R4 - ein Kanal tot

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braunerhase
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Re: R4 Revision

#1 Beitrag von braunerhase » 03.03.2010, 11:07

Hallo Uli,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung! Ein guter Startpunkt für die Reparatur meines R4.
Diagnose: Ein Kanal ist tot (Relais sind OK). Irgendwas schwingt auch mit 60 kHz in der Endstufe des toten Kanals. Werde mal von vorne nach hinten Transistoren und Kondensatoren tauschen. Evtl. hat auch der erste Differenzverstärker 2SC3067 einen Schaden. Berichte hier über den Fortschritt.

Grüße
braunerhase

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Uli
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#2 Beitrag von Uli » 03.03.2010, 11:15

löte mal die beiden Transistoren (T309/310) 2SC3467 (Ersatztyp 2SC3468) sowie T307/T308 2SA1370 (Ersatztyp 2SA1371) aus und prüfe sie mit einem Transistortester (Multimeter).
Ich denke, das sie durchgebruzzelt sind.
Erneuern würde ich sie in jedem Fall, Ersatz solltet Du bei RS, Pierre oder BB bekommen!

Gruß... Uli

braunerhase
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#3 Beitrag von braunerhase » 06.03.2010, 22:00

Uli hat geschrieben:löte mal die beiden Transistoren (T309/310) 2SC3467 (Ersatztyp 2SC3468) sowie T307/T308 2SA1370 (Ersatztyp 2SA1371) aus und prüfe sie mit einem Transistortester (Multimeter).
Ich denke, das sie durchgebruzzelt sind.
Erneuern würde ich sie in jedem Fall, Ersatz solltet Du bei RS, Pierre oder BB bekommen!

Gruß... Uli
Danke für die Tips. Ich habe mich nun einige Stunden über den R4 hergemacht - mit Erfolgen und Misserfolgen. Während ich auf die nun fehlenden Transistoren warte, kann ich ja mal hier meine Erfahrungen schildern. Vielleicht helfen sie ja irgendjemandem.

Logbuch R4-Reparatur:

Anfängliche Symptome:
- rechter Kanal tot
- leichte Schwingung von ca. 60 kHz in beiden Kanälen mit Oszi messbar
- Relaisklacken bei 4/8 Ohm Umschaltung, manchmal sogar, wenn ich den Schalter nur leicht berühre.

- C358 fehlt

5.3.2010: Rechter Kanal überholt
- einige Transistoren (T304, T306, T308, T310) gewechselt, T310 war defekt (Kurzschluss).
- alle Elkos der rechten Endstufe gewechselt (nach Ausbau mit Kapazitätsmesser gemessen - sie waren alle noch OK).
- R326 u R325 von 47 auf 82 Ohm gewechselt zu Reduzierung der Temperatur

Ergebnis: Anlage spielt wieder auf beiden Kanälen (Hurra!). Rechter Kanal sieht auf dem Oszi nun völlig OK aus (bis auf die kleine Schwingung, die man natürlich nicht hört. Evtl. eine Einstrahlung der CPU oder der Fernsteuersignale).


Allerdings entdecke ich nun eine Unsauberkeit auch im linken Kanal: einen Sprung im abfallenden Signal, das nur bei höheren Frequenzen, z.B. bei ca. 10 kHz auftritt.

Bild
Ich kann die Kante klar messen, höre sie im Lautsprecher aber nicht. Irgenwas ist da faul. Auch der Ruhestrom lässt sich links nicht einstellen. Die Messpannung liegt bei 0-1 mV.

6.3.2010: Daraufhin überhole ich auch vom Eingang her beginnend einige Bauteile des linken Kanals:
- Transistoren (T304, T306, T308, T310). Keiner war offensichtlich defekt.
- alle Elkos der linken Endstufe gewechselt.

Am Ende leider keine Verbesserung. Der Sprung ist immer noch da.

