Relais Kontaktmaterial

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v/d/b
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Relais Kontaktmaterial

#1 Beitrag von v/d/b » 10.07.2011, 23:37

Hallo zusammen,
wie ja in einem anderen Thread beschrieben, hat das Ausgangsrelais in meine AC 701 sein Leben ausgehaucht.
Die Kontaktbelegung ist nicht ungewöhnlich, aber bei den einschlägigen Versendern bekommt man nur Relais mit Silber-Cadmium- oder Silber-Wolfram-Kontakten.
Das Originalrelais hat vergoldete Kontakte, wie bei Signalrelais üblich.
Hat von euch schon mal jemand Relais mit Silber-Cadmium- oder Silber-Wolfram-Kontakten an Stellen mit niedrigem Signalpegel verbaut und dabei irgendwelche Nachteile festgestellt?

Viele Grüße
Thomas

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fnerstheimer
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#2 Beitrag von fnerstheimer » 13.07.2011, 22:56

was wohl viele tun, ist, die Kontakte nachträglich zu vergolden. Bei Conrad gibt es dafür ein ganz preiswertes und einfach zu benutzendes Galvanik-Set. Hier ist mal der Link:

http://www.conrad.de/ce/de/product/5305 ... Detail=005

Wichtig ist nur, dass Du beim Kauf des Ersatzrelais darauf achtest, dass es sich auseinanderbauen lässt, also nicht in einem vergossenen Gehäuse sitzt.

Gruß Frank

Friedel
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#3 Beitrag von Friedel » 13.07.2011, 23:17

Ich bin immer wieder überrascht, was für abgedrehte Tipps hier gegeben werden. Hoffen wir mal, dass sie nicht umgesetzt werden.

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fnerstheimer
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#4 Beitrag von fnerstheimer » 13.07.2011, 23:40

und ich bin immer wieder überrascht über diejenigen, die nichts zu sagen haben, aber immer aus dem Gebüsch hüpfen und kräftig aus der Hüfte schießen, sobald jemand einen konstruktiven Vorschlag macht, der nicht in das Schema "haben wir schon immer so gemacht" passt.

Es gibt einen angesehenen Edelrestaurierer, der seit Jahren auf diese Weise morsche aber nicht mehr lieferbare Kontaktsätze wiederbelebt, mit großem Erfolg.

Ich habe mit so einem Gerät selber schon testweise Teile wie Neusilberschienen vergoldet - glaub mir, es funktioniert, so trashig es auch aussehen mag.

Und immer dran denken - Hochmut kommt vor dem Fall ;-) .

Gruß Frank

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Uli
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#5 Beitrag von Uli » 14.07.2011, 01:04

fnerstheimer hat geschrieben:und ich bin immer wieder überrascht über diejenigen, die nichts zu sagen haben, aber immer aus dem Gebüsch hüpfen und kräftig aus der Hüfte schießen, sobald jemand einen konstruktiven Vorschlag macht, der nicht in das Schema "haben wir schon immer so gemacht" passt. Es gibt einen angesehenen Edelrestaurierer, der seit Jahren auf diese Weise morsche aber nicht mehr lieferbare Kontaktsätze wiederbelebt, mit großem Erfolg. Ich habe mit so einem Gerät selber schon testweise Teile wie Neusilberschienen vergoldet - glaub mir, es funktioniert, so trashig es auch aussehen mag. Und immer dran denken - Hochmut kommt vor dem Fall ;-) . Gruß Frank
100% Zustimmung!

Was der Bauer nicht kennt das frißt er nicht! (alte Bauernregel!)

Danke für den tollen Tip!

Uli

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#6 Beitrag von Friedel » 14.07.2011, 06:34

Naja, macht ihr mal.

Edit:

