt. Das will ich hier mal nacholen und bebildern.

Der Braun regie 510/520 gehörte wie auch der SABA 9140 zu den Luxusgeräten seiner Zeit.
Im direktem Vergleich sieht man, das Braun und Saba sehr ähnliche Konstruktionsansätze hatten.
Also Stummschaltung des NF Signals beim Ausschalten über zusätzliche Kontakte vor dem eigentlichen Netzschalter.
Der 2 phasige Braun Netzschalter (Fa. Seuffer) ist innen allerdings noch etwas primitiver als der Saba Schalter (Fa. Alps) ausgeführt. Statt dicker silbener Kontaktflächen wie beim Alps wurde im Seuffer Schalter in den Kontaktstiften nur eine Ausbuchtung eingepresst und der Schaltvorgang (2 phasig) über eine V förmige Wippe betätigt.
Allerdings muss man der Konstruktion zugestehen, dass diese wohl nicht für 40 Jahre Lebensdauer gebaut wurde und doch so lange gehalten hat.

Mein Braun 520 Netzschalter war einseitig völlig verbrutzelt (in eine Schaltfläche war ein Loch reingebrannt) und schaltete nur nach mehrfachem Drücken.

Also gab es nur 3 Möglichkeiten das zu beheben...
1. Einbau einen neuen Schalters. Fällt aus, da als Original schon lange nicht mehr verfügbar
2. Den noch leidlich funktionierenden 2. Kontakt allein zu nutzen bzw. damit ein Relais anzusteuern oder
3. Mit den von Seuffer freundlicherweise mitgelieferten Ersatzteilen den Schalter zu reparieren

Denn der Braun Schalter hat ein Öffner- und Schließer Kontaktpaar, wobei der Öffner nicht genutzt wurde.
Man könnte also die 2 Leitungen vom Schließer auf den Öffner umlöten und hätte 2 unbenutzte Kontakte zur Verfügung. Allerdings mit dem Schönheitsmakel, dass der Netzschalter genau andersherum wirkt als vorgesehen.

Wer sich daran stört, muss den Schalter öffnen, die internen Schaltwippen jeweils umdrehen und die Öffnerkontakte
gegen die Schließerkontakte diagonal vertauschen. Danach hat man einen quasi neuen Schalter wenn man die "neuen" Schaltflächen auch noch schön putzt, also die Oxydationsschicht vorsichtig entfernt.
Ist ein wenig Fummelarbeit, aber in 1-2 Stunden zu erledigen.

Für den, der das machen möchte, hier eine kurze Anleitung samt passenden Fotos.

1. Schalter ausbauen und den Stecker für die Stummschaltung ziehen
2. Die 6 oben aus dem Schaltergehäuse ca 2mm herausschauenden Stifte der Schaltkontakte gerade biegen
Die halten das Schaltergehäuse fest mit dem Unterteil verbunden.
Dazu benötigt man eine sehr scharfe Zange um die kurzen Stifte gerade biegen zu können.
3. Mit einem Messer an allen Seiten vorsichtig die weiße Haube hochhebeln und abziehen,
dann sieht man die Bescherung offen vor einem liegen. Bei mir einen völlig verbrutzelten Kontakt und
einen nicht ganz so verbrauchten Kontakt.
4. Die Kontaktestifte sind jeweils oben wie unten mit kleinen Nasen versehen worden um sie im Pertinax zu fixieren
Diese Nasen, so gut es geht, gerade biegen um die Kontaktstifte herausziehen zu können.
5. Wenn man alle 4 Kontaktstifte draussen hat, diese diagonal vertauschen, wieder einsetzten und erneut fixieren
6. Jetzt noch die 2 V-förmigen Schalterwippen um 180° verdrehen, so dass neue Schalterwippen gegen neue Schalterkontakte drücken
7. Alles wieder zusammendrücken und die 6 aus dem Schaltergehäuse herausschauenden Stifte wieder etwas verdrehen
8. Einbau und viel Spaß mit dem "neuen" Netzschalter
Dateianhänge
Schalter nach Umbau fertig zusammengebaut.JPG
Netzschalter offen nach Umbau.jpg
Netzschalter offen im Umbau.jpg
Schalterhaube abgenommen.JPG
Verbrannter Kontakt.JPG
Netzschalter offen im Umbau.jpg
vor Umbau, Haube schon etwas gelöst.jpg
Schalter ungeöffnet vor Umbau.jpg
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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#2 Beitrag von henry2 » 06.12.2018, 18:36

Hallo Roland,

vielen Dank für Deinen Reparaturtipp, die ausführliche Beschreibung und die sehr schöne Foto-Doku. Wie Du schon festgestellt hattest, gab es eine solche Reparaturbeschreibung für den Netzschalter bisher noch nicht. Für den einen oder andern, sei es weil er keinen passenden Ersatz findet oder weil er partout beim Original bleiben möchte, wird sie sicherlich sehr nützlich sein.