Da ich keinen 2SD669 (T332) habe, versuche ich folgendes: wechselseitiger Tausch der Tranistoren T331 (rechts) , T332 (links) um den Fehler einzugrenzen. Allerdings sind nun beide Kanäle stark gestört. -> Rücktausch. Nun bleibt dieser Fehler leider erhalten. Offensichtlich sind jetzt beide Transistoren beschädigt. Evtl. ist auch eine Leiterbahn beschädigt.

Ich bestelle also einige der fehlenden Transistoren der Endstufe. Leider finde ich z.B. den 2SB649 (T313/314) nirgends. Weiss momentan nicht weiter. Muss mal drüber schlafen.

Braunerhase

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Norbert
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Eigenes Thema

#4 Beitrag von Norbert » 06.03.2010, 23:00

Hallo Braunerhase,

ein herzliches Willkommen in unserem Forum noch nachträglich :D

Ich habe Deiner R4-Reparatur mal ein eigenes Thema gegeben, zwecks besserer Übersicht.

Viel Erfolg, oft muß man darüber schlafen, damit der Kopf wieder freier wird und man sich nicht "festbeißt".

Nachtrag: Wenn es sich nur um diese zwar meßbare, aber nicht hörbare Verzerrung handelt, würde ich der Sache keine zu große Bedeutung schenken. Allerdings sollte sich der Ruhestrom einstellen lassen.

Gruß, Norbert
Wenn es nach dem Löten kracht, hast du etwas falsch gemacht.
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Gulugulu
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#5 Beitrag von Gulugulu » 07.03.2010, 10:06

braunerhase hat geschrieben:
Ich bestelle also einige der fehlenden Transistoren der Endstufe. Leider finde ich z.B. den 2SB649 (T313/314) nirgends. Weiss momentan nicht weiter. Muss mal drüber schlafen.

Braunerhase
Hi!

Hier zwei mögliche Bezugsquellen

http://www.heho-elektronik.de
http://www.elektronikersatzteil.com

Ich kenne die Händler nicht, aber zumindest haben sie den Transistor gelistet...

Viel Erfolg!

Gruß
Andreas

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#6 Beitrag von braunerhase » 07.03.2010, 18:35

Gulugulu hat geschrieben:
braunerhase hat geschrieben:
Ich bestelle also einige der fehlenden Transistoren der Endstufe. Leider finde ich z.B. den 2SB649 (T313/314) nirgends. Weiss momentan nicht weiter. Muss mal drüber schlafen.

Braunerhase
Hi!

Hier zwei mögliche Bezugsquellen

http://www.heho-elektronik.de
http://www.elektronikersatzteil.com

Ich kenne die Händler nicht, aber zumindest haben sie den Transistor gelistet...

Viel Erfolg!

Gruß
Andreas

Andreas, danke für die Adresse. Habe die Ersatzteile bestellt.

Möglicherweise habe ich auch eine heimtückische Ursache für die Verzerrungen gefunden: Zwei Wiederstände R351 und R345 (4.7 Ohm) waren durchgebrannt (offen). In der Folge waren die Arbeitspunkte ziemlich verstellt. Habe improvisiert und die Signale sehen schon sehr viel besser aus. Der linke Kanal ist nun wohl perfekt. Der rechte hat Störungen in der oberen Halbwelle.
Vermute, daß noch ein Transistor defekt ist. Wir werden weitersehen, wenn die Teile da sind.

Braunerhase

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#7 Beitrag von derlange » 07.03.2010, 19:18

Hallo Brauner Hase,

da der Fehler nur auf der einen Flanke auftritt, würde ich auf auch auf einen verschobenen Arbeitspunkt der einen Hälfte der Endstufe tippen.

Messe doch einmal die zum Vergleich zwischen den beiden Hälften bzw. zum intakten Kanal U_BE ohne Signal.