ich möchte da doch noch näher drauf eingehen. Ich möchte nicht, dass die Meinung aufkommt, ich würde alles verdammen.
Grundsätzlich stimme ich zu, dass veredelte Kontakte speziell im Klein/Kleinstsignal Bereich für einen geringeren Übergangswiderstand sorgen. Im Gegensatz zu solch Hirngespinsten, wie "Kristallstecker" die hier im Board an anderer Stelle diskutiert wurden, ist das wohl unbestritten.
Aber, ich halte es für kontraproduktiv, sich die Relais selber zu öffnen, an den Kontakten rumzufummeln, diese evtl zu verbiegen und im Nachhinein eher für einen Ausfall zu sorgen. Grundsätzlich soll jeder so machen wie er will. Aber man sollte mit solchen Tipps vorsichtig sein. Wer der Meinung ist, er höre einen Unterschied zwischen normalen Kontakten und veredelten (ich rede dabei weder von längerer Lebensdauer der Relais, noch von verbrannten Kontakten) der soll machen, im Nachhinein aber nicht schreien, wenn das Gerät dann nicht mehr richtig funktioniert.
Und nochwas, wenn das überhaupt funktionieren soll (ich mag mir die Oberfläche der behandelten Kontakte nicht näher ansehen), dann schon mal gar nicht auf schon benutzten Relais, Edelrestaurierer hin oder her. Wer mal verbrannte Relaiskontakte unter dem Mikroskop angeschaut hat, wird mir Recht geben.

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fnerstheimer
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#7 Beitrag von fnerstheimer » 14.07.2011, 10:50

vielleicht eine kleine Ergänzung - das Galvanisieren der Kontakte mit dem "Spielzeug" von Conrad funktioniert sehr gut. Ob das Ganze Sinn macht, und ob man es "hört", das muss jeder für sich entscheiden. Hier ging es doch nur darum, dass jemand gerne wieder vergoldete Kontakte haben wollte, und ich der Meinung war, einen guten Rat geben zu können.

Korrekt ist natürlich auch, dass es Blödsinn ist, Relais für das Veredeln kaputtzumachen. Es gibt aber Relaistypen, die sich völlig problemlos zerlegen und wieder zusammenbauen lassen. Man erkennt die in Frage kommenden Relais daran, dass sie eine abnehmbare Klarsichthaube haben, die Spule mit Schrauben fixiert ist etc. Und nochmal - ob das ganze Sinn macht, das muss jeder für sich entscheiden.

Das wahrscheinlich wichtigste Argument fürs Vergolden ist die fast nicht mehr vorhandene Korrosion bei vergoldeten Kontakten. Gerade wenn man Geräte quasi für die Ewigkeit restaurieren möchte, ist es doch schön, wenn man sich nie mehr mit dreckigen Kontakten rumärgern muss. Auch Kontakte, bei denen die veredelte Oberfläche abgenutzt ist, können durch Vergolden oft noch gerettet werden, z.B. von Tastensätzen. Das ist natürlich eine elende Fummelei und funktioniert nur, wenn sich die Teile zerlegen lassen, aber für manches rare Gerät kann sich der Aufwand lohnen.

Gruß Frank

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#8 Beitrag von v/d/b » 15.07.2011, 00:19

Hallo zusammen,
danke für den Tipp mit dem Vergolden. Wobei ich da so meine Bedenken habe, ob das wirklich nachhaltig Abhilfe schafft. Mindestens müsste man bei alten Relais die Kontakte vorher sehr gut polieren und bei den meisten Relais kommt man dafür nicht gut genug an die Kontakte ran.
Bei Geräten, wo man absolut keine Teile mehr bekommt, ist das aber sicher einen Versuch wert.

Im konkreten Fall meines AC 701 bin ich nun aber zufällig fündig geworden und konnte bei ebay USA drei Original Relais ergattern. Die haben dann auch von Hause aus vergoldete Kontakte.
Hören wird man das m.E. übrigens nicht, aber Gold ist als Kontaktmaterial für geringe Ströme einfach besser geeignet.

Viele Grüße
Thomas

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#9 Beitrag von henry2 » 10.02.2012, 22:45

Hallo zusammen,

nach meiner heutigen Erfahrung möchte ich dieses Thema doch nochmal aufwärmen.

Vor ein paar Jahren habe ich mir einen Verstärker mit relaisgeschalteten Lautsprecherausgängen zugelegt - meinen ersten mit diesem "Feature". Seit einiger Zeit machten sich (nur bei geringen Lautstärken) immer wieder Kanalausfälle bemerkbar, die sich zuvor mit einem leisen Knistern ankündigten. Ich dachte zuerst, der Drehschalter zur Auswahl der Signalquelle sei der Schuldige, aber sehr schnell zeigte sich, dass nur die Ausgangsrelais die Ursache sein konnten.

Heute Nachmittag baute ich die Relais aus, deren Kontakte zeigten jedoch keinerlei schadhafte Stellen. Mit einem dünnen Steifen Küchenrolle, den ich mit Kontakt 60 8) getränkt hatte, reinigte ich die Kontakte gründlich; es waren aber keinerlei Schmutzspuren auf dem Papier zu sehen.

