Prozessor Anschluss als "pre-out"?

Mit der Studio Line hat Braun zwischen 1978 und 1981 das HiFi-Konzept slim line eingeführt.
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martin0reg
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Prozessor Anschluss als "pre-out"?

#1 Beitrag von martin0reg » 02.03.2014, 16:01

Hallo, ich besitze seit anfang der 80er einen RS1 und er läuft und läuft...

Nun hat ja der RS1 / RA1 diesen anschluss namens "prozessor".

Historische frage: an was für konkrete "prozessoren" hat Braun damals gedacht? Die brauchten ja den entsprechenden stecker ... gabs equalizer oder andere geräte, die dafür gedacht waren?

Meine eigentliche frage: hat schon jemand versucht, den anschluss als vorverstärker-ausgang zu nutzen?
Kann man da eventuell aktiv-boxen anschließen oder ist das eher abwegig, weil der nur auf ganz bestimmte geräte eingerichtet ist?

Was ich dabei nicht ganz kapiere: diese 5pol-buchse am RS1 braucht offenbar KEINEN überbrückungs-stecker - wie etwa noch die entsprechende buchse an den regie-geräten. Also muss intern der weg von in zu out verbunden sein. Wie wird dann aber beim einstecken eines gerätesteckers der anschluss "aufgeschlossen"?

braunfreund
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prozessor- Buchse

#2 Beitrag von braunfreund » 02.03.2014, 20:56

Hallo Martin,

die "prozessor"- Buchse hat einen internen Schaltkontakt, der Pin1 mit 3 (Ausgang links/ rechts) und 4 mit 5 (Eingang rechts/links) verbindet. Beim Einführen des Steckers wird die Verbindung unterbrochen. Die Brücke liegt hinter dem Signalquellenumschalter, aber vor den Lautstärke- und Klangreglern (!). Der Ausgang entspricht also in etwa dem Bandaufnahme- Signal, aber niederohmig und mit höherem Pegel. Das eignet sich z.B. zum Anschluss japanischer Cassettendecks mit niederohmigen Cinch- Eingängen, die an der DIN- Buchse nicht richtig aufnehmen.

Die Ausgänge sind niederohmig über Emitterfolger entkoppelt. Ein passsender "prozessor" von Braun ist mir nicht bekannt. Es gab in den 70er Jahren einmal Versuche, den UKW- Rundfunk mit einer Art Dolby- Rauschunterdrückung auszurüsten, den hätte man dort einschleifen können.

mit freundlichem Gruß

Lutz

martin0reg
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#3 Beitrag von martin0reg » 03.03.2014, 10:38

Hallo Lutz,
danke für die genaue elektrotechnische erklärung!

Wenn ich das richtig verstehe:
- "prozessor" ist also kein geeigneter ausgang für aktiv boxen!? Schade.

- aber eventuell eine alternative für aufnahme-geräte mit cinch-anschluss?
Das thema "din-cinch-anpassung" hatte mich früher mal beschäftigt, mit einem CD-recorder. Der war nicht vernünftig auszusteuern. Ob auch das abspielen besser gelingt? Dann wäre der prozessor-anschluss ja die bessere alternative für einen din-cinch-adapter als tb und monitor...


Da ich derzeit sonst kein anderes aufnahme-gerät da habe, hab ich jetzt mal folgendes mit einem mp3-player inkl recording-funktion ausprobiert:

Den player/recorder (mini-klinke für kopfhörer-out und line-in) erst von klinke auf cinch, dann in einen cinch-din-adapter (also 4x cinch für in und out)
Den voll belegten din-stecker erst an TB, dann an prozessor.

- an TB passiert das übliche: abspielen geht, ist aber etwas leiser, man muss den player (kopfhörer-ausgang!) voll aufdrehen um ungefähr die lautstärke des radios zu bekommen. Aufnehmen geht allerdings nicht wirklich, das signal ist VIEL zu leise.
- an prozessor passierte seltsames: abspielen ist genau wie an TB, etwas leise aber machbar.
Aber beim aufnehmen kommt gar NICHTS an, auch kein leises signal.
Dann aber, als ich den din-stecker nur leicht ansteckte, nicht ganz einsteckte, kam ein gut hörbares signal im recorder an, eine gut ausgesteuerte, laute aufnahme war machbar in dieser wackeligen stellung.

Erklärungsversuch: wenn man ganz einsteckt, kommt aufgrund der unterbrechung gar kein signal zum aufnehmen heraus. Wie und warum weiß ich noch nicht recht (ein prozessor-gerät würde ja sein eigenes signal weiterleiten..anders als ein recorder)
Wenn man aber nur leicht ansteckt, wird nicht unterbrochen und das signal kommt im recorder an, laut genug zum aufnehmen. Das ist natürlich nicht praktikabel, weil der stecker ja gar nicht richtig eingesteckt ist und nur wackelkontakt hat.

Fazit: der prozessor anschluss ist für cinch-geräte zum aufnehmen nicht zu benutzen, wegen der internen schaltung dieser buchse.
Zum aufnehmen mit neuerem cinch- oder klinken-gerät muss man TB nehmen und zur anpassung einen widerstand kurz vor dem TB-Ausgang im RS1 überbrücken.


Herzliche Grüße

braunfreund
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#4 Beitrag von braunfreund » 06.03.2014, 07:52

Hallo Martin,

deine Erkenntnisse sind soweit richtig. Wenn auf der "prozessor"- Buchse auf Pin 3 und 5 eingespielt wird (ähnlich wie beim Tonband- Eingang), kommt auf Pin 1 und 4 nichts zum Aufnehmen heraus, weil die Brücke offen ist, das Bandaufnahme- Signal aber davor abgenommen wird.
Zur Benutzung als Aufnahme- Ausgang müssen 1 mit 5 (Kanal links) und 2 mit 4 (Kanal rechts) im Stecker extern gebrückt werden.

Wegen der fehlenden Lautstärke- und Klangregelung ist die "prozessor"- Buchse also kein echter "pre-out"- Ausgang .

Mit freundlichem Gruß

Lutz

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