Röhren matchen/selektieren

Diskussionen über allgemeine technische Dinge, die in keine andere Rubrik passen
Antworten
Nachricht
Autor
Atlas
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 102
Registriert: 10.08.2012, 13:44
Wohnort: Hamburg

Röhren matchen/selektieren

#1 Beitrag von Atlas » 19.01.2013, 00:43

Hallo!

ich würde gerne wissen, wie wichtig das Matchen/Selektieren der Endstufenröhren ist.
Ich hab im Internet schon ein bisschen gewühlt, aber es gibt da unterschiedliche Standpunkte.
Der eine besagt, dass die Röhren, vor allem jene aus neuerer Produktion recht niedrige Toleranzen haben und das ein selektieren unnötig ist. Der andere Standpunkt ist der, dass die Röhren teilweise so "daneben" sind, dass eine Selektion unbedingt erforderlich ist.

Was stimmt den nun, vor allem in Bezug auf die Braun-Röhrenverstärker?

Ich habe auch gelesen, dass ein richtiges Matching sehr aufwendig ist, und das es Anbieter geben soll, die nur 1-2 Arbeitpunkte auf der Kennlinie messen und die Röhren dann als gematcht verkaufen. Ich bin da etwas Ratlos, vielleicht könnt Ihr da Licht ins Dunkel bringen!

Viele Grüße

Timo

Benutzeravatar
v/d/b
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 2765
Registriert: 13.01.2009, 18:37
Kontaktdaten:

#2 Beitrag von v/d/b » 19.01.2013, 15:17

Hallo Timo,
da scheiden sich in der Tat die Geister und es ist nicht zuletzt auch von der Schaltungsauslegung abhängig.
Für meinen CSV13 und auch die beiden Quad II, die ich derzeit in Arbeit habe, habe ich, weil der Preisunterschied bei den JJ Röhren minimal war, jeweils "gematchte" Röhren verwendet.

Viele Grüße
Thomas

Benutzeravatar
raimund54
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 1589
Registriert: 03.01.2009, 20:23
Wohnort: 64295 Darmstadt

#3 Beitrag von raimund54 » 19.01.2013, 17:43

Hallo Timo,

Röhrenstufen werden oft ohne Gegenkopplung betrieben, sodass man zur Vermeidung von Kanalabweichungen gematchte bzw. gepaarte Röhren verwenden sollte.

Für CSV 13 und CSV 60 trifft dies ebenfalls zu.

Gruß,

Raimund

Benutzeravatar
v/d/b
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 2765
Registriert: 13.01.2009, 18:37
Kontaktdaten:

#4 Beitrag von v/d/b » 19.01.2013, 20:59

Hallo Raimund,
täuschst Du Dich da nicht?
Der CSV13 ist doch über C303 / R306, bzw. C406 / R406 gegengekoppelt???

Viele Grüße
Thomas

Benutzeravatar
raimund54
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 1589
Registriert: 03.01.2009, 20:23
Wohnort: 64295 Darmstadt

#5 Beitrag von raimund54 » 19.01.2013, 21:07

Hallo Thomas,

Du hast recht, die Gegenkopplung in den Endstufen hatte ich beim flüchtigen nachschauen nicht gesehen.

Aber die Vorstufen sind komplett ohne Gegenkopplung.

Gruß,

Raimund

Bebi
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 106
Registriert: 31.01.2010, 21:41

#6 Beitrag von Bebi » 20.01.2013, 00:35

Hallo,

möchte etwas allgemeines zur Ausgangsfrage hinzufügen und etwas zum "Matchen/Selektieren", wie man es heute nennt, sagen.

Paarweise ausgemessene Röhren und Transisoren gab es bereits ab den 60`ern zu kaufen. Bei meinen Geräten messe ich diese vor dem Einbau auf einem geeigneten Röhrenprüfgerät aus, da manchmal doch erhebliche Abweichungen bei exakt eingestellter Anoden- und Heizspannung vorliegen.