Nach dem Zusammenbau sitze ich nun heute Abend vor den Lautsprechern und bin hin und weg, während ich diese Zeilen schreibe. Mir scheint, als hätte ich einen neuen Verstärker. Die Kontaktsäuberung hat tatsächlich eine ganz erhebliche Verbesserung in der Wiedergabequalität bewirkt.

Erklärlich ist das dadurch, dass die Relaiskontakte im Laufe der Zeit langsam oxidierten oder es sich eine andere widerstandsbehaftete und letztlich isolierende Schicht gebildet hat. Dieser Vorgang entwickelte sich wohl sehr langsam und blieb dadurch bis zum Schluss, wo sich schon wirkliche Ausfälle zeigten, praktisch unbemerkt. Die schleichende Klangverschlechterung über Jahre hinweg wurde mir überhaupt nicht bewusst. Erst jetzt, nachdem dieser Effekt plötzlich beseitigt war, nahm ich nun besonders die deutlich bessere Auflösung, Detailtreue, auch bassstärkere und insgesamt eine wieder hervorragende, geschlossene Wiedergabe wahr.

Daher kommt nun so spontan mein Tipp an die Besitzer von Braun-Verstärkern/Receivern mit relaisgeschalteten Lautsprecherausgängen: Mal alle paar Jahre die Relaiskontakte mit Kontaktreiniger säubern. Der Klanggewinn ist enorm.

Sicherlich ist das aber auch abhängig vom verwendeten Kontaktmaterial; ein Versuch schadet aber keinesfalls. Wie ich in verschiedenen Beiträgen hier im Forum gelesen habe, treten auch bei Braungeräten öfter mal Probleme mit diesen Relais auf.

Einen schönen Abend und ein ebensolches Wochenende wünscht Euch

henry2

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#10 Beitrag von Norbert » 11.02.2012, 20:48

henry2 hat geschrieben:Nach dem Zusammenbau sitze ich nun heute Abend vor den Lautsprechern und bin hin und weg, während ich diese Zeilen schreibe. Mir scheint, als hätte ich einen neuen Verstärker. Die Kontaktsäuberung hat tatsächlich eine ganz erhebliche Verbesserung in der Wiedergabequalität bewirkt.
Hallo Heinrich,

ich habe mir dieses Feature quasi selbst eingebaut - denn die Geräte CEV 510/520 haben ja bekanntlich serienmäßig noch keine Relais-Verzögerung. Auf einem Kanal hatte ich deswegen schon Ausfälle, die klar auf das Relais zurückzuführen waren. Aber man erkannte absolut keine Brandstellen. Ich reinigte die Kontakte ebenfalls sehr gründlich und erhöhte noch etwas den Kontaktdruck durch ganz vorsichtiges Verbiegen der Kontaktfedern.

Ich habe zwar keinen direkten Vorher/Hinterher-Vergleich - aber mein CEV 510 spielte nach der Prozedur wieder absolut frisch und die Ausfälle kamen bis heute nicht wieder.

Gruß, Norbert
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#11 Beitrag von henry2 » 15.02.2012, 20:49

Hallo Norbert,

hier noch ein weiterer interessanter Aspekt zu Übergangswiderständen von Relaiskontakten.

Gruß Heinrich

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#12 Beitrag von Friedel » 15.02.2012, 22:40

Mal unabhängig davon, ob die Kontakte verbrannt, oder nur verschmutzt sind, es erhöht sich sprunghaft mit Zunahme der Übergangswiderstände der Klirrfaktor.

Ich sag es mal so, wenn ich eine Alternative zum Reinigen habe (neue Relais oder eben mit Adapterplatinen), dann baue ich Neue ein.

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#13 Beitrag von v/d/b » 15.02.2012, 23:13

Hallo zusammen,
dass auch das Gehäusematerial Einfluss auf die Lebensdauer haben kann ist natürlich ein interessanter Aspekt.
Ob das Ende der 70er bei Braun schon bekannt war? Wohl eher nicht.

Relais scheinen bei den slimlines sowieso ein leidiges Thema zu sein.
hier hatte ich ja auch noch was zu den Netzspannungsrelais im AP 701 geschrieben.

Wenn möglich halte ich es in solchen Fällen wie Friedel und tausche die Dinger aus.
Zumindest bei den Netzspannungsrelais dürfte so auch eine längere Lebensdauer als bei den Originalen gewährleistet sein.

Viele Grüße
Thomas

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