Viele Grüße

Heinrich

urwo
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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#3 Beitrag von urwo » 08.12.2018, 20:32

Hallo Roland,
Danke für die ausführliche Beschreibung mit den Bildern.
Das klappt natürlich so oder so ähnlich auch mit den Netzschaltern Regie 540 und 550(D).
Ich habe auf diese Weise in den letzten 10 Jahren mindestens 4 Schalter wieder gangbar gemacht. Klappte wunderbar und funktioniert bis heute.
Ich habe dann auch überlegt, den "Umbau" anderen Kollegen im Forum zu beschreiben.
Ich habe es dann aber nicht gemacht, weil ich Bedenken wegen Sicherheit und diversen Vorschriften (es sind schliesslich 230 Volt!) hatte, und mich keiner Kritik oder gar "Hiebe" aussetzen wollte.
Beim ersten defekten Netzschalter hatte ich noch ein einigermassen passendes Ersatzteil von Conrad bekommen und eingebaut, aber ob es das heute noch gibt?
Also nur Mut bei der recht einfachen Reparatur und viel Erfolg damit
.
Gruß Wolfgang

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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#4 Beitrag von 945er » 14.01.2019, 19:35

Super Anleitung, hätte ohne den Tip das öffnen nicht gewagt.

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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#5 Beitrag von Jobe » 30.10.2020, 15:22

Auch ich kann nur sagen, perfekte Anleitung - hat gut geklappt. Nur die Zeitangabe von 1-2 Stunden fand ich sehr ambitioniert.

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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#6 Beitrag von roland » 19.12.2020, 11:03

moin,

ich habe das thema mal "festgetackert" :ok:
herzlichen gruß

roland

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absolvo te

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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#7 Beitrag von bigolli » 22.12.2020, 10:31

:thumb: Vielen Dank. Top Anleitung

JUMRG
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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#8 Beitrag von JUMRG » 21.01.2024, 09:03

Wie könnte man denn einen so reparierten Netzschalter (umgebaute Kontakte) vor erneutem Kontaktbrand/Funkenerosion schützen?
VG Jürgen

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Re: Netzschalter defekt regie 510 / 520 - Problem und Lösung

#9 Beitrag von henry2 » 24.01.2024, 15:54

Hallo Jürgen,

um den Kontaktabbrand im Netzschalter zu reduzieren, hilft es, den beiden Schließer-Kontakten je einen möglichst MKP10-Kondensator (z.B. von WIMA) mit ca. 330 nF / 600 V AC, 1000 V DC parallel zu schalten.

Nach diesem Prinzip praktizierte man das durchaus auch bei anderen Geräten (z.B. beim Plattenspieler PS1000), um den Lichtbogen zwischen den Schaltkontakten des Netzschalters bzw. Relais zu minimieren. Der Lichtbogen wird durch die hohe Induktionsspannung beim Abschalten des Netztrafos (d.h. schnelle Änderung seines Magnetfeldes) verursacht. Der dem Schaltkontakt parallel geschaltete Kondensator reduziert diese Induktionsspannung, indem er sie als Ladung aufnimmt. Die Höhe der induzierten Spannung (und damit auch des Abschaltstroms) ist natürlich auch abhängig vom Abschaltzeitpunkt. Man sollte deshalb das Gerät immer im Nulldurchgang einer Netzspannungs-Halbwelle ausschalten :wink:.

Die beschriebene Maßnahme hilft zwar, aber ganz ohne mögliche "Nebenwirkungen" ist sie nicht. Es könnte vorkommen, dass der/die Kondensator(en) trotz ihrer selbstheilenden Eigenschaft einen dauerhaften Kurzschluss erleiden. Im Falle eines Kurzschlusses bei nur einem Kondensator bemerkt man das überhaupt nicht, da ja der zweite Schließer noch intakt ist. Falls das jedoch bei beiden Kondensatoren geschieht (was bei diesen Nenndaten wohl kaum der Fall sein wird, aber mit anderen Kondensatoren ist das auch schon vorgekommen), schaltet das Gerät selbsttätig ein und lässt sich mit dem Netzschalter, dessen Kontakte ja von den kurzgeschlossenen Folienkondensatoren überbrückt sind, nicht mehr ausschalten; man muss also den Netzstecker ziehen. (Mit diesem Risiko könnte ich aber leben; ich hatte bisher auch noch keinen 6er im Lotto.)

Wenn man jedoch vollständige Sicherheit haben möchte, gilt folgender Ratschlag: Sollte man sich sich für mehrere Tage außer Haus begeben, kann zwischenzeitlich nichts Überraschendes geschehen, wenn man zuvor den Netzstecker des Geräts aus der Steckdose nimmt :D.

Viele Grüße

Heinrich

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