Nun sollte man aber nicht glauben, dass man aus ca. 10 gleichen und neuen Typen exakt zwei herausbekommt, bei denen die Kennlinienverläufe völlig identisch sind. Das trifft sicherlich auch nicht für gekaufte zu. Gepaarte Exemplare habe ich aber noch nicht gekauft bzw. auch noch nicht kaufen müssen.

Ich helfe mir meistens so, indem ich z.B. bei einer Triode ca. 4-6 Gitterspannungen im linearen Bereich einstelle, den angezeigten Anodenstrom ablese, aufschreibe und diese Werte mit denen der anderen ausgemessenen Röhren vergleiche.

Exakte Gleichheit habe ich da eher seltener herausmessen können, aber es macht sich klangmäßig schon bemerkbar, wenn man Röhren mit ähnlichen Kennlinienverläufen in einer Endstufe verwendet.
Je nach Anzahl der vorhandenen Exemplare messe ich alle durch und suche ich mir dann die am Besten zueinander passenden aus.

Diese Messungen lassen sich aber nur mit denjenigen Röhrenprügeräten durchführen, die zur Kennlinienaufnahme geeignet sind, wo man die Gittervorspannung regeln und einstellen kann. Die meisten einfachen Röhrenprüfer arbeiten mit nur einer voreingestellten Gittervorspannung.

Gruß
Bebi (Bernd)

Benutzeravatar
v/d/b
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 2765
Registriert: 13.01.2009, 18:37
Kontaktdaten:

#7 Beitrag von v/d/b » 20.01.2013, 11:36

Hallo Bernd,
beim Messgerät fängt bei mir das Problem schon an.
Zwar habe ich irgendwo noch ein altes "Tubatest" von Grundig auf dem Speicher stehen, aber das müsste erst mal instand gesetzt werden. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob man damit die entsprechende Messung durchführen könnte.
Bei den KT66 für die Quads wäre mir bei einem Stückpreis von ca. 30,-€ außerdem die Investition in 10 Röhren (um dann die am besten passenden auszumessen) doch etwas hoch :wink:
Also greife ich zu "gematchten" Röhren. Bei JJ sind die Pärchen oder Quartette auch schon gleich vom Hersteller ausgemessen.

Anders sieht es natürlich aus, wenn man einen umfangreichen Fundus hat und da die besten Röhren heraussuchen möchte.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Thomas

Bebi
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 106
Registriert: 31.01.2010, 21:41

#8 Beitrag von Bebi » 20.01.2013, 13:00

Hallo Thomas,

das Tubatest L3, falls es sich um dein Speichergerät handelt, ist nicht zur Kennlinienaufnahme geeignet.
Ich habe 3 Röhrenprüfgeräte, eines speziell zur Prüfung von Wehrmachtsröhren.
Zur Kennlinienaufnahme nehme ich das Neuberger RPM 370 mit 5 Anzeigeinstrumenten, das zur Messung, Regeneration und Kennlinienaufnahme ausgelegt ist.
Da ich ab und an mit Röhren aus dem Zeitfenster 1920 bis ca.1970 zu tun habe und hier von manchen Typen aus den 30`ern noch einiges an Stückzahlen liegen habe, kann ich entsprechend ausmessen.

Viele Grüße aus der Region Hannover, und........mal sehen, ob uns die Wähler heute etwas gutes für die Zukunft bescheren werden?!

Bebi (Bernd)

Benutzeravatar
v/d/b
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 2765
Registriert: 13.01.2009, 18:37
Kontaktdaten:

#9 Beitrag von v/d/b » 20.01.2013, 15:22

Hallo Bernd,
ja genau, das L3 ist es. Allerdings habe ich es schon seit Jahren (oder Jahrzehnten?) nicht mehr in der Hand gehabt.
Irgendwann muss ich es mal herauskramen, wenn ich die Röhren, die mein Vater seinerzeit zusammen getragen hat sichte und sortiere.
Wehrmachtsröhren sollten auch noch ein paar dabei sein.

Viele Grüße
Thomas

ps: Der Wahlkampf bei euch war thematisch ja recht unspannend, was man so hört. Hoffentlich gibt es wenigstens eine ordentliche Beteiligung.

