Einschaltverzögerung AP 701

Mit der Studio Line hat Braun zwischen 1978 und 1981 das HiFi-Konzept slim line eingeführt.
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v/d/b
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Einschaltverzögerung AP 701

#1 Beitrag von v/d/b » 02.08.2011, 12:01

Hallo zusammen,
die Einschaltverzögerung meiner AP 701 sind mir ein wenig zu kurz.
Ich möchte deswegen die Schaltung leicht modifizieren um auf ca. 3 Sekunden zu kommen.
Wenn ich das Schaltbild richtig interpretiere, läd sich der 100µF Kondensator über den 47k Widerstand auf, bis schließlich der Transistor durchschaltet.
Bild
Was haltet ihr für günstiger, C vergrößern oder R vergrößern?
Ich tendiere zu letzterem, weil größere Cs in solchen Schaltungen auch zu größeren Zeitschwankungen führen können.

Viele Grüße
Thomas
Zuletzt geändert von Anonymous am 02.08.2011, 14:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Uli
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#2 Beitrag von Uli » 02.08.2011, 12:30

Ich würde auch nur den "R" vergrößern, errechnen der Zeitkonstante wird hier schwierig.

Bau doch ein Poti ein, dann die gewünschte Zeit festlegen und den Poti-Widerstand ausmessen... dann hast Du´s!

Gruß.. Uli

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v/d/b
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#3 Beitrag von v/d/b » 02.08.2011, 12:45

Poti ist ne gute Idee.
Ansonsten würde ich ihn mal testweise verdoppeln.
Ich tausche aber glaube ich erst mal den C gegen einen neuen. Vielleicht hat er ja nur an Kapazität verloren.

Viele Grüße
Thomas

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#4 Beitrag von raimund54 » 02.08.2011, 13:30

Hallo Thomas,

wenn du den Kondensator veränderst, änderst Du auch das Ansprechverhalten bei Kurzschluß, Überlastung oder Fehlspannung am Ausgang (ich habe die komplette Schaltung nicht im Kopf, deshalb mag einer der Punkte evtl. nicht zutreffen).

Also besser nur den 47 kOhm ändern.

Gruß,

Raimund

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henry2
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#5 Beitrag von henry2 » 03.08.2011, 22:28

Hallo Thomas,

eine Erhöhung des 47 KOhm-Widerstandes anstelle der Kapazität des Elkos würde ich ebenfalls empfehlen. Wenn Du die Verzögerungszeit z.B. verdoppeln möchtest, müsstest Du eben anstelle des 47 KOhm-Widerstandes einen mit 100 KOhm einsetzen. Allerdings müsstest Du dann prüfen, was für ein Transistor eingesetzt wurde, der das Relais ansteuert. Falls es z.B. ein BC 548A (o. glw.) sein sollte, würde der Transistor dann das Relais wahrscheinlich nicht mehr durchsteuern können. Ich vermute, dass das Relais zwischen 30 und 50 mA bei 24 V zieht.

Der Basisstrom des Transistors beträgt bei einem Widerstandswert von 100 KOhm ca. 0,25 mA (bei geladenem Elko), d.h Du benötigst einen Transistor mit einem hfe von > 200, den Dir nur ein BC 548B garantieren kann. Ich würde sogar einen BC 548C einsetzen, was zwar rein rechnerisch nicht unbedingt notwendig ist, aber ich bin immer gerne auf der sicheren Seite.

Gruß henry2

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v/d/b
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#6 Beitrag von v/d/b » 04.08.2011, 06:37

Hallo henry2,
wegen des Transistors muss ich dann noch mal schauen, wenn ich die APs wieder auf habe. Derzeit weiß ich nicht, was verbaut ist.
Auf jeden Fall vielen Dank für den Hinweis, denn den Stromverstärkungsfaktor hatte ich bislang nicht in meinen Überlegungen einbezogen.

@Raimund:
Stimmt, über R637 und R737 wirken die Schutzschaltungen auf das Relais.