Grüße
DerLange

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Uli
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#8 Beitrag von Uli » 08.03.2010, 07:50

Hallo Braunerhase,

Du hast auf der Verstärkerplatine 4x 4,7Ohm Widerstände (je 2 pro Kanal, habe immoment keinen Plan zur Hand, ich reiche aber die T Nummern nach), diese solltest Du alle tauschen! Verwende auch keramische 2W Widerstände, da sie auch gerne heiß werden!
Auch die von 47 auf 82 Ohm getauschten Widerstände solltest Du auf 2W Keramisch wechseln.
Löte alle Widerstände ca. 1cm von der Platine in die Höhe, damit sie besser Luft bekommen.

Gruß... Uli

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Braun R4 - ein Kanal tot

#9 Beitrag von braunerhase » 16.03.2010, 21:41

Uli hat geschrieben:Hallo Braunerhase,

Du hast auf der Verstärkerplatine 4x 4,7Ohm Widerstände (je 2 pro Kanal, habe immoment keinen Plan zur Hand, ich reiche aber die T Nummern nach), diese solltest Du alle tauschen! Verwende auch keramische 2W Widerstände, da sie auch gerne heiß werden!
Auch die von 47 auf 82 Ohm getauschten Widerstände solltest Du auf 2W Keramisch wechseln.
Löte alle Widerstände ca. 1cm von der Platine in die Höhe, damit sie besser Luft bekommen.

Gruß... Uli
Hier ein Zwischenbericht der Reparatur einer Endstufe. Vielleicht helfen meine Erfahrungen mal jemandem in ähnlicher Situation.
Ausgangspunkt war ein defekt erstandener R4/1. Alle Anzeigen funktionierten, lediglich der rechte Kanal war tot. Also eine ganz gute Ausgangsbasis.

Werkzeuge:
Als Messgeräte stehen mir neben Multimeter und Kapazitätsmessgerät ein Vellemann PCSGU250 zur Verfügung: ein Oszilloskop mit Funktionsgenerator für den USB-Anschluss eines PCs. Das hat sich als für den Hausgebrauch sehr bequeme Kombination herausgestellt.

Als Last für die Verstärkermessungen verwende ich 4.7 Ohm Lastwiderstände, die ich auf ein Alukühlblech geklemmt habe. Nachdem ich schon mal die Hochtöner von Lautsprechern durch eine kleine Fehlbedienung durchgebrannt habe bin ich vorsichtig geworden. Schön sind auch 12 Volt Halogenlampen. Da sieht man wenn Leistung abgegeben wird - allerdings verbrennt der R4 auch solche 25 Watt Birnen als Blitzlicht, wenn man man unvorsichtig ein zu starkes Signal auf die Eingänge gibt.

Ich habe bei der Fehlersuche alle Kondensatoren der Endstufe ausgewechselt. Ursache für den Defekt waren aber letzendlich nur wenige durchgebrannte Widerstände und Halbleiter.

Defekt waren letzlich T310 und T312 sowie die Widerstände R351 und R353 mit 4.7 Ohm. Diese werden wohl im Betrieb heiss. Ich habe daher sie und die zugehörigen R352 und R354 gegen dicke 2.5 Watt Typen ersetzt. Ja, diese Widerstände sind aus beiden Kanälen - ich kann nicht mehr nachvollziehen, ob ich während der Reparatur etwas beschädigt habe. (Hatte zwischendurch Transistoren von links nach rechts getauscht, um den Fehler einzugrenzen).

Es wird immer wieder von defekten Lautsprecherrelais berichtet. Da scheint es mir wichtig, zu erwähnen, dass je nach Last (2, 4, 8 Ohm) auch die Versorgungsspannung der Endstufe per Relais zwischen 40, 49 oder 56 Volt umgeschaltet wird. Diese Spannungen waren bei mir OK.

Allerdings gab es einen seltsamen Defekt am Umschalter 4/8 Ohm. Bei der leichtesten Berührung flatterte das Relais. Ich habe daraufhin den Umschalter ausgebaut, die Schalterlötkontakte (S501) und Kabel an der Platine nachgelötet und bei der Gelegenheit den Schalter mehrmals betätigt. Der Fehler war dann behoben. Der Ausbau dieses Schalters ist zumindest beim ersten Mal grauenhaft: Man muss beide linken Seitenteile (Kunststoff- und Blechteil) demontieren, um daran zu kommen.