Benutzeravatar
fnerstheimer
Profi
Profi
Beiträge: 574
Registriert: 17.08.2009, 10:20

Anregung

#10 Beitrag von fnerstheimer » 21.01.2013, 22:03

hallo Ihr,

die Preise für gute Röhrenprüfgeräte haben mittlerweile ein Niveau erreicht, das sich nur noch für Leute lohnt, die sich regelmässig und mit unterschiedlichen Röhren beschäftigen.

Es gibt aber auch noch die Alternative, sich Prüfschaltungen selber zu bauen. Erstmal ist der Selbstbau preiswert bis ganz umsonst, und man lernt die zu testende Röhre viel genauer kennen, als wenn man nur Lochkarten stöpselt.

Die erforderlichen Bauteile findet man zum Teil in Schlachtgeräten von Röhrenradios, zum Teil in der Bastelkiste, und wir leben in einer Zeit, wo man einfache Multimeter neu für 2,50 Euro auf dem Trödelmarkt kaufen kann.

Gruss Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"

Atlas
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 102
Registriert: 10.08.2012, 13:44
Wohnort: Hamburg

#11 Beitrag von Atlas » 28.01.2013, 12:19

Hallo!

Vielen Dank für die Antworten, es scheint also wirklich ein umfangreiches Thema zu sein, wobei hier ja eher der Tenor zu gepaarten (gematcht hört sich furchtbar an) Röhren neigt.

Leider habe ich bisher noch kein Geschäft gefunden, das gepaarte PL500/PL504 verkauft, also heißt es selber machen.

Da ich mich mit den Röhrlingen grad neu beschäftige, hat jemand Tipps, was Lektüre angeht, und eventuell auch eine von den "einfacheren" Prüfschaltungen als Link?

Reicht denn wirklich ein Multimeter? Dann könnte man die Kennline ja selbst "zeichnen". Oder mach auch ein Osziloskop sinn?

Viele Grüße und danke fürs antworten!

Timo

Benutzeravatar
raimund54
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 1589
Registriert: 03.01.2009, 20:23
Wohnort: 64295 Darmstadt

#12 Beitrag von raimund54 » 28.01.2013, 13:00

Hallo Timo,

die Zeitschrift Elektor hat verschiedene Bücher über Röhren im Programm. Schau da mal bzgl. Grundlagen(wissen).

Gruß,

Raimund

Bebi
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 106
Registriert: 31.01.2010, 21:41

#13 Beitrag von Bebi » 29.01.2013, 12:46

Hallo Timo,

da du dich mit der Röhrenprüftechnik scheinbar intensiver beschäftigen möchtest, kann ich dir vielleicht einen wichtigen Hinweis geben.
Es gibt im WWW einen Verein, der sich GFGF e.V nennt. Die Mitglieder beschäftigen sich seit den 70`ern mit der Funktechnik, inklusive der angrenzenden Gebiete.
Neuerdings gibt es hier auch ein Forum im Netz, das "GFGF-Forum". In diesem Forum können Geräte und Ersatzteile zum Kauf oder Verkauf angeboten werden. Unter anderm werden hier 2 Neuberger Prüfgeräte angeboten, mit denen man auch Kennlinien aufnehmen kann.
Für den Einstieg in die Röhrenprüftechnik würde ich immer zum Kauf eines geeigneten Gerätes raten, weil sich der Selbstbau eines Gerätes oder der Schaltungsaufbau einer Prüfanordnung für einen bestimmten Röhrentyp in der Regel auch finanziell nicht lohnt.
Falls du dich aber an das Abenteuer, "Selbstbau eines Röhrenprüfgerätes", heranwagen möchtest, kann ich gern noch einmal nachschauen. Könnte sein, dass ich noch Bauvorschläge aus den End- 30`ern in meinem Fundus habe.

Gruß
Bebi (Bernd)

Benutzeravatar
henry2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1120
Registriert: 03.10.2010, 10:39
Wohnort: Markgräflerland

#14 Beitrag von henry2 » 29.01.2013, 13:20

Bebi hat geschrieben:Neuerdings gibt es hier auch ein Forum im Netz, das "GFGF-Forum".
Vielen Dank Bernd, für Deinen interessanten Hinweis!

