Leiterbahnen restaurieren

Diskussionen über allgemeine technische Dinge, die in keine andere Rubrik passen
Antworten
Nachricht
Autor
bernie
Routinier
Routinier
Beiträge: 167
Registriert: 14.05.2011, 22:59

Leiterbahnen restaurieren

#1 Beitrag von bernie » 14.06.2014, 18:25

Hallo,

ich habe vor ein paar Wochen angefangen, einen ziemlich mitgenommenen CEV 500 wieder instand zu setzen. Es gibt größere Schäden auf der Endstufenplatine. Eine Ersatzplatine ist in Arbeit. Die Belichtungsvorlage ist fertig. Mal sehen, ob die so beim Platinenfertiger durchgeht.

Letztlich will ich aber die Originalplatine restaurieren. Ich werde an mehreren Stellen Leiterbahnstücke ergänzen müssen, insgesamt so 8 cm, kann natürlich noch etwas mehr werden, wenn bei der Bearbeitung noch mehr loses Zeug abfällt. Ich stelle mir vor, dass ich die Bestückung zumindest teilweise runternehmen muss und irgendwie handgeschnittene Kupferbahnen aufbringen kann.

Wie sind eure Erfahrungen zum Vorgehen überhaupt und zum benötigten Material?
mfg berni

Benutzeravatar
Uli
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 4393
Registriert: 13.09.2009, 14:35

#2 Beitrag von Uli » 14.06.2014, 20:49

Moin!

Das würde ich mir nicht antun, das Material wird Dir unter den Fingern wegbröseln.
Fertige Dir eine 1:1 Kopie und male sie mit einem Zeichenprogramm nach.

Es gibt noch Hartpapierplatinen aber da lösen sich nach 2-3x löten auch die Lötpunkte.

Moderneres FR4 Materieal sieht zwar optisch anders aus hat aber dieverse Vorteile, im Nachbarforum wurde dieses schonmal besprochen: schaust Du hier!

OK, um das Gerät möglichst original wieder herzustellen sind die wesentlich besseren FR4 Platinen natürlich ein no-go, aber mal erhlich, wenn das Design der Platine identisch ist fällt das Platinenmaterial mE. nicht auf bzw ist nicht störender als wenn Du das mit Platinenmaterial von früher erneuerst, die Patina der anderen Platinen wirst Du auch nicht hin bekommen.

Gruß... Uli

Benutzeravatar
v/d/b
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 2765
Registriert: 13.01.2009, 18:37
Kontaktdaten:

#3 Beitrag von v/d/b » 15.06.2014, 08:04

Moin Berni,
mir ist nicht bekannt, dass es Leiterbahnen zum Aufkleben gäbe.
Was es gib ist selbstklebende Kupferfolie, aus der man die Leiterbahnen schneiden könnte.
Ob das funktioniert kann ich Dir aber nicht sagen.
Der klassische Weg zur Reparatur von Leiterbahnen ist die Verwendung eines Drahts zur Überbrückung defekter Stellen. Das sieht zwar nicht so schön aus, ist aber effektiv.

Ich schließe mich aber Ulis Meinung an. Auch ich würde eine Hartpapierplatine aufgrund des ungewissen Erfolgs nicht versuchen zu restaurieren. Zumindest wenn die Schäden umfangreicherer Natur sind.
Eine Nachfertigung ist da einfacher und mal erhält ein über lange Zeit zuverlässiges Ergebnis.

Wenn Du ohne Bestückungsdruck und Lötstoplack leben kannst, kann ich Dir Dirk Ruffing empfehlen. Bei ihm habe ich alle Platinen für meine letzten Projekte fertigen lassen.
Hier mal die Ersatzplatine für den CV11.

Bild

Die hat Dirk anhand einer Zeichnung, die ich ihm als .pdf zugeschickt habe gefertigt.

Viele Grüße
Thomas

bernie
Routinier
Routinier
Beiträge: 167
Registriert: 14.05.2011, 22:59

#4 Beitrag von bernie » 25.06.2014, 12:29

Vielen Dank Uli und Thomas. Ich will ja sowieso eine Ersatzplatine mit neuer Bestückung anfertigen und das Original zumindest noch nicht wegwerfen. Aber ihr habt mich soweit zum Umdenken bewogen, als ich mich jetzt damit anfreunden kann, auf die Originalität der Platine endgültig zu verzichten. Mein Ziel war es, die Originalplatine unbedingt zu erhalten, auch wenn es sehr fummelig und langwierig wird. Meine Fragen bezogen sich daher auf das Material und eine Klebetechnik, die auch das Anlöten der geflickten Bahnen verträgt. Aber ich lass dann mal den "wissenschaftlich-ärchologischen" Restaurierungsanspruch ruhen, zumal man einen CEV 500 wegen der damals nicht überragenden, aber guten Audioeigenschaften gepaart mit dem unvergleichlichen Design gekauft hatte. Dass jemand den Gehäusedeckel durch eine Glasabdeckung ersetzt hätte, um sich auch am Anblick der Elektronik zu erfreuen, ist ja bisher nicht bekannt geworden - von dem einen oder anderen Herstellern gibts das ja durchaus. Auch Braun hat die Platinen eher pragmatisch als reine Bauteilträger gesehen, manchmal zu pragmatisch, wie fliegende Nachbestückungen (besonders im Regie 530) zeigen. Als technisches Kulturdenkmal taugt der CEV 500 daher auch noch hinreichend mit einer nachgemachten Endstufenplatine aus FR4.

Uli, FR4 oder sowas ähnliches gab es durchaus schon 1968; die gesamte HF-/ZF-Platine des CEV 500 ist ja (außer dem Stereodekoder) auf einer doppelseitig bedruckten Glasfaserplatine aufgebaut. Das soll bessere HF-Eigenschaften haben. Aber beim Endverstärker hat Braun das Material nicht verwendet. Dafür haben sie die Platine (265 x 80 mm) dann über 90% ihrer Länge mit einem Eisenprofil gegen Durchbiegen und Bruch verstärkt. Die Schiene kühlt zwar auch 4 Transistoren, dafür hätten aber 25% der Schiene gereicht. Sieht für mich nach einer Kompromisslösung aus, zumal Eisen ja auch keinen bevorzugten Kühlkörper abgibt. Aber ich muss ja nicht alles verstehen.

Thomas, den Faden mit deiner Platine hatte ich natürlich vorher schon gelesen. Flicken mit Schaltdraht ist mir durchaus geläufig. Aber alles hat seine Grenzen. Ich wollte nur nach dem Tausch der kaputten Endstufentransistoren und Ausgangselkos ein zerbröseltes Poti tauschen, nach dem Motto: Einmal kann man auf jeder Platine noch etwas tauschen. Aber irgendwann ist dieses eine Mal dann doch einmal zuviel. Ich hatte von Schäden an 8 cm Platinenbahnen geschrieben, es sind eher 15 cm verteilt auf rd. 10 Schadstellen. Bei dem Platinenzustand stellen sich nur noch grundsätzliche Fragen.

Ich bin jetzt soweit, dass ich das die Platine mit PCB nacherstellen werde. Eigentlich war sie mir dafür zu komplex, aber eine rein grafisch nacherstellte Belichtungsvorlage befriedigt nicht (Jitter und kaum Änderungsmöglichkeiten). Die hat bisher auch rd. 5 Stunden gedauert, womit ich vermutlich keine Zeitersparnis gewonnen habe.
mfg berni

Antworten