Nebenbei habe ich C358 (0.47 uF), einen Kondensator der Schutzschaltung wieder eingesetzt. Er war von einem unbekannten Vorgänger rausgeknipst worden.
Kann da jemand vielleicht was dazu sagen?

Nach diesen Reparaturen spielte der Verstärker zunächst einwandfrei. Ich konnte (unter Last) einen beeindruckenden Frequenzgang zwischen 10 Hz und 100 kHz messen.

Bild

Da kein Kondensator im Lautsprecherausgang verwendet wird, ist auch die untere Grenzfrequenz sehr sehr niedrig.


Aber abschliessend wollte ich es wissen: Welche Leistung bringt der reparierte R4 nun? Und da bin ich noch nicht zufrieden. In beiden Kanälen wird die obere Kuppe der Sinuswelle bei ca. 20 Volt begrenzt. Das liegt weit unterhalb der positiven Versorgungsspannung von 40-56 Volt.

Bild

Hat da jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Werde das Gerät wohl nochmal aufschrauben müssen.

Viele Grüße
Braunerhase

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#10 Beitrag von Uli » 16.03.2010, 23:07

Hallo Braunerhase,

Du schriebest:
Nebenbei habe ich C358 (0.47 uF), einen Kondensator der Schutzschaltung wieder eingesetzt. Er war von einem unbekannten Vorgänger rausgeknipst worden. Kann da jemand vielleicht was dazu sagen?


Mein R4 hat immoment leider auch noch eine Macke, die Schutzschaltung löst ab und an für ca 2 Sec. im kalten Zustand aus. Auch bei mir fehlte der C358 (laut Schaltplan ist dort allerdings ein 47uF verbaut!). Dieser Schaltet (als RC Glied) mit R401 den T333 & T334 nach Masse ab über R400 und Pin 5 (1V) / 7 (0V) vom IC301.

Ich denke, es macht keinen Unterschied, ober er verbaut ist oder nicht, die Verzögerungszeit erhöht sich nur, wenn er eingesetzt ist (RC Glied)

Gruß... Uli
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#11 Beitrag von braunerhase » 19.03.2010, 21:53

Beide Kanäle leben hoch!

Da hatte ich noch einen kniffliger Fehler! Wie weiter oben beschrieben, ging die obere Halbwelle nicht über 20 Volt - in beiden Kanälen! D.h., die Leistung war auf ca. 50 Watt Sinus begrenzt. Die Begrenzung hört man bei Zimmerlautstärke nicht, die Assymmetrie zwischen oberer und unterer Halbwelle deutete aber dennoch auf einen ernsten Defekt hin. Auffällig und verräterisch war, dass es in beiden Kanälen fast gleich passiert und nicht bei hohen Frequenzen.

Die Ursache war letzlich eine defekte Zener-Diode D305. Dadurch war die Spannung nicht bei den normalen 7.2 Volt sondern bei 1.05 Volt. Dies verhinderte ein Ansteuern der für hohe Amplituden (bei Frequenzen < 2 kHz) zuständigen Transistoren Q316 und Q320 im rechten Kanal (Q315 und Q319 linker Kanal).

Am Ende erreichte ich 40 Volt (100 Watt Sinus bei 8 Ohm) und ein gleichmäßiges Signal. So muss es aussehen (rot/blau = links/rechts):

Bild

Jetzt sitze ich vor einem zugeschraubten, voll funktionierenden und gut spielenden R4. Zeit für ein Bier!

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#12 Beitrag von Norbert » 19.03.2010, 23:36

Hallo Braunerhase,

wow, das war echt ein fieser Wurm. Glückwunsch, da muß man erst mal drauf kommen! Na denn, viel Spaß mit Deinem R4 und
Prost :beerchug: auf Deine erfolgreiche Reparatur!

Gruß, Norbert
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