TG 550 - Bandzählwerk

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henry2
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TG 550 - Bandzählwerk

#1 Beitrag von henry2 » 21.05.2011, 22:34

Hallo zusammen,

seit gestern besitze ich das erste Tonbandgerät meines Lebens; und - zumindest für mich - neben dem TG 60, 502/504 auch eines der schönsten. Es ist ein TG 550 in traumhaft gutem Zustand, kaum gebracht, sieht fast aus wie neu. Alle Funktionen sind in Ordnung, der Klang ist sehr gut.

Einziges Manko: das Bandzählwerk ist sehr schwergängig und bewegt sich im Betrieb nicht. Vorsichtig von Hand betätigt läuft es; es lässt sich dann auch mit manueller Hilfe mit dem Reset-Knopf wieder auf "000" stellen, aber im Betrieb steht es es eben.

Ich möchte das Zählwerk nun ausbauen und zerlegen. Vermutlich ist das Gleitmittel zwischen den Ziffernwalzen (falls so etwas überhaupt verwendet wurde) verharzt oder anderweitig fest geworden.

Jetzt die Frage an die Spezialisten: Welches Mittel eignet sich für die Reinigung der Zählwerkkomponenten und anschließende Schmierung, ohne dass die Kunststoffteile angegriffen werden?

Vielen Dank im Voraus für Eure Überlegungen.

Viele Grüße

henry2

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Wilhelm
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#2 Beitrag von Wilhelm » 22.05.2011, 04:15

Hallo Henry2,
wenn ich Dir einen Rat geben darf, versuche erst garnicht das Zaehlwerk auseinander zu nehmen. Der Kunststoff ist ueber die Jahre so sproede geworden , dass eines der Teile garantiert beschaedigt wird. Dieser Fehler ist Besitzern solcher Geraete hinreichend bekannt (ich habe drei davon). Vielleicht kannst Du vorsichtig mit einer Nadel WD40 auf die Lager auftragen, mehr wuerde ich auf keinen Fall machen. Ein rohes Ei ist stabil dagegen.

Ansonsten noch herzlichen Glueckwunsch zu diesem feinen Geraet.

Gruss
Wilhelm

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v/d/b
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#3 Beitrag von v/d/b » 22.05.2011, 08:41

Hallo henry2,
Wilhelm hat recht, die Zählwerke sollte man mit äußerster Vorsicht behandeln.
Bei meinem TG 502 war der Riemen zum Zählwerk gerissen. Beim Auflegen eines neuen, ist das Antriebsrad am Zählwerk teilweise zerbröselt :cry:
Wenn Du das Zählwerk trotzdem reinigen möchtest / musst, würde ich es zunächst einmal mit Seifenlauge versuchen.
Beim Schmieren würde ich lieber auf ein spezielles Öl zurückgreifen, das besser für Kunststoffe geeignet ist, als WD-40.

Zwar schreibt der Hersteller von WD-40:
Die folgenden Kunststoffe wurden ohne sichtbare Veränderung 168 Stunden lang in WD-40 eingetaucht: Polyäthylen, Formica-Platte, Epoxy-Glashartgewebe, Delrin, Polypropylen, Akryl-Platte, Vinyl-Platte, Polyester, Nylon.
Aber:
Bei klarem Polykarbonat und Polystyrol: Haarrisse oder größere Risse können auftreten, wenn sie mit WD-40 in Kontakt kommen.
Einerseits denke ich, dass Du Dein TG länger betreiben möchtest als 168 Stunden :wink: und andererseits ist das zweite Zitat durchaus ein Hinweis darauf, dass zumindest einige Kunststoffe von WD-40 angegriffen werden.

Viele Grüße
Thomas

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#4 Beitrag von raimund54 » 22.05.2011, 11:58

Hi,

zur Schmierung der Achse am Zählwerk habe ich bisher immer Mehrbereichsöl für Automotoren genommen. Zwischen den Zifferwalzen habe ich nur selten mal einen Tropfen Öl gebraucht.

Zerlegen würde ich so ein Zählwerk auch nicht.

Gruß,

Raimund

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#5 Beitrag von tomjorg » 22.05.2011, 13:30

Hallo Henry,

ich habe auch von kompetenter Seite den Rat bekommen, das Zählwerk am besten nicht zu nutzen, z.B. auch auf Nullstellung zu verzichten.

Zur Schmierung würde ich eventuell auf Silikon-Spray zurückgreifen, ich schätze, das ist harmloser als WD-40 oder ähnliche. Vorsichtig mit Preßluft den Staub ausblasen und dann die Lager schmieren, mehr würde ich daran nicht machen!

Ansonsten wie ein rohes Ei behandeln und sich daran freuen, solange es läuft...

Schöne Grüße

Thomas

P.S.: Glückwunsch zum TG 500, schön ist das auf alle Fälle!

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henry2
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#6 Beitrag von henry2 » 22.05.2011, 21:29

Hallo liebe Helfer,

vielen Dank für Eure Tips und Ratschläge. Ich werde nun mal versuchen, aus Euren Vorschlägen eine Essenz zu gewinnen. Was ich schon mal sagen kann ist, dass ich das Zählwerk, wenn es nicht unbedingt sein muss, erst mal nicht zerlegen werde. Auch werde ich vorsichtshalber kein WD-40 verwenden (sorry, Wilhelm). Aber das mit dem rohen Ei ist auf jeden Fall hängen geblieben!