Viele Grüße
Thomas

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#7 Beitrag von raimund54 » 04.08.2011, 09:34

Hallo,

ich kann mir nicht vorstellen, das Braun hier einen Typ A Transistor verbaut hat, sowohl aus technischen Gründen (Basisstrom könnte Zeitkonstante zu stark beeinflussen) als auch das die gängisten die B oder C Typen waren (und sind).

Gruß,

Raimund

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#8 Beitrag von henry2 » 04.08.2011, 23:20

Hallo Raimund,

ich denke, auch die Firma Braun war daran interessiert, möglichst kostensparend einzukaufen. Ich kann mich daran erinnern, dass es z.B. bei den BC 108, später auch bei den BC 148 durchaus Preisunterschiede zwischen den A-, B- und C-Ausführungen gab. Wenn sie auch gering waren, so waren die 1-2 Pfennige/Stck. bei den Stückzahlen (zumindest für die Kaufleute) doch Grund genug, diese unterschiedlichen Typen zu beschaffen und sie je nach Anforderung zu verbauen.

Was unsere bzw. Thomas' Schaltung angeht, so wird dort der Basisstrom des Transistors alleine durch R738 (und natürlich durch die Betriebsspannung) bestimmt. Er beginnt erst zu fließen, wenn an der Basis (gegen Masse gemessen) die Zenerspannung von 5,1 V plus ca. 0,7 V Basis-Emitterspannung = ca. 5,8 V anliegen. Höher kann die Spannung am Elko nicht werden; d.h. er ist dann auch vollständig geladen. Unterhalb dieser Spannung, d.h. während des Ladevorgangs des Elkos, fließt überhaupt kein Basisstrom, unabhängig davon, ob der Transistor ein A-, B- oder C-Typ ist. Deshalb hat er auch keinen Einfluss auf die Zeitkonstante.

Der Übergangsbereich, in dem der Transistor dann leitend wird, ist relativ schmal. Der Ladestrom des Elko ist danach 0 (abgesehen vom zu vernachlässigenden Leckstrom) und der Basisstrom ist dann der Quotient aus der Betriebsspannung von 30 V - 5,1 V - 0,7 V / 47 kOhm = 0,51 mA (alle Werte ca.). Wird R738 auf 100 kOhm vergrößert, so reduziert sich der Basisstrom auf ca. 0,24 mA, wiederum unabhängig davon, ob der Transistor nun ein A-, B- oder C-Typ ist.

Nur ist dann eben die Frage, ob ein Transistor mit ungenügend hohem Stromverstärkungsfaktor so weit (d.h. in diesem Fall ganz) aufgesteuert werden kann, damit der erforderliche Nenn-Erregerstrom für das Relais fließen kann. Ein Verstärkungsfaktor < 200 würde das nicht mehr gewährleisten.

Bei einem Widerstandswert des R738 von 47 kOhm wäre die Verwendung eines Transistors als A-Typ völlig unbedenklich.

Nichts für ungut, wenn ich zu diesem Thema nochmals etwas schreiben musste.

Viele Grüße

henry2

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#9 Beitrag von raimund54 » 05.08.2011, 11:05

Hallo henry2,

ja, das mit dem Sparen, koste es was es wolle, gab und gibt es immer wieder.

Die Einkäufer bei Braun haben teilweise bei Bruchteilen von einem Pfennig die biligeren und manchmal schlechteren Sachen eingkauft. Deshalb haben denn auch grüne Kondensatoren aus England mit Stahlanschlüssen(!) (die leider irgendwann rosten) in regie und andere Geräte Einzug gehalten.

Gruß,

Raimund

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#10 Beitrag von v/d/b » 05.08.2011, 12:35

Ja, nach dem was ich weiß, war das ein ständiger Kampf zwischen Entwicklern, Qualitätssicherung und den Kaufleuten.
Herr Hebermehl kann da bestimmt auch so die eine oder andere Geschichte erzählen...
Aber letztlich ist das wohl in fast jedem Betrieb so.

Viele Grüße
Thomas

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