Gruß Heinrich

mowo
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 24
Registriert: 23.10.2011, 17:55
Wohnort: 64285 Darmstadt

Röhrengrundlagenwissen im Netz

#15 Beitrag von mowo » 29.01.2013, 15:43

Hallo Henry,

neben den o.a. Internetseiten gibt es auch noch die folgende Adresse:

http://www.jogis-roehrenbude.de/

Grüße

Wolfgang

Benutzeravatar
henry2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1120
Registriert: 03.10.2010, 10:39
Wohnort: Markgräflerland

#16 Beitrag von henry2 » 03.02.2013, 13:21

Hi Wolfgang,

auch Dir schönen Dank für den Link, der mir allerdings schon seit längerer Zeit ebenfalls bekannt ist. Nachdem Du ihn mir wieder in Erinnerung gerufen hattest, konnte ich aber doch einige interessante Neuerungen ausfindig machen, seitdem ich dort das letzte Mal auf Schnuppertour war.

Gruß Heinrich

Benutzeravatar
fnerstheimer
Profi
Profi
Beiträge: 574
Registriert: 17.08.2009, 10:20

#17 Beitrag von fnerstheimer » 03.02.2013, 14:50

nochmal zum Selbstbau, weil es hier scheinbar Missverständnisse gegeben hat:

Ich meinte nicht, dass es sinnvoll ist, ein komplettes Röhrenprüfgerät selber zu bauen. Wer sich intensiv mit dem Thema und vor allem mit unterschiedlichen Röhren beschäftigen will, der sollte sich auf jeden Fall ein Prüfgerät kaufen.

Was ich meinte, ist, wenn z.B. jemand nur einen Verstärker restaurieren will, der z.B. wie in diesem Fall mit PL504 als Endröhren bestückt ist, und sich dafür aus einer Kiste mit Fernsehröhren ( Die PL504 war nämlich eigentlich eine Zeilenendpentode in SW-Fernsehern ) passende Exemplare rausmessen will, der kann sich die Schaltung auch schnell selber stricken, vor allem dann, wenn der Verstärker als Sockelträger und Spannungsquelle benutzt werden kann.

Pentoden-Grundschaltungen findet man in alten Fachbüchern (z.B. Rundfunktechnik ohne Ballast von Nührmann aus dem Franzis-Verlag) und für die Kenndaten ist ein Datenblatt bzw. Datenbuch sinnvoll, z.B. ein Valvo Taschenbuch aus.

Wenn man die Kennlinien statisch ausmisst, reichen drei bis vier Digitalmultimeter aus. Um mit diesen auch mV und kleine Ströme vernünftig messen zu können, habe ich mir vor langer Zeit mal eine Platine mit vier Messverstärkern auf OP-Basis und zwei True-RMS-Gleichrichtern gebaut. Der Preis für das ganze "Equipment" beträgt vielleicht ein Fünfzigstel von dem, was heute ein gutes Röhrenprüfgerät kostet - und einmalig etwas Arbeit. Dafür ersetzt so eine Platine dann auch noch das NF-Millivoltmeter.

Gruss Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"

Atlas
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 102
Registriert: 10.08.2012, 13:44
Wohnort: Hamburg

#18 Beitrag von Atlas » 04.02.2013, 12:38

Moin moin!

Nochmal vielen Dank für Eure Antworten und Anregungen.

Ich möchte mich schon intensiver mit der Röhrentechnik beschäfftigen, aber erstmal klein anfangen, ich glaube das ist für mich der einfachere Weg.
Ob ein Röhrenprüfgerät Sinn macht weiß ich auch noch nicht 100%ig, denn es geht mir hauptsächlich um die Röhren die man in den Braun Röhrenverstärkern findet, und das sind ja bekanntlich nicht sooo viele.

Der Weg von Frank hört sich nach genau dem Richtigen an, eine kleine Prüfschaltung für eine kleine Anzahl von Röhren.

Ich werd mir mal die Lektüre die Ihr mir empfohlen habt zu Gemüte führen und dann langsam loslegen.

Viele Grüße!

Timo

Antworten