Zunächst möchte ich mich noch ein bisschen gründlicher über die diversen Reinigungs- und Schmiermittel informieren. Ballistol soll ja auch reine Wunder bewirken, aber man soll ja nicht gleich alles glauben. Das ganze ist also noch in der Erkundungsphase.

Auf jeden Fall werde ich über meine weitere Vorgehensweise berichten.

Viele Grüße

henry2

juergen

Silikonöl!

#7 Beitrag von juergen » 22.05.2011, 22:19

Hallo Henry,

ich würde mich auf jeden Fall meinen Vorschreibern anschließen, die von einem mineralischen Öl, und insbesondere von WD40, für die Verwendung an Kunststoffen abgeraten haben. Mit dem TG550-Zählwerk habe ich zwar keine Erfahrungen, aber ich habe schon das eine oder andere Kunststoffteil gesehen (um nicht zu sagen selbst vermurkst :oops: ), das z.B. nach dem Einsatz von üblichem Nähmaschinenöl spröde wurde und einfach wegbröselte.

Ich habe seit über 10 Jahren ein Fläschchen Synthetiköl 5530 von Robbe in Benutzung. Das ist lt. Robbe-Webseiten ein Silikonöl (wenn's auch auf der Verpackung nicht draufsteht), das speziell für Kunststoffe angeboten wird -- z.B. für die im Modellbau üblichen Minigetriebe mit Kunststoffzahnrädern. Schmiert nicht so gut wie Nähmaschinenöl, aber für diese Zwecke sicher gut genug, und hat mir noch bei keinem Kunststoffteil Ärger gemacht.

Mit gut 8 Euro für 4ml wird das Öl zum Apothekenpreis angeboten, aber ein Fläschchen hält ewig -- auch dank der praktischen, sehr fein dosierenden Metallkapillare.

Herzlichen Gruß,
Jürgen

P.S. Von Ballistol würde ich abraten - das kann überraschende Nebenwirkungen haben, vor allem hier im Forum! :lol:

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#8 Beitrag von derlange » 23.05.2011, 09:13

Hallo Henry,

ich würde das Originalzählwerk sicher verwahren und gegen eines von Telefunken (Magnetophon 201 TS o. ä.) tauschen. Diese können durch absägen zweier kleiner Sockel an der Unterseite passend gemacht werden. Der einzige Unterschied sind die Zahlenwalzen (Farbe von Schrift und Walze vertauscht), diese lassen sich jedoch problemlos zwischen den beiden Zählwerken austauschen.

Grüße
DerLange

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henry2
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#9 Beitrag von henry2 » 13.06.2011, 22:11

Hallo zusammen,

über die Pfingsttage habe ich nun etwas Zeit gefunden, mich mit dem Zählwerk zu beschäftigen. Nach dem Ausbau zeigte es sich vollkommen intakt; kein Zähnchen oder sonst etwas ausgebrochen, nur eben ziemlich schwergängig.

Ich beherzigte nach Möglichkeit Eure Ratschläge und behandelte es wie ein rohes Ei. Auch zerlegte ich es nicht, denn es ist definitiv nicht zerlegbar - zumindest nicht zerstörungsfrei. 8) Dennoch musste ich ja etwas tun! Ich mischte mir also eine Lösung aus destilliertem Wasser, Isopropanol (ca. 2/3, 1/3) und ein paar Tropfen Spüli an und weichte das Teil erst mal einige Minuten ein.

Mit einem kleinen Pinsel reinigte ich ringsum alle Zahnrädchen und Walzen, bewegte alle beweglichen Teile (immer untergetaucht), wobei sich nun alles wunderbar leicht drehen ließ. Auch die Rückstellung auf "000" funktionierte absolut leichtgängig. Ich bemerkte jedoch, dass auf den Walzen seitlich ein leichter schmieriger Film übrig blieb, der sich nicht restlos beseitigen ließ und offenbar auch nicht durch meine Reinigungslösung aufgelöst wurde. Ich wollte nun das Zählwerk nicht noch mehr beanspruchen und ließ es gut sein.

Nach Ausblasen, Trocknen und punktueller Schmierung an den Lagerstellen mit Silikon funktionierte das Zählwerk noch immer tadellos, jedoch war es nicht mehr ganz so leichtgängig wie zuvor in der Lösung. Ich hielt es aber noch für in Ordnung und baute es wieder an seinen angestammten Platz im TG550. Was mir vor dem Wiedereinbau auffiel, war ein leichter Schmierfilm auf dem Chassis an der Stelle, wo das Zählwerk moniert war. Er ließ sich ganz einfach mit einem mit etwas Reinigungsbenzin befeuchteten Lappen entfernen. Der selbe Schmierfilm fand sich auch auf dem Zählwerk selbst und stammte offenbar auch von dort. Das alte, verharzte Schmiermittel ist also benzinlöslich. Ich traute mich allerdings nicht mit Benzin an die Reinigung des Zählwerks, obwohl das bestimmt am wirksamsten gewesen wäre.

Momentan erübrigen sich jedoch weitere Reinigungsversuche; das Zählwerk funktioniert nach dem Zusammenbau wieder einwandfrei. Ohne dieses Teil ist man doch etwas blind beim Aufnehmen und späteren Wiederauffinden der Musikstücke mit diesem schönen Gerät.

Nochmals schönen Dank für Eure Tipps.

Viele Grüße, henry2

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